Demokratieberichte zur Lage der politischen Bildung in Nordrhein-Westfalen
Zweiter Demokratiebericht (2023)
Politische und demokratische Lebenswelten der nordrhein-westfälischen Bevölkerung in 2023
In Nordrhein-Westfalen kommen unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammen. Sie leben und gestalten die Gesellschaft gemeinsam. Demokratie ist hier im täglichen Leben erlebbar.
Ein demokratischer Wertekanon erhält sich jedoch nicht von alleine. Er bedarf im hier und heute und auch mit Blick auf die Zukunft der nachkommenden Generationen einer kontinuierlichen Auseinandersetzung, um eine demokratische Kultur und ein lebendiges zivilgesellschaftliches Engagement. Gerade in unserer aktuellen Zeit scheint die Demokratie vor besonders großen Herausforderungen zu stehen: Die Corona-Pandemie war kaum überwunden, schon folgte der Angriffskrieg auf die Ukraine. Auch stellt der Klimawandel und die Notwendigkeit eines nachhaltigen und ressourcenschonenden Wirtschaftens und Lebens unsere Gesellschaft und ihren Zusammenhalt seit Jahren auf die Probe. All dies sind Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen.
Wie die Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen auf das Land, die Chancen und Herausforderungen und die eigene Rolle in Gesellschaft, Demokratie und Politik blickt zeigt der zweite Demokratiebericht. Im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft hat die Landeszentrale für Politische Bildung nach 2021 damit zum zweiten Mal einen Bericht zur Lage der politischen Bildung vorgelegt. Grundlage ist eine repräsentative Umfrage unter Menschen aus Nordrhein-Westfalen ab 14 Jahren in der insgesamt 3149 Menschen in den Monaten März/April und Mai/Juni 2023 befragt wurden.
Die drei zentralen Schwerpunkte des Berichts sind:
- Politisches Interesse und Einstellungen zur Demokratie
- Politische Beteiligung mit dem Fokus auf Wahlen und Gründen der Nichtwahl (Hier wurde vor dem Hintergrund der historisch niedrigen Wahlbeteiligung bei der nordrhein-westfälischen Landtagswahl 2022 ein Schwerpunkt gelegt).
- Kenntnis, Nutzen und Erwartungen an Angebote der politischen Bildung (Im Hinblick auf die Einführung des Wahlalters mit 16 Jahren bei der nächsten Landtagswahl wurde die Gruppe der 14-18-Jährigen hier besonders genau in den Blick genommen)
Daraus ergeben sich zwei Leitfragen:
- Wie kann aufsuchende und auf Teilhabe abzielende politische Bildung weiterentwickelt werden?
- Mit welchen Formaten und Anreizen können Menschen erreicht werden, die sich bislang zu wenig oder gar nicht von den Angeboten politischer Bildung angesprochen fühlen? Es geht um Impulse und Anreize für Formate und Wege der Ansprache, die auch gerade jene Menschen erreichen, die sich bisher zu wenig und teilweise auch gar nicht von politischer Bildung angesprochen fühlen
Die Ergebnisse der Befragung stimmen dabei durchaus optimistisch: Die Mehrheit der in Nordrhein-Westfalen lebenden Menschen ist mit dem persönlichen Leben in Nordrhein-Westfalen zufrieden. Außerdem interessieren sich die Menschen für Politik im Allgemeinen für Politik und auch für konkrete politische Themen. Vor allem aber ist die große Mehrheit von der Demokratie, die als politisches System am besten zu unserer Gesellschaft passt, überzeugt. Auch erfahren grundlegende Demokratische Werte und Prinzipien wie Meinungs- und Pressefreiheit, Rechtsstattlichkeit, Kompromiss bei politischen Entscheidungen, Wahlen, Respekt von Andersdenkenden und Chancengleichheit sehr hohe Zustimmung. Dies zeigt, dass Diversität und Vielfalt wie in unserer nordrhein-westfälischen Gesellschaft mit gemeinsamen demokratischen Werten einhergehen können.Mehr noch wird deutlich, dass gerade die auch ein grundlegendes und starkes verbindendes Element sein können.
