Luftschloss oder Zukunftsmodell? Debatte um Homeoffice in Nordrhein-Westfalen
Kurzfassung
Die Infektionszahlen explodieren, die Schutzmaßnahmen ziehen an – bald auch am Arbeitsplatz: Noch vor Ende der Woche wollen Bundestag und Bundesrat ein Maßnahmenbündel verabschieden, das unter anderem eine 3G-Regel für Unternehmen vorsieht. Arbeiten vor Ort darf dann nur noch, wer geimpft, genesen oder tagesaktuell getestet ist. Gleichzeitig soll die Homeoffice-Pflicht wiederbelebt werden: Geht es nach einem vom Bundesarbeitsministerium vorgelegten Gesetzesentwurf, müssen Büroarbeiten oder vergleichbare Tätigkeiten künftig wieder von zu Hause aus erledigt werden – insofern keine zwingenden Gründe dagegensprechen.
Beschäftige in NRW befürworten Heimarbeit
Vielen Beschäftigten dürfte das gefallen: Laut einer DAK-Studie wollten 57 Prozent der Homeoffice-Beschäftigten in NRW nach Auslaufen der gesetzlichen Pflicht im vergangenen Sommer weiter vorrangig zu Hause arbeiten. In der Wirtschaft sind die Weichen gestellt: Laut einer Erhebung des ifo Instituts und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) hat sich das Homeoffice-Angebot in Stellenanzeigen seit 2019 mehr als verdreifacht. Und auch in staatlichen Institutionen ist das Arbeiten in den eigenen vier Wänden keine Seltenheit mehr: So gelang es etwa der Polizei NRW, die Anzahl der Heimarbeitsplätze zwischen Frühjahr 2019 und Oktober 2020 von 3.154 auf 13.561 zu erhöhen.
Andererseits gewinnt die Frage nach den menschlichen, betrieblichen und gesellschaftlichen Folgen des mobilen – und häufig isolierten – Arbeitens immer mehr an Bedeutung. Das Landesinstitut für Arbeitsgestaltung (LIA) des Landes Nordrhein-Westfalen weist auf einer Sonderseite etwa darauf hin, dass „die Voraussetzungen für gesundes Arbeiten zu Hause oft nur eingeschränkt gegeben“ seien. Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) übt Kritik an einer Homeoffice-Pflicht: Nicole Grünewald, Präsidentin der IHK Köln, kritisiert diese im EXPRESS als „zusätzliche starre Vorschrift, die Betriebsabläufe stört, Unternehmen wieder in die Krise zurückwirft und die noch nicht wieder normal laufende praktische Ausbildung in den Betrieben gefährdet“.
Verbirgt sich hinter dem Homeoffice also doch eher ein Luftschloss? Oder ist es das Zukunftsmodell, für das viele es halten?
Acht Perspektiven
„Rückkehr zur Homeoffice-Pflicht: Effektiv und machbar“
Westfälische Nachrichten, 14.11.2021 - Jürgen Stilling
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Die Perspektive in 30 Sekunden
An einer Homeoffice-Pflicht führt in diesen Tagen kein Weg vorbei, findet der Redakteur Jürgen Stilling. „Auch wenn der Arbeitsplatz vermutlich nicht der entscheidende Übertragungsort für eine Covid19-Infektion ist, muss eine erfolgreiche Strategie zur Bekämpfung der Pandemie alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, um Ansteckungen zu vermeiden“, fordert er in der Tageszeitung WESTFÄLISCHE NACHRICHTEN.
Aus seiner Sicht hat sich das Arbeiten von zu Hause aus inzwischen nicht nur als machbar erwiesen – sondern auch als effektiv. Denn auch abseits des Pandemie-Geschehens biete das Homeoffice viele Vorteile: etwa entfallende Arbeitswege zugunsten von Mitarbeitenden und Umwelt. Oder für Betriebe das Potenzial, Büroflächen zu reduzieren. „Zumal sich auf dem Höhepunkt der Pandemie das Vorurteil, im heimischen Büro würde weniger oder ineffektiver gearbeitet, keineswegs bestätigt hat“, wendet Stilling ein.
