Eine Vielzahl von Apps verspricht uns praktische, alltagstaugliche Unterstützung und einen konkreten Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit, insbesondere im Bereich Umwelt. Welche Vorteile bieten solche Anwendungen? Was sollten wir bei der Nutzung beachten? Die wichtigsten Tipps gibt es in unserem Schnellcheck.
Der App-Check auf einen Blick
Die Sinnfrage: Auf welche Weise soll die App Umwelt- oder soziale Probleme verringern – ist der Ansatz schlüssig?
Das eigene Verhalten: Wird mein Alltag durch die App insgesamt nachhaltiger, oder werden die Vorteile an anderer Stelle zunichte gemacht („Rebound-Effekt“)? Zum Beispiel durch Autofahrten zu Bioläden oder mehr Einkäufe.
Datenschutz: Kann es sein, dass der App-Anbieter Daten sammelt – zum Beispiel, um personalisierte Werbung anzuzeigen?
Bewusste Nutzung: In welchen Bereichen können Apps sinnvoll sein?
Zunächst ist es wichtig, sich die grundlegenden Zusammenhänge vor Augen zu führen: Was genau an unserem Verhalten ist schlecht für Umwelt und Klima? Bei welchen Produkten muss ich damit rechnen, dass sie unter unmenschlichen Bedingungen hergestellt werden? Was fällt am meisten ins Gewicht, welche „Konsumsünden“ sind dagegen weniger schwerwiegend?
Laut den Daten des Umweltbundesamtes haben zum Beispiel Konsumgüter den größten Anteil am Ausstoß von Treibhausgasen, den wir im Alltag verursachen. Er liegt bei 38 Prozent. Danach folgen Mobilität mit 19 Prozent und Ernährung mit 15 Prozent. Der Stromverbrauch macht dagegen nur 7 Prozent aus. Viel wichtiger ist dagegen das Heizen mit 15 Prozent.
In diesen Bereichen können wir also grundsätzlich etwas für den Klimaschutz tun. Der Vergleich zeigt bereits, dass unser Umgang mit Konsumgütern besonders wichtig ist.
Gerade bei Konsumgütern kommt es auf die Einzelheiten an. Hier ist es wichtig zu berücksichtigen, wie schwer der „ökologische Rucksack“ eines Produkts ist, das heißt, wie viel Aufwand und Ressourcen insgesamt darin stecken. Eine ganze Reihe von Apps will diesen „Rucksack“ unserer Konsumgüter deutlich machen. Sie zeigen zum Beispiel Inhaltsstoffe und Informationen zu den Herstellungsbedingungen an.
Wie wichtig ist mein Beitrag? - Unsere Infografik veranschaulicht unseren CO2-Fußabdruck.
Hier erfahren Sie mehr zu den möglichen Anwendungsbereiche von Apps zum Thema Nachhaltigkeit.
Kein Allheilmittel: Apps ersetzen nicht das nachhaltige Denken
Grundsätzlich können Apps also hilfreich sein. In jedem Fall empfiehlt es sich aber mitzudenken.
So sind umweltschonende Produkte zwar wünschenswert. Wenn aber die Tipps aus der Einkaufs-App dazu führen, mit dem Auto verschiedene Bio-Läden anzufahren, ist deren Vorteil schnell dahin. Das kann theoretisch auch passieren, wenn eine App so viel Lust auf nachhaltigeren Konsum macht, dass man mehr kauft als zuvor. Dieser Effekt wird auch als „Rebound“-Effekt bezeichnet (auf Deutsch etwa: „Rückschlag“).
Kritisch nachgefragt: Die „Nebenwirkungen“ von Apps
Bei der Nutzung von Apps gibt es aus Sicht der Nachhaltigkeit generell einige kritische Aspekte.
Smartphones und andere IT-Geräte sind selbst Produkte mit schlechter Umweltbilanz. Schon die Förderung der nötigen Rohstoffe wie Zinn oder Coltan ist oft problematisch. Und beim Transport der Materialien und Einzelteile kommen mehrere zehntausend Kilometer zusammen. Wer durch sein eigenes Verhalten einen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit leisten will, sollte auch hier ansetzen. Zum Beispiel durch möglichst lange Nutzung eines Gerätes.
Ein weiterer kritischer Punkt ist der Datenschutz. Generell sind viele in den App-Stores erhältliche Anwendungen mit Werbenetzwerken verknüpft. Sie sammeln Daten über ihre Nutzerinnen und Nutzer und übertragen diese teilweise an Firmen, die diese mit Daten aus anderen Quellen kombinieren. Sie verkaufen diese oft weiter, vor allem an Unternehmen, die personalisierte Werbung schalten.
Mehr zum Thema Datensammlung und Datenschutz erfahren Sie in unserem "Big Data"-Special.
Es empfiehlt sich bei der Nutzung von Apps grundsätzlich, das Geschäftsmodell der App zu hinterfragen. Verdient der Anbieter Geld mit Werbung? Dann könnte das Risiko bestehen, dass Daten gesammelt werden. Hilfreich zur Einschätzung können die Angaben zu Privatsphäre und Datenschutz sein. Sie finden sich in der App-Beschreibung, auf der Internetseite des Anbieters oder in der App selbst.
Speziell bei Apps, die als „nachhaltig“ beworben werden, gibt es einen weiteren kritischen Punkt. Gelegentlich wird App-Anbietern „Greenwashing“ vorgeworfen. Das bedeutet, dass die App nur vorgeblich den Umweltschutz fördert, eigentlich aber den Interessen von Unternehmen dient. Dabei geht es vor allem um Einkaufs-Apps. Hier gibt es gelegentlich Kritik daran, dass die Wirkung im Sinne der Nachhaltigkeit gering ist, während gleichzeitig zum Beispiel bestimmte Produkte oder ein Unternehmen besonders positiv dargestellt werden. Liegt das Interesse der App-Anbieter eventuell darin, dass möglichst viel konsumiert wird und sie Geld verdienen? Oder wird die App von Umwelt- oder Verbraucherschutzorganisationen herausgegeben, die ausdrücklich unabhängig von Unternehmen sein wollen? Auch hier empfiehlt es sich, das Geschäftsmodell und den Anbieter der App zu hinterfragen und Apps bewusst auszuwählen.
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