Apps spielen in unserem Medienalltag eine zentrale Rolle, auch bei Kindern und Jugendlichen. Deswegen bieten wir in diesem Teil des Specials Infos dazu, wie man sie in Bildungskontexten einsetzen kann. Sie sind in der politischen Bildung oder als Lehrkraft tätig? Vielleicht ist bei den folgenden Ideen auch etwas für Ihre Arbeit dabei.
Allein die Bedeutung von Apps für unseren Alltag ist ein Grund, sich näher mit ihnen zu beschäftigen. Denn hinterfragt werden sie selten. Aber es gibt nicht nur Nachholbedarf, die Auseinandersetzung mit Apps ist darüber hinaus aus mehreren Gründen auch besonders attraktiv.
Apps sind ...
- vergleichsweise leicht handhabbar,
- ermöglichen einen niedrigschwelligen Einstieg in die Auseinandersetzung mit wichtigen Zusammenhängern in der „digitalen Welt“ (Medienkompetenzen),
- eignen sich oft für handlungsorientiertes Lernen und außerschulische, mobile Formate,
- können mit verschiedenen Themen verknüpft werden,
- eignen sich als Ausgangspunkt für umfangreiche, anspruchsvollere Projekte.
Es gibt verschiedene Einsatzmöglichkeiten für Apps zum Thema Umwelt und Nachhaltigkeit. Sie unterscheiden sich vor allem im inhaltlichen Schwerpunkt und in der Komplexität.
Apps zum Themeneinstieg „Nachhaltigkeit“
Apps eignen sich insbesondere für einen anschaulichen Einstieg in die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsthemen. Denn sie können an Alltagserfahrungen anknüpfen. Das ist besonders motivierend für Kinder und Jugendliche, aber auch in der Erwachsenenbildung sehr hilfreich. Auf diese Weise können viele Aspekte der Thematik anschaulich vermittelt werden: Was hat mein Essen mit dem Klima zu tun? Und warum hat es Folgen für Menschen am anderen Ende der Welt, wenn ich T-Shirts bei Billigketten kaufe?
Hier eignen sich insbesondere Apps, die beim nachhaltigeren Einkauf helfen sollen. Zum Beispiel Scanner-Apps, die den Strichcode auf verschiedensten Produkten einlesen und Informationen zu deren Herkunft und zum „ökologischen Fußabdruck“ liefern.
Solche Anwendungen können in eine Einheit eingebunden werden, in der die eigenen Konsumgewohnheiten überprüft werden. Die App wird hier lediglich angewendet.
Projektidee: Nachhaltigkeit und Digitalisierung verbinden
Im Rahmen eines einfachen Projekts kann das Thema Nachhaltigkeit mit grundlegenden Medienkompetenzen verbunden werden. (Einen detaillierten Vorschlag und Materialien dafür bietet die Website Umwelt im Unterricht. Der folgende Text beschreibt die Grundidee.)
Das Projekt muss nur wenig darüber hinausgehen, was Jugendliche im Alltag häufig tun: Eine App herunterladen und ausprobieren.
Die Leitfrage für das Projekt kann sehr einfach gehalten werden: „Nachhaltige Apps“ versprechen, beim Umwelt- und Klimaschutz zu helfen. Wie (gut) funktioniert das?
Geeignete Apps finden sich hier in unserem Themenspecial.
Wichtig ist, vor dem Ausprobieren der App den gewünschten Zweck zu formulieren. Was genau soll die App bewirken? Daran schließt sich der Test an. Als Unterstützung kann eine Checkliste dienen. In Partnerarbeit werden einzelne Apps untersucht, die Ergebnisse werden zum Abschluss ausgetauscht und bewertet.
Diese einfache Projektidee adressiert mehrere wichtige Kompetenzen – sowohl Medienkompetenzen als auch Kompetenzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung:
- Den Einsatz von digitalen Werkzeugen kritisch reflektieren und diese bewusst und zielgerichtet auswählen,
- die Auswirkungen des eigenen Lebensstils ermitteln und beurteilen,
- die eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse anderer Menschen reflektieren,
- sich und andere für nachhaltige Wirtschafts- und Lebensformen motivieren.
Ansätze für die Reflektion über die „digitale Welt“
Darüber hinaus lassen sich auf diese Weise grundlegende Einsichten in die „digitale Welt“ vermitteln. Zum Beispiel, dass Software nicht vom Himmel fällt – auch wenn wir es gewohnt sind, für fast jeden Zweck kostenlose Apps herunterladen zu können: Gerade bei als „nachhaltig“ beworbenen Apps ist es interessant, die Geschäftsmodelle beziehungsweise die Finanzierung und die Interessen der Anbieter zu vergleichen. Es fällt auf, dass manche davon profitieren, wenn die Nutzerinnen und Nutzer etwas kaufen oder weil Hersteller oder Händler von Produkten die Anbieter bezahlen.
Das grundsätzliche Interesse solcher App-Anbieter liegt also darin, dass konsumiert wird. Je mehr, desto mehr Geld können sie verdienen. Ist das auch im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung? Andere Apps werden dagegen von Umwelt- oder Verbraucherschutzorganisationen herausgegeben, die ausdrücklich unabhängig von Unternehmen sein wollen. Die kritische Auseinandersetzung mit den Anbieterinteressen und die bewusste, begründete Auswahl von digitalen Werkzeugen sind weit über das Thema „nachhaltige Apps“ hinaus wichtig.
Projektideen für Fortgeschrittene: Die „digitale Welt“ mitgestalten
Eine weitere grundlegende Einsicht ist, dass Software vergleichsweise einfach veränderbar ist. Auch dies lässt sich vermitteln, wenn man Apps zielgerichtet ausprobiert und vergleicht. Erfahrungsgemäß stößt man schnell auf Dinge, die bei einer App besser gelöst sind als bei einer anderen. „Es geht also auch anders ...“ Diese Einsicht ist ein wichtiger Schritt heraus aus einer passiven Konsumentenrolle hin zu einem kritisch-konstruktiven Umgang mit digitalen Medien. „Für meinen Zweck wäre eine andere Lösung besser ...“
Darauf lässt sich vieles Aufbauen. Weitere Schritte hin zu einer aktiven Rolle könnten sein, selbst konstruktive Rezensionen zu verfassen oder Ideen für Verbesserungen zu entwickeln und zu skizzieren.
Je nach den gegebenen Voraussetzungen bietet es sich auch an, selbst Konzepte für Apps zu entwerfen oder sogar eigene Anwendungen zu programmieren.
Lesetipps für politische Bildner:innen
Wie können wir Digitalisierung nachhaltig gestalten? Das Potenzial digitaler Anwendungen ist zwar groß, doch die Risiken sollten nicht außer Acht gelassen werden. Ein kostenloses eBook von Steffen Lange und Tilman Santarius fasst diese Debatte übersichtlich zusammen und hilft beim Themeneinstieg: „Smarte grüne Welt? Digitalisierung zwischen Überwachung, Konsum und Nachhaltigkeit“ (Download auf nachhaltige-digitalisierung.de).
Einige Akteure der Bildung für nachhaltige Entwicklung beschäftigen sich damit, was dies für das Lernen bedeutet. Einblicke in die Diskussion ermöglicht das Diskussionspapier „BNE in einer digitalen Welt“ (zum Download (PDF, 964 KB) ). Darin geht es um die wechselseitige Ergänzung von Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Digitaler Bildung im Bereich Schule.
Zum Themenfeld Umwelt und Nachhaltigkeit finden Sie außerdem jede Menge Publikationen in unserem aktuellen Titelverzeichnis.
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