Auch könne eine Homeoffice-Option Unternehmen dabei helfen, dringend gesuchte Fachkräfte zu überzeugen – denn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf werde immer wichtiger. All das spreche eine eindeutige Sprache: „Unternehmen sollten ein Interesse daran haben, in der aktuellen vierten Corona-Welle ihre Mitarbeiter dort, wo es möglich ist, ins Homeoffice zu schicken“, resümiert er.
Anmerkungen der Redaktion
Jürgen Stilling ist Wirtschaftsredakteur bei der Aschendorff Medien Gmbh & Co. KG, die unter anderem die WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN verlegt. Seine Artikel erscheinen Online hauptsächlich in den WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN. Für den Journalistenpreis Münsterland 2020 ist Stilling zusammen mit anderen Journalist:innen der WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN in der Kategorie „Gesellschaft und Politik“ nominiert gewesen. Gewonnen hat allerdings ein Team aus WDR-Reporter:innen.
Die WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN sind eine regionale Tageszeitung im Raum Münsterland. Gemeinsam mit anderen Partnerverlagen der Zeitungsgruppe Münsterland ist sie die auflagenstärkste Tageszeitung der Region. Die verkaufte Auflage wird nur zusammen mit anderen Zeitungen der Zeitungsgruppe Münsterland (ZGM) herausgegeben und lag im dritten Quartal 2021 bei rund 191.000 Exemplaren. Für die WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN berichten insgesamt über 100 festangestellte Redakteur:innen aus dem Münsterland. Die Redaktion der WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN arbeitet nach dem Online-First-Prinzip: Das heißt, Nachrichten werden zunächst für die Online-Ausgabe der Zeitung geschrieben und erscheinen erst später in der Print-Ausgabe. Laut Similarweb hatte der Online-Auftritt der WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN im Oktober 2021 rund 2,1 Millionen Besucher:innen zu verzeichnen.
Die Perspektive in 30 Sekunden
Der Redakteur Stefan Otto hält dem Homeoffice einiges zugute. Zwar sehne manch einer sich „nach einer Normalität aus der Vor-Corona-Zeit mit dem gemeinsamen Arbeiten im Büro und dem Flurfunk zurück“. Doch dem stehe auch die Chance auf eine höhere Arbeitszufriedenheit gegenüber, verdeutlicht er in seinem Kommentar für die Tageszeitung ND (ehemals NEUES DEUTSCHLAND).
Otto argumentiert, dass Arbeit und Leben im Homeoffice besser miteinander zu vereinbaren seien. Auf die Arbeitsleistung wirke sich das keineswegs negativ aus – denn die digitale Vernetzung ermögliche es auch auf Distanz, fokussiert zusammenzuarbeiten. Als entscheidenden Vorteil wertet Otto auch die entfallenden Arbeitswege: „Schließlich fällt das lästige Pendeln weg und so manche anstrengende Dienstreise.“
Darüber hinaus habe eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung herausgefunden, dass auch die Identifikation mit der Arbeit und dem Unternehmen im Homeoffice anwachsen kann. „Das ist eine bemerkenswerte Erkenntnis, die bei künftigen Diskussionen übers Homeoffice berücksichtigt werden sollte“, plädiert der Autor.
Anmerkungen der Redaktion
Stefan Otto ist Redakteur bei der Tageszeitung NEUES DEUTSCHLAND. Dort arbeitet er seit 2013 im Politik-Ressort. Otto hat Germanistik, Geschichte und Soziologie in Potsdam studiert. Otto äußerte sich im November 2021 in einer Bilanz zu Angela Merkels Flüchtlingspolitik kritisch: Der Satz „Wir schaffen das“ sei hinfällig, denn eigentlich habe Deutschland angesichts der humanitären Krisen an den EU-Grenzen versagt. Deutschland hätte mehr unternehmen müssen, die Flüchtlingskrise international zu lösen.
