Sind die immer noch so?

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Fußballfans - Rassismus - Gewalt

Im Zentrum dieses Films steht die Frage: Wie ist heute das Verhältnis von Fußball zu Rassismus und Gewalt? Der Filmtitel spielt auf den 1982/83 entstandenen Film Die sind eben so an, der als Klassiker der politischen Bildung gilt und seit 1983 in unserem Medienangebot ist.

„Die sind eben so“ porträtierte zwei Fangruppen der rivalisierenden Vereine Borussia Dortmund und Schalke 04, die damals in ungewohnter Deutlichkeit über ihre Gewaltbereitschaft Auskunft gaben und dabei extremistische, rassistische und antisemitische Sprache und Haltungen zeigten. Der knapp 13-minütige Film verzichtete seinerzeit auf Kommentare und ließ die Bilder und Aussagen der Fans für sich selber sprechen.

Heutzutage tun die hochkommerziellen und international agierenden Fußballclubs sehr viel, um rassistische Fans aus den Stadien fernzuhalten und um das Bild eines sauberen Sports zu präsentieren.

Die Zahl der Fanclubs hat in den letzten Jahren zugenommen. Sie identifizieren sich nach wie vor mit ihrer Gruppe und projizieren das Feindbild der gegnerischen Mannschaft. Und es gibt, wie 1982, auch heute noch Fangruppen wie die Ultras, denen körperliche Auseinandersetzungen nicht fremd sind.

Die Mannschaften jedoch sind heute, im Gegensatz zu früher, multikulturell aufgestellt. Wie gehen Fangruppen damit um?

Im dem aktuellen Film wird umfangreich das Material des damaligen Filmszitiert. Um die Bilder in der heutigen Zeit einzuordnen und die Entwicklung in den letzten vierzig Jahren zu beleuchten, kommen dabei folgende Expertinnen und Experten zu Wort:

  • Lars Philipp, Leiter Bildung und Vermittlung im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund, skizziert im Film u.a. die Geschichte der Rivalität von Borussia Dortmund und Schalke 04, und erläutert, wann und aus welchen Gründen rechtsextremistisches Gedankengut und Gewalt Einzug in die deutsche Fankultur fanden. Er macht auch darauf aufmerksam, dass der heutige Spitzenfußball aufgrund seiner Kommerzialisierung bemüht ist, Politik und Gewalt von den Stadien fernzuhalten.
     
  • Rachel Etse, Bildungsreferentin im Zusammen1-Projekt von Makkabi Deutschland, Frankfurt/Main, ist eine ausgewiesene Antisemitismus- und Anti-Diskriminierungs-Expertin. Sie konstatiert eine lange Kontinuität von diskriminierenden Beleidigungspraktiken im deutschen Männerfußball, die sich auf dem Fußballplatz und im Stadion nach wie vor zeigen.
     
  • Ronny Blaschke, Journalist und Buchautor, spezialisiert auf politische Themen im Fußball, macht unter anderem darauf aufmerksam, dass sich der Migrationshintergrund von einem Viertel der Bevölkerung kaum in den Fankurven von Bundesligavereinen spiegelt. Er spricht in diesem Zusammenhang von strukturellem Rassismus, der sich auch in den Führungspositionen der Vereine wiederfindet. Er weist darauf hin, dass der Rassismus in den von Kameras ausgeleuchteten modernen Stadien heutzutage weniger sichtbar sei, was ihn aber nicht weniger gefährlich mache.
     
  • Markus Mau, Diplom-Sozialarbeiter beim Schalker Fanprojekt, vermutet, dass die Unterrepräsentation von migrantischen Gruppen in der Schalker Fankurve auf der historisch gewachsenen Fanszene in Gelsenkirchen beruht, deren Verbindungen untereinander oft über mehrere Generationen reichen. Seiner Ansicht nach wurde versäumt, hier aktiv einen Zusammenschluss der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu fördern.
     
  • Christoph Burkhardt, szenekundiger Beamter beim Polizeipräsidium Gelsenkirchen, ist zuständig für Fans und Geschehen rund um Schalke 04. Er differenziert zwischen Hooligans, Ultras und anderen Fangruppen, berichtet aber auch klar von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen heutigen Ultra-Gruppierungen, vor allem in der sogenannten „Dritten Halbzeit“ nach dem Spiel und außerhalb des Stadions. Politische und extremistische Positionierungen kann er in den heutigen Fangruppen dagegen weniger feststellen.

Die heutigen Ultra-Gruppierungen haben sich selber ein striktes Medien-Verbot gegeben und waren deshalb nicht bereit, Interviews zu geben.

Aber auch so zeichnet diese Dokumentation ein differenziertes Bild des Spannungsfeldes zwischen Fußballfans und Rassismus und Gewalt. Sie weist ebenfalls darauf hin, dass die meisten Fans des heutigen Spitzen-Fußballs in ihrer überwiegenden Mehrheit friedlich und tolerant sind.

Andere Dokumentationen und Aspekte des Themas Fußball und Rassismus finden Sie auf unser Info-Seite.

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Filmographische Angaben

Dokumentation
Deutschland, 2024
Regie: Ulrich Leinweber
Schlagworte: Gesellschaft, Rassismus

Laufzeit: 38:59 Minuten