Factsheets und FAQs
Unsere Factsheets bieten Ihnen einen ersten Einstieg in das Thema Antisemitismus und versuchen, sowohl der Komplexität des Gegenstands gerecht zu werden als auch die Grundlagen einfach zu erklären. Sie richten sich vor allem an Multiplikatoren. Am Ende jedes Factsheets finden Sie Literaturhinweise zum Thema.
Beachten Sie auch unsere FAQs. Hier finden Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen und Hinweise zu Ansprechpartnern und Beratungsstellen.
Factsheets
Antisemitismus ist ein schwer zu definierendes Phänomen. Das liegt unter anderem daran, dass es neben den offen antisemitischen Handlungen und Reden auch unterschwellige Ausdrucksformen gibt. So wird in Reden die Feindschaft gegen Jüdinnen, Juden oder „das Jüdische“ auch mit Anspielungen oder Codes geschürt. Solche Codes sind für das adressierte Publikum oft verständlich. Juristisch beweisbar ist die so transportierte antisemitische Bedeutung allerdings nicht so leicht. In der Antisemitismusforschung hat sich für dieses Phänomen die Bezeichnung latenter Antisemitismus etabliert.
Was meint latenter Antisemitismus? Welche Rolle haben antisemitische Codes und Anspielungen und die unbewussten Formen der Judenfeindschaft?
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Autor: Dr. Olaf Kistenmacher
Jüdische Schülerinnen und Schüler sind vielfach antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. Das zeigt eine von der Antisemitismusbeauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen beauftragte Befragung jüdischer Institutionen in Nordrhein-Westfalen. Die berichteten antisemitischen Vorfälle gehen von unterschiedlichen Personengruppen aus: Von Mitschülerinnen und Mitschülern sowie (deren) Eltern, aber auch von Lehrkräften.
Wie kann Antisemitismus in der Schule und im Unterricht auftreten und was kann ich dagegen tun?
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Autor: Sebastian Salzmann
Die Antisemitismusforschung beschreibt verschiedene Formen des Antisemitismus. Eine Form ist der israelbezogene Antisemitismus. Der israelbezogene Antisemitismus unterscheidet sich von einer sachlichen Kritik an einer bestimmten Politik einer israelischen Regierung oder auch von einer jüdischen, religiös begründeten Ablehnung eines jüdischen Staates. Kritik an der israelischen Regierungspolitik ist legitim, sofern sie bestimmte Aktionen oder Entscheidungen israelischer Politik betrifft und argumentativ rational, faktenorientiert und sachlich ist.
Um den Unterschied zu erkennen, gibt es verschiedene Kriterienkataloge.
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Autor: Jannis Stenzel
Seit dem Massaker der Hamas nahm die Zahl antisemitischer Vorfälle drastisch zu. So fanden in Deutschland im ersten Monat nach dem 7. Oktober 2023 177 antisemitische Versammlungen statt, darunter 22 mit islamistischer Dominanz (Bundesverband RIAS 2023). Dies hat der Frage nach dem Antisemitismus unter Muslimen erneut Aufmerksamkeit verschafft:
Wie verbreitet ist der Judenhass in muslimischen Milieus? Und wie ist er zu erklären?
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Autor: Dr. Matthias Küntzel
Dass es in der Geschichte der politischen Linken antisemitische Aussagen und Handlungen gegeben hat, ist in der Fachwissenschaft unumstritten. Trotzdem sorgt das Thema nach wie vor für – zum Teil heftige – Diskussionen. Denn es ist eine Gleichzeitigkeit zu berücksichtigen. Offiziell haben anarchistische, kommunistische und sozialistische Linke Judenfeindschaft stets als falsch, reaktionär und faschistisch abgelehnt und antisemitische Bewegungen bekämpft. Beim Antisemitismus in der Linken handelt es sich also um eine Variante des latenten, nicht offenkundigen, Antisemitismus. Die Antisemitismusforschung verdankt zudem ihre wesentlichen Einsichten Theoretikerinnen und Theoretikern, die, wie Theodor W. Adorno, Hannah Arendt oder Jean-Paul Sartre, auf der Seite der politischen Linken standen.