ND (ehemals NEUES DEUTSCHLAND) ist eine überregionale Tageszeitung, die einen „Journalismus von links“ vertreten möchte. Im dritten Quartal 2021 hat die verkaufte Auflage des NEUEN DEUTSCHLAND bei rund 17.000 Exemplaren gelegen. Zu DDR-Zeiten war sie das publizistische Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und gehörte nach der Wende der Partei PDS. Deren Nachfolgepartei DIE LINKE besitzt auch heute noch 50 Prozent der Anteile an der Zeitung, plant aber, sich Ende 2021 zurückziehen. Wie DIE ZEIT und NDR berichten, steht eine Neuaufstellung als Genossenschaft im Raum. Die Gewerkschaft ver.di kritisiert die ungeklärte berufliche Zukunft der rund 100 Beschäftigten. ND beschreibt sich selbst als Tageszeitung, „die mit linkem Ideengut über den Tellerrand des journalistischen Alltags hinausdenkt“. Die Konrad-Adenauer-Stiftung bescheinigt der Zeitung eine einseitige Berichterstattung: Marktwirtschaft sei „Kapitalismus“, westliche Außenpolitik „Imperialismus“. Außerdem sei ND DDR-nostalgisch.
Die Perspektive in 30 Sekunden
Kein Teamspirit? Weniger Austausch? Mangelnde Kreativität? Diesen weit verbreiteten Vorurteilen gegen das Homeoffice kann der Redakteur Bernd Kramer nichts abgewinnen. In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG (SZ) argumentiert er: „Was im Home-Office nicht funktioniert, liegt selten allein am Home-Office, sondern allzu oft auch an einer Arbeitskultur, die schon vorher ihre Probleme hatte.“
Unternehmen, die angesichts der zunehmenden Heimarbeit etwa ein schlechtes Gemeinschaftsgefühl bemängeln, diagnostiziert Kramer ein ganz anderes Problem: „Mit dem Home-Office ist es wie mit so vielem in dieser langen Pandemie: Es ist wie ein Kontrastmittel, das sichtbar macht, was ohnehin schon im Argen liegt.“ Längst gebe es für fortschrittliche Unternehmen digitale Mittel, um die Zusammenarbeit auch auf Distanz zu stärken: „durch regelmäßige Videokonferenzen etwa, durch Routinen, durch Feedback, durch mehr Kommunikation, vielleicht auch durch virtuell initiierte Zufallsbegegnungen“, gibt der Autor zu bedenken.
Doch all das könne nur gelingen, wenn auch im Büro ein gesundes Arbeitsklima herrsche: „Wo Kollegen einander misstrauen, verstummt das Gespräch in der Heimarbeit ganz. Wo Vorgesetzte der Devise folgen, nicht zu tadeln sei bereits genug des Lobs, erstirbt die Motivation auf der Distanz erst recht.“ Bei Bedenken gegenüber dem Homeoffice gleich den „Segen des Büros zu beschwören“, greift aus Sicht des SZ-Redakteurs deshalb zu kurz.
Anmerkungen der Redaktion
Bernd Kramer ist ein deutscher Journalist und als Redakteur bei der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG angestellt. An der Universität Köln hat Kramer Wirtschaftswissenschaften, Soziologie und Politikwissenschaften studiert. Nebenbei hat er eine Ausbildung an der Kölner Journalistenschule absolviert. Danach ist er zunächst als Redakteur bei der TAZ angestellt gewesen, ist nach knapp eineinhalb Jahren zum SPIEGEL gewechselt und hat sich später selbstständig gemacht. Als freier Journalist hat er zwischen 2017 und 2019 viel für DIE ZEIT geschrieben. Seit 2019 ist er bei der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und schreibt hauptsächlich über Arbeitswelt, Arbeitsmarkt und Bildungspolitik.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG (SZ) ist eine deutsche überregionale Tageszeitung aus München. Sie erscheint seit 1945 als Nachfolger der Münchener Neusten Nachrichten. Seit 1947 wird sie von der „Süddeutschen Verlags GmbH“ produziert und ist besonders durch ihre „Seite Drei-Reportagen“ und die kritische Glosse „Streiflicht“ bekannt. Mit einer Auflage von zuletzt 300.000 (3/2021) ist sie in Deutschland nach der BILD die zweitmeist verkaufte deutsche Tageszeitung, auch wenn ihre Auflage insgesamt abnimmt. Die Blattlinie der Zeitung gilt als linksliberal. Zusammen mit dem WDR und dem NDR hat die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG einen investigativen Rechercheverband, der zahlreiche investigative Recherchen veröffentlicht hat, u.a. zu Steuerschlupflöchern und über die Ibiza-Affäre um den FPÖ-Vorsitzenden Strache. Für die Aufklärung über die Panama Papers erhielten SZ-Journalist:innen 2017 einen Pulitzer-Preis für investigative Recherche.