Gleichzeitig muss allerdings festgestellt werden, dass ein nicht unerheblicher Anteil der Bürgerinnen und Bürger die Demokratie nicht in vollem Umfang unterstützt. Diese Ergebnisse legen nahe, dass das Vertrauen in die politischen Prozesse und das politische Personal gestärkt werden muss, um die Teilhabe an Gesellschaft und die Wahlbeteiligung zu erhöhen sowie die Legitimation demokratischer Wahlentscheidungen zu erhalten und zu stärken. Die politische Bildung muss dabei digitaler, aufsuchender und attraktiver für junge Menschen werden. Angesichts des Mediennutzungsverhaltens der Menschen muss sie zudem ihr Angebot auch in die digitalen Räume verlegen oder zumindest dort präsentieren. Gleichzeitig wird deutlich, dass der Erwerb digitaler Medienkompetenz zentral zur politischen Bildung gehört.
Details zu diesen und weiteren Erkenntnissen sind im Bericht zu finden. Der vorliegende Demokratiebericht trägt damit dazu bei, unsere politische und demokratische Kultur besser zu verstehen und gleichzeitig Handlungsmöglichkeiten für die politische Bildung aufzeigen, um die Menschen noch mehr für Demokratie zu begeistern und unserer Demokratie so zu stärken.
Wir wünschen viel Freude beim Lesen und eine erkenntnisreiche Lektüre!
Hier können Sie den Demokratiebericht 2023 (PDF-Datei, 3 MB) herunterladen.
Erster Demokratiebericht (2021)
Während die Demokratie als Staatsform stark in den Köpfen der Menschen verankert ist, wird sie weitaus weniger als Haltung und Lebensform verstanden. Das ist eines der Ergebnisse des kürzlich veröffentlichten - 95 Seiten starken - Demokratieberichts zur Lage der politischen Bildung in Nordrhein-Westfalen. Dieser wurde von der Landeszentrale für politische Bildung unter Beteiligung der für Bildungsfragen zuständigen Ressorts der Landesregierung erstellt.
Der Bericht enthält nicht nur einen Überblick über Organisation und Angebote politischer Bildung in Nordrhein-Westfalen, sondern auch die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsinstituts „forsa“ zu folgenden Themen:
- Zufriedenheit mit den Lebensverhältnissen und dem politischen System
- Demokratieverständnis
- Politisches Interesse und Partizipation
- Politisches Informationsverhalten
- Herausforderungen für die Gesellschaft
- Nutzung von Angeboten der politischen Bildung
Diese Ergebnisse zeigen auf, in welchen Bereichen Verantwortliche politischer Bildung Akzente für eine demokratische Weiterentwicklung der Gesellschaft setzen können. So soll der Demokratiebericht als Grundlage für die Weiterentwicklung und Stärkung der Demokratie sowie der politischen Bildung in Nordrhein-Westfalen dienen.
Zur Genese:
2019 forderte der Landtag von Nordrhein-Westfalen die Landesregierung auf, regelmäßig einen „Demokratiebericht zur Lage der politischen Bildung vorzulegen“. Dieser solle dem federführend zuständigen Hauptausschuss und anderen interessierten Ausschüssen als Beratungsgrundlage dienen (LT-Drs. 17/6245).
Hier können Sie den Demokratiebericht 2021 (Pdf-Datei, 3 MB) herunterladen.
Ansprechperson in der Landeszentrale
Dr. Guido Hitze (Leiter der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen)
Tel. 0211-896-4844
E-Mail: Guido.Hitze(at)politische-bildung.nrw.de
Veröffentlichung: Oktober 2021
Letzte Aktualisierung: Dezember 2023