Der Stapeldrucker Pelikan Modell 3
Das Kopiergerät des Widerstandes: Zentrum für Erinnerungskultur, Menschenrechte und Demokratie
Das Zentrum für Erinnerungskultur, Menschenrechte und Demokratie wurde im Jahr 2014 eingerichtet. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Kultur- und Stadthistorischen Museums und des Stadtarchivs. Die Aufgabe des Zentrums ist es, die Geschichte Duisburgs im Nationalsozialismus aufzuarbeiten und zu vermitteln.
In der Aufbauphase konzentrierte sich die Arbeit des Zentrums zunächst auf die Entwicklung von Bildungsangeboten für Jugendliche. Im Frühjahr 2016 wurde im Gebäude des Stadtarchivs als außerschulischer Lernort die "DenkStätte" eröffnet. Sie bietet eine gestaltete und technisch modern ausgestattete Umgebung, um mit Schülerinnen und Schülern (ab der Jahrgangsstufe 9) zu verschiedenen Themen der NS-Geschichte zu arbeiten. Die Workshops in der "DenkStätte" folgen in der Regel einem biographischen Ansatz. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten an Archivquellen zur Lebensgeschichte einzelner Opfer und Täter. Dabei eröffnet gerade die Bezugnahme auf den vertrauten Stadtteil, auf Straßenzügen oder Gebäude, anschauliche und auch emotionale Zugänge zur Stadtgeschichte. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln am konkreten Einzelfall eine Sensibilität für die Bedingungen und Handlungsoptionen der Menschen im Nationalsozialismus. Die Beschäftigung mit den Auswirkungen der rassistischen Ideologie und dem weit verbreiteten Opportunismus vieler Akteure während des Nationalsozialismus schafft Anknüpfungspunkte für ein kritisches Nachdenken über Vorurteilsstrukturen der Gegenwart und das eigene gesellschaftliche Engagement im Umgang mit Diskriminierung und Rassismus. Das Zentrum hat inzwischen mehrere Bildungspartnerschaften mit Duisburger Schulen abgeschlossen und unterstützt die erinnerungskulturelle Arbeit der Schulen auch bei der Verlegung von Stolpersteinen, bei Schulprojekten und Gedenkveranstaltungen.
Neben der pädagogischen Arbeit wendet sich das Zentrum für Erinnerungskultur mit Ausstellungen, Vorträgen und Tagungen, Stadtrundgängen und Lesungen an eine breite Öffentlichkeit. Zwei große Sonderausstellungen hat das Zentrum bislang gezeigt, eine zum jüdischen Leben in Duisburg von 1918 bis 1945 (2015/16) und eine weitere unter dem Titel "Das Rote Hamborn – Politischer Widerstand in Duisburg von 1933 bis 1945" (2017/18). Mit diesen beiden Ausstellungen hat sich das Zentrum zentralen Themen für die Stadtgeschichte Duisburgs im Nationalsozialismus zugewandt. Das Zentrum hat dabei Vorarbeiten und Impulse aus der Stadtgesellschaft aufgegriffen und sich eng mit historisch engagierten Institutionen und Personen vernetzt; durch diese Vernetzung konnten eine Reihe von Ausstellungsobjekten und im Nachgang Quellenbestände für das Zentrum für Erinnerungskultur gewonnen und gesichert werden. Zu den Ausstellungen bietet das Zentrum für Erinnerungskultur ein breites Begleitprogramm an, darüber hinaus auch öffentliche Veranstaltungen zu Gedenktagen (z.B. zum Weltromatag und zum Internationalen Tag gegen Homophobie).
Seit 2017 baut das Zentrum für Erinnerungskultur eine neue thematische Säule auf. Wie alle Gedenkstätten und Erinnerungsorte, insbesondere in Nordrhein-Westfalen und im Ruhrgebiet, sieht sich das Zentrum für Erinnerungskultur mit der Aufgabe konfrontiert, die NS-Geschichte auch an Jugendliche mit Migrationshintergrund zu vermitteln. Mehr als 40% der Bürgerinnen und Bürger in Duisburg hat einen Migrationshintergrund, unter den Jugendlichen liegt der Anteil mit mehr als 50% noch höher. Das Zentrum für Erinnerungskultur bemüht sich darum, ein gemeinsames Bewusstsein für die Stadtgeschichte zu entwickeln und die migrationsgeschichtliche Perspektive konsequent in die Aufarbeitung der NS-Zeit zu integrieren, z.B. bei der Beschäftigung mit der jüdischen Migration aus Osteuropa oder der Zwangsarbeit. Es ist das Ziel des Zentrums für Erinnerungskultur, das Interesse und die Aufmerksamkeit für die NS-Geschichte bei den Migranten zu fördern. Gleichzeitig und im Gegenzug ist das Zentrum bestrebt, die Geschichte der nach Duisburg Zugewanderten möglichst umfassend zu dokumentieren und aufzuarbeiten. Ein besonderer Schwerpunkt dabei liegt aktuell auf dem Stadtteil Marxloh und der "Gastarbeitermigration" aus der Türkei seit den 1960er Jahren.
Der nächste Entwicklungsschritt im Zentrum für Erinnerungskultur wird der Aufbau einer Dauerausstellung zur Geschichte Duisburgs im Nationalsozialismus sein. Die Ausstellung wird die Duisburger Stadtgesellschaft in den Mittelpunkt stellen. Am Beispiel prominenter Orte in der Stadt (Rathaus/Burgplatz, König-Heinrich-Platz usw.) soll die Parallelität von Verfolgung, Alltag und NS-Propaganda verdeutlicht und die Besucherinnen und Besucher zu aktiver Auseinandersetzung und Positionierung gegenüber dem Geschehenen angeregt werden. Um dieses Ausstellungskonzept zu realisieren, sollen in den kommenden Jahren im Gebäudekomplex des Kultur- und Stadthistorischen Museums und des Stadtarchivs durch Umbaumaßnahmen die räumlichen Voraussetzungen zur Einrichtung einer Ausstellungsfläche von ca. 400 qm geschaffen werden, die an die bestehende stadtgeschichtliche Ausstellung des Museums angebunden werden soll.
Weitere Informationen: www.duisburg.de/erinnerungskultur