„Endlich gibt es wieder das „Wir““
Deutschlandfunk Kultur, 08.07.2021 - Susanne Gaschke
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Susanne Gaschke kann dem Enthusiasmus ums Homeoffice nichts abgewinnen. Zwar werde derzeit kaum eine Innovation so „hochgelobt“ wie die Heimarbeit. „Doch nach anfänglicher Begeisterung für flexiblere Arbeitszeiten wird es Zeit, die ganze Sache etwas nüchterner zu bilanzieren“, kommentiert die Publizistin im Hörfunksender DEUTSCHLANDFUNK KULTUR.
Von allen Nachteilen, die das Homeoffice mit sich bringe, seien einige „so banal wie unhintergehbar“: Denn nicht jede Wohnung biete Platz für ein oder gar zwei Arbeitszimmer – und nicht jeder Geldbeutel gebe einen teuren ergonomischen Schreibtischstuhl her. Doch auch jenseits der Ausstattung gebe es für die effektive Arbeit im Homeoffice Störfaktoren: „Körperlich anwesende Kinder sind eine um Welten intensivere Ablenkung, als es kaffeetrinkende Kollegen je sein könnten“, mahnt Gaschke.
Sie befürchtet zudem, dass Beschäftigte zu Hause schneller aus dem Blickfeld geraten. „Geht es ihnen gut? Hat jemand Burnout? Wer hat angefangen zu trinken?“: All diese Fragen seien auf Distanz deutlich schwerer zu beantworten. Für umso wichtiger hält die Kommentatorin es, dass aus dem Homeoffice-Trend kein „Zwang zur Einzelhaft am häuslichen Küchenschreibtisch“ wird.
Anmerkungen der Redaktion
Susanne Gaschke ist Journalistin, Autorin und ehemalige Politikerin. Die studierte Anglistin und Pädagogin war als SPD-Politikerin ab 2012 die Oberbürgermeisterin der Stadt Kiel. Aufgrund einer Steueraffäre hat sie das Amt aber bereits nach einem Jahr niedergelegt. 2020 ist Gaschke aus der SPD ausgetreten, da sich die Partei ihrer Meinung nach „ehrenlos“ verhalte: Innerhalb der Partei gehe es mehr um den Erhalt bestehender Posten und Jobs als um den Aufstieg junger Politiker:innen.
DEUTSCHLANDFUNK KULTUR ist neben dem DEUTSCHLANDFUNK und DEUTSCHLANDFUNK NOVA eines der drei Programme des öffentlich-rechtlichen DEUTSCHLANDRADIOS. Im Gegensatz zu den beiden anderen Programmen liegt der Redaktionssitz von DEUTSCHLANDFUNK KULTUR in Berlin. Der Sender beschreibt sich selbst als „das Feuilleton im Radio“. Er hat es sich selbst zur Aufgabe gemacht, „die Kulturalisierung der Politik und die Politisierung der Kultur“ voranzutreiben. Laut der Mediaanalyse "ma Audio 2021" schalten täglich rund 600.000 Menschen den Kultursender des DEUTSCHLANDRADIOS ein.
„5 wichtige Nachteile der Arbeit im Homeoffice“
Capital, 11.09.2021 - Nadine Emmerich
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Nadine Emmerich rät davon ab, das Homeoffice zu glorifizieren. Denn längst nicht alle Aspekte seien positiv. So verändere das dezentrale Arbeiten auch das Miteinander der Beschäftigten: „Die Zusammenarbeit im Unternehmen leidet unter der Büroabstinenz“, legt die Journalistin im Wirtschaftsmagazin CAPITAL den Finger in die Wunde.