Wie äußert sich Antisemitismus von links?
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Autor: Dr. Olaf Kistenmacher
Das Wissen über die Geschichte des Nationalsozialismus und um die Vernichtung der Jüdinnen und Juden während des Zweiten Weltkriegs schützt nicht gegen antisemitische Einstellungen. Dieses Wissen kann sogar eine neue Form der Judenfeindschaft befördern, den Schuldabwehr-Antisemitismus, auch „sekundärer Antisemitismus“ genannt. Das Konzept des Schuldabwehr-Antisemitismus, das oft mit der Formel definiert wird, dabei handle es sich um eine Judenfeindschaft „nicht trotz, sondern wegen Auschwitz“, geht zurück auf Forschungsergebnisse des Frankfurter Instituts für Sozialforschung Anfang der 1950er Jahre (Salzborn 2010, 199–219).
Wie hängt die Erinnerung an den Nationalsozialismus und Antisemitismus zusammen? Und welche Rolle spielt Schuldabwehr beim Hass auf Israel?
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Autor: Dr. Olaf Kistenmacher
Verschwörungserzählungen sind ein weitverbreitetes Phänomen in unserer Gesellschaft. Gleichzeitig sind sie nicht neu, sondern begleiten menschliches Zusammenleben seit jeher. Manche Verschwörungserzählungen erscheinen Außenstehenden als so absurd, dass es schwerfällt, nicht in Gelächter auszubrechen. Jedoch können solche Erzählungen gefährliche Folgen haben, wenn Verschwörungsgläubige zum Beispiel meinen, sich mit Gewalt wehren zu müssen und ihnen dabei jedes Mittel als legitim erscheint.
Was genau sind also Verschwörungserzählungen? Wie gefährlich sind sie? Und wie ist der Zusammenhang mit Antisemitismus?
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Autor: Jonas Herms
FAQs
Antisemitismus ist ein komplexes Phänomen und nicht immer leicht zu erkennen. Die Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen (Landeszentrale) bietet in ihrem Themenspecial Factsheets an, um eine erste Orientierung im Themenfeld zu bieten.
Darüber hinaus hat die Landeszentrale eine Vielzahl von Publikationen, die sich mit dem Thema Antisemitismus auseinandersetzen. Eine Auflistung finden Sie ebenfalls in diesem Special unter Factsheets und Publikationen.
Auch gibt es in Nordrhein-Westfalen eine Reihe von Fortbildungsangeboten (siehe weiter unten) für unterschiedliche Zielgruppen.
Antisemitismus ist ein Ausdruck von Menschenverachtung und gefährdet deshalb die Demokratie in ihren Grundsätzen. Alle Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, gegen Antisemitismus zu handeln und aktiv zu werden.
Wichtig ist, sich mit Jüdinnen und Juden zu solidarisieren, die von antisemitischen Anfeindungen betroffen sind. Sorgen und Ängste von Betroffenen sind unbedingt ernst zu nehmen. Bei einem antisemitischen Vorfall können Sie aktiv einschreiten. Sie können durch Handlungen oder Worte Haltung zeigen, Betroffene unterstützen und dazu beitragen das die Situation nicht weiter eskaliert oder Hilfe holen, wenn es notwendig ist. Bleiben Sie in einem Wortgefecht ruhig. Sollte es sich um eine gefährliche Situation handeln rufen Sie die Polizei. Oft hilft es bereits weitere Menschen aktiv anzusprechen und konkret um Unterstützung - etwa die Wahl der Nummer 110 - zu bitten.
Die Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus und Rassismus fördert ein Projekt der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit bietet hier vierteilige Schulungen zu sämtlichen Aspekten des Antisemitismus an. Zudem können dort auch themenspezifische Fortbildungen zu Antijudaismus, israelbezogenem Antisemitismus und weiteren Aspekten des Antisemitismus zielgruppenspezifisch angefragt werden. Auch für (angehende) Erzieherinnen und Erzieher sowie Rechtsreferendarinnen und -referendare gibt es bereits erprobte Formate.
