Rechtsextremismus

„Die entscheidende Trennlinie unserer Demokratie verläuft nicht zwischen Alteingesessenen und Neubürgern, auch nicht zwischen Christen, Muslimen, Juden oder Atheisten. Die entscheidende Trennlinie verläuft zwischen Demokraten und Nicht-Demokraten. Es zählt nicht die Herkunft, sondern die Haltung.“
(Joachim Gauck, 2012 - 2017 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland; aus der Rede zum Ende der Amtszeit, Januar 2017)

Rechtsextremisten lehnen grundsätzlich die Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aller Menschen ab. Dieses Werteverständnis steht in einem fundamentalen Widerspruch zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

Die Aufklärung und Prävention gegen Rechtsextremismus und Rassismus gehören zu Kernaufgaben der Landeszentrale. Auf dieser Infoseite präsentieren wir Informationen aus unserem Angebot, damit Sie das Phänomen besser verstehen, erkennen und sich dagegen wehren können.

Veröffentlichung: Mai 2023
Letzte Aktualisierung: Mai 2023

Definition

Der renommierte Rechtsextremismus-Experte Hans-Gerd Jaschke hebt in seiner 2001 formulierten Definition des Begriffes u.a. die im Folgenden genannten Punkte hervor.

Der Rechtsextremismus

  • gehe von der Ungleichheit der Menschen aus und lehne das Gleichheitsgebot der Menschenrechte ab,
  • verlange ethnische Homogenität von Völkern,
  • betone den Vorrang der Gemeinschaft vor dem Individuum und gehe von der Unterordnung der Bürger und Bürgerinnen durch den Staat und dessen Gesetze aus,
  • lehne Wertepluralismus und Multikulturalismus ab,
  • möchte Demokratisierung rückgängig machen und sei antimodernistisch.

(vgl. Jaschke, Hans-Gerd (Hg.): Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Begriffe, Positionen,Praxisfelder, Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden, 2001, S. 30)

Wichtige ideologische Bausteine des Rechtsextremismus

Rassismus ist eine Ideologie, die Menschen anhand ihrer Herkunft, Kultur oder anderer Merkmale kategorisiert. Den so entstehenden gesellschaftlichen Gruppen („Wir“ und „Andere“) werden vermeintlich natürliche Eigenschaften zugeschrieben, wobei die Fremdgruppe abgewertet und die eigene Gruppe aufgewertet wird. Rassismus dient so der Rechtfertigung von Ungleichheit.

Antisemitismus ist ein Sammelbegriff für alle Formen moderner Judenfeindschaft. Die Bundesregierung hat wie viele andere Institutionen die Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance verabschiedet, um Antisemitismus besser erfassen zu können. Demnach ist Antisemitismus „eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.“

Im Rechtsextremismus finden sich noch viele weitere Ungleichwertigkeitsvorstellungen wie z.B. die Abwertung von Sinti und Roma (Antiziganismus), die Bekämpfung der Gleichberechtigung von Frauen (Antifeminismus) oder der Hass auf schwule, lesbische und bisexuelle Menschen (Homo- und Trans*feindlichkeit).

Der Begriff „Rechtsextremismus“ wird oft unpräzise nur für die Bezeichnung extremistischer Strömungen innerhalb der politischen Rechten oder kleiner, randständigen Gruppen verwendet. Dabei finden rechtsextreme Ideologiefragmente in breiten Teilen der Gesellschaft Gehör – nicht selten auch deshalb, weil sie nicht als solche erkannt werden.

Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus und Rassismus

Die Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus und Rassismus (LKS) in Nordrhein-Westfalen wurde 2008 eingerichtet. Sie liegt in der Zuständigkeit der Stabsstelle „Prävention gegen Antisemitismus, politischen und religiösen Extremismus, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit“ im Ministerium für Kultur und Wissenschaft. Sie ist zentrale Anlaufstelle in den Themenfeldern Rechtsextremismus und Rassismus in Nordrhein-Westfalen. Hauptaufgaben sind die Vernetzung staatlicher und nichtstaatlicher Akteure in NRW sowie die Förderung von Beratungsstellen und -angeboten.

Die Website der LKS informiert über die Trägerlandschaft in NRW und die Standorte der Beratungsstellen. Ebenso finden Sie dort Informationen über die Projekte und Programme, die die Landeskoordinierungsstelle koordiniert und unterstützt sowie Beispiele zivilgesellschaftlicher Initiativen in NRW in Bereichen: Rechtsextremismus und Rassismus, Anitsemitismus, Antifeminismus und Islamismus.

Monatlich erscheint auch ein LKS-Newsletter, in dem Neuigkeiten und Informationen aus den Beratungseinrichtungen, dem Landesnetzwerk gegen Rechtsextremismus, der LKS und den Projekten sowie dem gesamten Themenfeld der Prävention von Rechtsextremismus und Rassismus in NRW gebündelt werden. Der aktuelle Newsletter ist online abrufbar. Dort finden Sie im Archiv auch die vorangegangenen Ausgaben sowie die Möglichkeit zur An- und Abmeldung.

Aus unserem Publikationsverzeichnis

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Handbuch Rechtsextremismus

Auf dem neuesten Forschungsstand werden hier alle Aspekte des Rechtsextremismus verständlich ergründet.

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Rechtsextremismus in Deutschland

Dieses Buch verdeutlicht, dass es sich beim Rechtsextremismus um eine eklatante gesellschaftliche Bedrohung handelt.

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Cas Mudde untersucht die Wurzeln, die Geschichte und den Wandel rechter Organisationen, ihre Ideologie und ihre Macht.