Emmerich argumentiert anhand einer Umfrage des Coworking-Space-Vermieters WEWORK und des Unternehmens BRIGHTSPOT STRATEGY, an der Büroangestellte in den USA, Kanada, Mexiko und Großbritannien teilnahmen: Aus mehr als 600 Antworten werde deutlich, dass Chats und Videotelefonie den persönlichen Austausch nicht ersetzen können. „Die Möglichkeit, sich mit Kollegen zu treffen und kreativ auszutauschen, ist seit der Arbeit im Homeoffice bei allen Beschäftigten um durchschnittlich 11 Prozent gesunken“, gibt Emmerich die Studienergebnisse wieder. Auch soziale Beziehungen seien auf Distanz deutlich schwerer aufrechtzuerhalten: „Bei Beschäftigten, die einen besonders engen Draht zu ihren Kollegen haben, wurde der Rückgang sogar auf 20 bis 26 Prozent beziffert“, so die Autorin.
Im Homeoffice finde der Austausch meist nur „nach Plan“ statt – die Anzahl spontaner Interaktionen sei laut der Umfrage durchschnittlich um ein Viertel gesunken. Vor allem für besonders kooperative Menschen, die im Büroalltag viel Zeit damit verbringen, mit anderen zusammenzuarbeiten, berge das ein Risiko: „Allein zu Hause fällt es ihnen schwer, schnelle Entscheidungen zu treffen, Probleme kreativ zu lösen und neue Ideen zu entwickeln.“
Anmerkungen der Redaktion
Nadine Emmerich ist eine freie Journalistin. Als solche schreibt sie des Öfteren für das Wirtschaftsmagazin CAPITAL, die FUNKE-MEDIENGRUPPE, die beispielsweise die WAZ verlegt, den EVANGELISCHEN PRESSEDIENST (epd) und das ZDF-Onlineportal HEUTE.DE. Sie hat Amerikanistik, Romanistik und Medienwissenschaften studiert sowie ein Volontariat bei der DDP-NACHRICHTENAGENTUR absolviert. Danach ist sie für die gleiche Nachrichtenagentur zunächst Korrespondentin in Bremen und Niedersachsen gewesen. Nach mehreren Stationen bei weiteren Nachrichtenagenturen, unter anderem auch als Chefin vom Dienst, ist sie zunächst als Redakteurin beim ZWD-POLITMAGAZIN angestellt gewesen, bevor sie sich als freie Journalistin 2014 selbstständig gemacht hat.
CAPITAL ist ein monatlich erscheinendes Wirtschaftsmagazin des Medienverlags Gruner + Jahr, das seit 1962 erscheint. In den 1970er- und 1980er-Jahren gehörte es zu den meinungsführenden Wirtschaftsmagazinen in Deutschland. Heute ist die verkaufte Auflage stark eingebrochen und lag etwa im Frühjahr 2020 nur noch bei rund 110.000 Exemplaren. Zuletzt ist die Auflage wieder leicht gestiegen: Im 2. Quartal 2021 lag sie bei rund 131.000 Exemplaren. Wirtschaftliche Themen werden bei CAPITAL aus unterschiedlichen Perspektiven behandelt. Neben klassischen neoliberalen Positionen vertreten einige Texte auch links-progressive und ökologische Haltungen.
„Homeoffice ist gut, hybride Arbeitsmodelle sind besser“
Springer Professional, 19.08.2021 - Annette Speck
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Die Journalistin Annette Speck glaubt, dass die große Mehrheit der Beschäftigten ab und zu auch im Büro arbeiten will. Das Homeoffice deshalb aber wieder vollständig über Bord zu werfen, greife zu kurz. Aus ihrer Sicht liegt der goldene Weg in der Mitte: „Hybriden Arbeitsmodellen gehört daher die Zukunft“, konstatiert sie im Fachmedienportal SPRINGER PROFESSIONAL.
Wichtig für Unternehmen sei es demnach, den Übergang zu einer flexiblen Arbeitsweise zu gestalten, in der Büroarbeit und Homeoffice sich ergänzen. Das habe auch der Informationswissenschaftler Josef Herget erkannt – und mit seinem Buch „Ein Vorgehenskonzept zur Konstruktion hybrider Arbeitsformen“ einen Leitfaden entwickelt. Danach müsse ein Unternehmen sich zunächst intensiv mit den eigenen Werten auseinandersetzen. In einem zweiten Schritt gelte es nach Wegen zu suchen, diese auch ohne physische Nähe zu pflegen – und dabei besonders auf Faktoren wie Zugehörigkeit, Wertschätzung und Vertrauen zu achten.