Auch viele andere Institutionen der Zivilgesellschaft sind im Bereich der antisemitismuskritischen Bildung und Prävention tätig. Auf der Homepage der Antisemitismusbeauftragten haben Sie mit Hilfe einer Datenbank die Möglichkeit, nach Angeboten und Institutionen im Bereich der Antisemitismusprävention zu suchen.
In Nordrhein-Westfalen gibt es spezielle Beratungsstellen, die sich auf das Thema Antisemitismus spezialisiert haben. An die Beratungsstelle können sich insbesondere Personen wenden, die von Antisemitismus betroffen sind und deswegen Unterstützung in Anspruch nehmen möchten. Auch Institutionen werden hier beraten:
- ADIRA. Antidiskriminierungsberatung und Intervention bei Antisemitismus und Rassismus.
Telefon: 0231 / 557-47251
E-Mail: kontakt(at)adira-nrw.de
Website: adira-nrw.de
- SABRA. Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit. Beratung bei Rassismus und Antisemitismus
Telefon: 0211 / 941-95988
E-Mail: sabra(at)jgdus.de
Website: www.sabra-jgd.de
- Fachstelle [m²] miteinander mittendrin
Telefon: 0221 / 221-31280
E-Mail: mhochzwei(at)stadt-koeln.de
Website: antisemitismus-melden.koeln
Die Betroffenenberatungsstellen „Opferberatung Rheinland“ für die Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf und „BackUp – Beratung für Betroffene rechtsextremer, rassistischer und antisemitischer Gewalt“ für die Regierungsbezirke Arnsberg, Detmold und Münster beraten, unterstützen und begleiten Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Die Beratung ist vertraulich, kostenlos & unabhängig davon, ob Anzeige erstattet wurde.
- Opferberatung Rheinland (OBR)
Telefon: 0178 /8113900
E-Mail: beratung(at)opferberatung-rheinland.de
Website: www.opferberatung-rheinland.de
- BackUp - Beratung für Betroffene rechtsextremer, rassistischer und antisemitischer Gewalt
Telefon: 0172 / 1045432
E-Mail: contact(at)backup-nrw.org
Website: www.backup-nrw.org
Sowohl als betroffene Person als auch als Zeuge oder Zeugin können Sie Vorfälle bei der Polizei melden. Nicht alle Taten und Vorfälle sind strafrechtlich relevant und führen daher nicht zu weiterer juristischen Verfolgung oder Verurteilung. Dennoch sind Meldungen bei der Polizei wichtig, um eine erste Ermittlung zu initiieren. Darüber hinaus trägt eine Anzeige dazu bei, diese Vorfälle zu erfassen und eine gesellschaftliche Sensibilität zu erhöhen.
Zudem gibt es in Nordrhein-Westfalen ein zivilgesellschaftliches Meldesystem. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Nordrhein-Westfalen (RIAS NRW) nimmt Meldungen über antisemitische Vorfälle auf. Sie befindet sich in Trägerschaft des Vereins für Aufklärung und demokratische Bildung e.V., wird vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Auf Grundlage der gemeldeten Fälle und eigener Recherche verfasst RIAS NRW regelmäßig landesspezifische Berichte über Antisemitismus, betreibt Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit und trägt so zum Kampf gegen Antisemitismus bei.
RIAS NRW unterstützt Betroffene von Antisemitismus in Nordrhein-Westfalen. Abhängig von den Wünschen und Bedürfnissen der Betroffenen oder der Meldenden, vermittelt RIAS NRW weitergehende psychosoziale, juristische, Antidiskriminierungs- und Opferberatung, ist beim Umgang mit den Behörden und der Polizei behilflich, betreibt Öffentlichkeitsarbeit und veröffentlicht einzelne anonymisierte Fälle. Zentrales Prinzip ist der Vertrauensschutz: Die Betroffenen und Zeugen oder Zeuginnen entscheiden, wie mit ihrer Meldung und ihren Informationen umgegangen wird. RIAS NRW steht auf der Seite der Menschen, die von Antisemitismus betroffen sind.
- Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Nordrhein-Westfalen (RIAS NRW)
Telefon: 211 / 822 660 333
E-Mail: info(at)rias-nrw.de
Website: report-antisemitism.de/rias-nrw/