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Der Extremismus-Experte Armin Pfahl-Traughber analysiert hier die geistigen Vorbilder der „Neuen Rechten“.

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Eine Analyse der Bewegung, die die Bundesrepublik und ihre Gesetze für nicht existent erklärt.

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Dieser Leitfaden hilft, Position gegen Parolen zu beziehen und fundierte Argumente entgegen zu setzen.

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Die afrodeutsche TV-Moderatorin Mo Asumang wagt ein spektakuläres Experiment und sucht die offene Konfrontation mit rechtsextremen Hasspredigern.

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Die Graphic Novel erzählt die autobiographische Geschichte von Nils Oskamp, der in den achtziger Jahren Opfer rechter Gewalt wird.

Aus unserem Medienarchiv

Die rechtsextreme und neonazistische Partei Svenskarnas parti aus Schweden, von der im Film Im Feind vereint die Rede ist, wurde bereits 2015 aufgelöst. Gegen die NPD lief ein Verbotsverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht, der zurückgewiesen worden ist, aber die von der Partei verfolgten Ziele wurden dennoch als verfassungsfeindlich eingestuft.

Einige Parteien, die in den unten vorgestellten Filmen gezeigt werden, sind nicht mehr politisch aktiv, andere haben keine große Anzahl von Anhängerinnen und Anhängern mehr. Die von ihnen verfolgten Ziele und eine menschenfeindliche Weltanschauung werden dennoch durch deren Nachfolgende weitergetragen und propagiert. Und die rechtsextremen und verschwörungstheoretischen Inhalte sind in vielen gesellschaftlichen Kreisen verbreitet, wie der Film Die sind eben so exemplarisch zeigt.

Im Feind vereint - Europas rechtsextreme Internationale

Im Feind vereint - Europas rechtsextreme Internationale (2014)

Sie brüllen „Ausländer raus“ und schließen gleichzeitig internationale Bündnisse. Der gemeinsame Feind vereint: gegen fremde Religionen, drohende Rassenvermischung - und gegen die Europäische Union. Eine Dokumentation über die Strategie der europäischen Rechtsextremisten, die auch heutzutage unverändert scheint zu sein.

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Die NPD: Heimat, Hitler, Hass

Die NPD: Heimat, Hitler, Hass (2013)

Die NPD präsentierte sich als Retterin Europas. Wie kaum eine andere Partei jonglierte sie zwischen Provokation, Sozialprotest und rechtsextremer Volksverhetzung. Ihr Einfluss ist in den letzten Jahren zurückgegagen. Ungerfährlich für die Demokratie ist sie aber nicht geworden.

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Rechtsextrem - zwischen Schnuller und Springerstiefel

Rechtsextrem - zwischen Schnuller und Springerstiefel (2008)

Die rechtsextremistische Szene hat sich in den letzten Jahren verändert. Hinter der vordergründigen Kritik an Globalisierung oder - derzeit - an Corona stehen jedoch immer die alten nationalistischen und ausländerfeindlichen Ideologien. Die Serie aus dem Jahr 2008 gibt tiefe Einblicke in die rechte Szene. Viele davon sind nach wie vor sehr gegenwärtig.

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Die sind eben so

Die sind eben so (1983)

1983, im Pott. Die „Anderen“: Das sind für die Fans von Borussia Dortmund vor allem die Anhänger von Schalke 04, die sie verprügeln, weil sie „Dreck sind“. Für die Schalker sind die Dortmunder alle „Schweine“, die man „hassen“ muss. Der Film wirft ein Schlaglicht auf rechtsextreme Tendenzen unter Fußballfans.

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Unsere Veranstaltungen zum Thema

Einstiegsprozesse in den Rechtsextremismus und Islamismus  - Link auf: Einstiegsprozesse in den Rechtsextremismus und Islamismus

Einstiegsprozesse in den Rechtsextremismus und Islamismus

Informationsreihe in Kooperation mit dem Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Veranstaltungen nehmen den Beginn von Lebenswegen in rechtsextremistischen oder islamistischen Gruppierungen in den Blick.

mehr erfahren über: Einstiegsprozesse in den Rechtsextremismus und Islamismus

Mehr erfahren: Medien- und Linktipps

Rechtsextremismus

Die Bundeszentrale für politische Bildung präsentiert auf ihrer Website ein umfangreiches Dossier, in dem u.a. die Maßnahmen gegen Rechtsextremismus, Verschwörungstheorien und Frauen- und Queerfeindlichkeit extremistischer Täter thematisiert werden.

zum Dossier


Was ist Rechtsextremismus und Rechtspopulismus?

Das Dossier der Amadeu Antonio Stiftung erläutert die beiden Begriffe, deren Überschneidungen und Erscheinungsformen.

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Rechtsextremismus

Das Bundesamt für Verfassungsschutz widmet dem Thema ein Special, in dem u.a. auch rechtsextremistische Musik und Kampfsport beschrieben werden.

zum Special


Jahresbilanz rechter Angriffe 2022

Die Fachberatungsstellen für Betroffene von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in NRW verzeichnen in ihrer Jahresbilanz 2022 eine Zunahme rechter Angriffe.

zum Hingergrundpapier auf der Website der LKS

weitere Informartionen über die Opferberatungsstellen

Möchten Sie mehr über Verschwörungsmythen wissen? Auf unserer Info-Seite finden Sie eine Auswahl an Informationen, Filmen und Publikationen zum Thema.

Hier gelangen Sie zur weiteren Angeboten von uns, die über die Geschichte des Nationalisozialismus in Deutschland informieren.