Hilfreich könne es auch sein, sich in die Lage der Mitarbeitenden zu versetzen und sich zu fragen, wie diese das Unternehmen erleben, wenn sie allein im Homeoffice sind. Denn: Eine gemeinsame Leitkultur zu entwickeln, die für Beschäftigte – unabhängig von ihrem Arbeitsort – erlebbar wird, sei für hybride Arbeitsmodelle enorm wichtig, stellt Speck heraus.
Anmerkungen der Redaktion
Annette Speck ist eine freie Journalistin aus Berlin, die hauptsächlich für SPRINGER PROFESSIONAL schreibt. Sie berichtet schwerpunktmäßig über Themen aus den Bereichen Management und Führung, Kommunikation, Marketing und Vertrieb. Sie beschäftigt sich oft mit neuen Methoden der Arbeitsführung: beispielsweise wie Unternehmen bessere Weiterbildungen organisieren oder wie Unternehmen die digitale Transformation meistern können.
SPRINGER PROFESSIONAL ist ein Online-Portal des Springer-Nature-Verlags, das sich dezidiert an Entscheidungsträger:innen in Unternehmen richtet. Der Springer-Nature-Verlag ist nicht zu verwechseln mit dem Axel-Springer-Verlag, der beispielsweise die BILD veröffentlicht. Springer Nature ist ein reiner Wissenschaftsverlag und veröffentlicht beispielsweise die renommierte Fachzeitschrift NATURE oder den SCIENTIFIC AMERICAN. Der Springer-Nature-Verlag gehört zu 53 Prozent der Georg-Holtzbrinck-Verlagsgruppe, einem der größten deutschen Medienunternehmen. Auf SPRINGER PROFESSIONAL werden einerseits Artikel zu bestimmten unternehmensrelevanten Themen wie beispielsweise Energie und Umwelt oder Finance und Banking veröffentlicht. Andererseits finden sich auch viele E-Book-Publikationen von Wissenschaftler:innen und Fachexpert:innen auf SPRINGER PROFESSIONAL. Als Unternehmen muss man einen Zugang zu dieser digitalen Bibliothek erwerben. Laut Similarweb hatte SPRINGER PROFESSIONAL im Oktober 2021 rund 650.000 Besucher:innen zu verzeichnen.
„Das sind die deutschen Homeoffice-Hochburgen“
WirtschaftsWoche, 17.09.2021 - Konrad Fischer
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Das Homeoffice setzt sich als Arbeitsmodell immer mehr durch. Dabei sind große regionale Unterschiede erkennbar. Der Ressortleiter Konrad Fischer hat für die Wochenzeitung WIRTSCHAFTSWOCHE zusammengefasst, wo die deutschen Homeoffice-Hochburgen liegen. Für seine Recherche greift Fischer auf eine Studie der Wissenschaftler:innen Jean-Victor Alipour, Christina Langer und Layla O´Kane zurück. Diese analysierten mehr als 35 Millionen Stellenanzeigen aus den Jahren 2014 bis 2021 anhand von Schlagwörtern, die auf eine spätere Tätigkeit im Homeoffice schließen lassen.
Insgesamt beweise die Studie, dass die COVID-19-Pandemie dem Homeoffice seinen schlechten Ruf genommen hat: Während vor der Krise nur 3,3 Prozent aller Stellen mit einer Homeoffice-Option versehen waren, gelte das heute schon für gut zwölf Prozent aller Jobs. Auch werde aus den Ergebnissen deutlich, dass die Angebote sich vor allem im ländlichen Raum ausgeweitet haben. „War die Wahrscheinlichkeit einer Homeoffice-geeigneten Stelle[n] vor der Krise in städtischen Räumen noch gut 2,5 Mal so hoch wie auf dem Land, liegt der Wert derzeit nur noch bei etwa 1,8“, resümiert Fischer.
Daneben seien Unterschiede zwischen Ost und West erkennbar: So betrage der Anteil von Homeoffice-geeigneten Jobs in ostdeutschen Städten etwa 15 Prozent, während der Westen nur auf rund 13 Prozent komme. Anders auf dem Land: Hier liege der Anteil im Westen bei rund acht Prozent, im Osten nur bei rund sechs Prozent.
Anmerkungen der Redaktion
Konrad Fischer ist der Ressortleiter des Ressorts „Erfolg, Innovation & Digitales“ bei der WIRTSCHAFTSWOCHE. Er hat Politik und Volkswirtschaft in Bamberg studiert und die Holtzbrinck-Journalistenschule absolviert. Bei der WIRTSCHAFTSWOCHE ist Fischer seit 2010 angestellt.: zunächst als Redakteur, seit 2019 als Ressortleiter.
Die WIRTSCHAFTSWOCHE ist eine seit 1926 bestehende überregionale Wochenzeitung mit Sitz in Düsseldorf, deren verkaufte Auflage zuletzt bei etwa 102.000 lag (3/2021). Sie erscheint im Handelsblatt Verlag, der mit dem HANDELSBLATT eine weitere renommierte Wirtschaftszeitung herausgibt. In ihrer Ausrichtung gilt die Zeitung als wirtschaftsliberal. Die WIRTSCHAFTSWOCHE gehört zu den Pflichtblättern an den Börsen in Düsseldorf und Frankfurt und erfährt Aufmerksamkeit vor allem über ihre Berichterstattung mit Rankings, etwa zu Hochschulen oder Städten. Der Vermarkter Iq Media zeichnet die Hauptzielgruppe der WIRTSCHAFTSWOCHE als männlich, mittelständisch und überdurchschnittlich wohlhabend.
„Homeoffice-Pflicht soll zurückkommen: Das müssen Sie wissen“
Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), 16.11.2021 - Redaktion
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Angesichts der hohen Infektionszahlen soll die Homeoffice-Pflicht in Kürze zurückkommen. Was das für Arbeitnehmer:innen bedeutet, hat die Redaktion der WESTDEUTSCHEN ALLGEMEINEN ZEITUNG (WAZ) in einem Überblick zusammengefasst.
Die erneute Homeoffice-Pflicht soll Arbeitgeber:innen wieder dazu verpflichten, Heimarbeit zu ermöglichen, wenn die Tätigkeit ihrer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen dieses zulässt. Solange es keine Gründe gebe, die das Arbeiten in der eigenen Wohnung unmöglich machen, müsse das Angebot durch die Beschäftigten auch angenommen werden.
Zwingende betriebliche Gründe, die das Arbeiten von zu Hause ausschließen, können laut Bundesarbeitsministerium dann vorliegen, „wenn die Betriebsabläufe sonst erheblich eingeschränkt würden oder gar nicht aufrechterhalten werden könnten“. Beschäftigten wiederum sei es bei „räumlicher Enge, Störungen durch Dritte oder unzureichender Ausstattung“ erlaubt, die Arbeit im Homeoffice abzulehnen. Fehlende Technik-Ausstattung gelte jedoch nur vorübergehend als Verhinderungsgrund.
Am heutigen Donnerstag, den 18. November, stimmt der Bundestag über den Gesetzentwurf ab, am Freitag folgt der Bundesrat. „Ab wann das Gesetz daraufhin in Kraft treten soll, ist allerdings noch nicht klar“, so die WAZ-Redaktion.
Anmerkungen der Redaktion
Die WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG (WAZ) ist die größte deutsche Regionalzeitung. Erstmals ist sie 1948 erschienen. Ihr Hauptsitz ist in Essen, sie erscheint jedoch im gesamten Ruhrgebiet. Im Laufe der Jahre wurden mehrere andere Zeitungen aufgekauft und die „Zeitungsgruppe WAZ“ entstand, die 1997 in WAZ-Mediengruppe umbenannt wurde. Heute wird die WAZ von der Funke-Mediengruppe herausgegeben. Überregionale Themen werden von der Zentralredaktion in Berlin bearbeitet. Wie zahlreiche andere Zeitungen hat auch die WAZ stark mit sinkenden Auflagezahlen zu kämpfen. Im zweiten Quartal 2021 lag diese bei knapp 420.000 verkauften Exemplaren, zu Beginn des Jahrtausends waren es noch knapp dreimal so viele. Dennoch ist die WAZ nach wie vor die größte regionale Tageszeitung in Deutschland.