NRW im „Team Vorsicht“: Ist es richtig, an der Isolationspflicht festzuhalten?

25.11.2022 - Themenbereiche: Nordrhein-Westfalen, Politik, Recht/Grund- und Menschenrechte
Mann mit Maske schaut aus dem Fenster

(Foto von: Pixabay. Originalbild: https://pixabay.com/de/photos/zu-hause-bleiben-corona-sperrstunde-4986802. Pixabay Lizenz: https://pixabay.com/service/license)

Kurzfassung

Mit COVID-19 in den Supermarkt, an den Arbeitsplatz, auf den Weihnachtsmarkt: Was in manch einem Ohr befremdlich klingen mag, das ist jetzt in Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Hessen unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Weitere Bundesländer sollen folgen. Nicht aber NRW: Das bevölkerungsreichste Bundesland hält weiter an der Isolationspflicht fest. Zwar gilt ab dem 30. November eine verkürzte Isolationszeit von fünf Tagen – doch weiter will die schwarz-grüne Landesregierung nicht gehen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) argumentiert in einer Pressemitteilung, das Land folge den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI). Rückendeckung bekommt das „Team Vorsicht“ von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): Auf N-TV warnte der Mediziner unlängst vor einem „Flickenteppich“ ­– und vor „einer wahrscheinlich schweren Winterwelle“. Doch die Freunde der Isolationspflicht ernten ein kritisches Echo.

„Isolationspflichten sind zum jetzigen Zeitpunkt unverhältnismäßig“

Klaus Reinhardt etwa, Bundesärztekammer-Präsident und niedergelassener Allgemeinmediziner in Bielefeld, hält es für medizinisch vertretbar, die Quarantäneregeln zu lockern: „Isolationspflichten sind weitreichende freiheitseinschränkende Maßnahmen, die zum jetzigen Zeitpunkt unverhältnismäßig sind“, sagte er gegenüber der RHEINISCHEN POST. Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Lippe appelliert in der LIPPISCHEN LANDES-ZEITUNG (LZ) an den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU), wieder auf die Eigenverantwortung der Menschen zu setzen. Und auch die FDP auf Bundes- und Landesebene sendet ein klares Signal nach Düsseldorf: „NRW sollte dem Beispiel der vier Bundesländer folgen“, fordert etwa der Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion NRW, Henning Höne, in einer Presseerklärung.

Ist es richtig, an der Isolationspflicht festzuhalten?

Acht Perspektiven

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„Ende der Isolationspflicht: Die Bundesländer legitimieren Rücksichtslosigkeit“

Berliner Kurier, 11.11.2022 - Domescu Möller

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Der Politikjournalist Domescu Möller findet die Isolationspflicht weiterhin wichtig. In der Boulevardzeitung BERLINER KURIER warnt er, dass der Schritt von Bayern & Co, die Isolationspflicht abgeschafft zu haben, auf dem Rücken vulnerabler Gruppen ausgetragen werde: „Risikogruppen werden übergangen, ausgeklammert und durch diese Maßnahme aus dem öffentlichen Leben verdrängt.“

Eine aktuelle Studie der Krankenkasse Pronova BKK zeige, dass im September rund zehn Prozent der Beschäftigten trotz Quarantäneverordnung mit COVID-19-Infektion arbeiten gegangen sind. Dieses Verhalten durch ein Ende der Isolationspflicht zu legalisieren, hält Möller für fatal: Aus seiner Sicht braucht es zumindest eine „Botschaft von gegenseitiger Rücksichtnahme“, um gesundheitlich vorbelastete Menschen zu schützen. „Diese wird nun von den vier Ländern torpediert“, beklagt Möller.

Angesichts des kaum erforschten Long Covids greifen auch „dringende Empfehlungen“ in den Augen des Journalisten zu kurz. Er plädiert für einen klaren Strafenkatalog, der bestenfalls auch kontrolliert wird. Das Ende der Isolationspflicht legitimiere es dagegen, andere anzustecken – auch Risikogruppen. „Rücksichtslose Menschen mit positivem Corona-Test bekommen nun den Segen der Politik, genauso weiter zu machen wie zuvor“, kritisiert Möller. 

Anmerkungen der Redaktion

Domescu Möller ist ein deutscher Politikjournalist. Er hat in Jena Politik und Geschichte studiert. Als freier Autor schreibt er für diverse Nachrichtenportale wie die Boulevardzeitung BERLINER KURIER und die BERLINER ZEITUNG. Beim BERLINER KURIER ist Möller Homepage-Co-Chef. Sein Fokus liegt auf innenpolitischen Themen, Rassismus und rechtspopulistischen Gruppierungen.

Der BERLINER KURIER ist eine Boulevardzeitung aus Berlin. Sie erscheint im Berliner Verlag. Die zuletzt gemeldete Auflage lag bei rund 38.000 Exemplaren (01/2021). Das bedeutet ein Minus von 80,2 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 1998. Die Zeitung ist das erste Mal 1949 unter dem Namen BZ AM ABEND erschienen. Sie war dem SED-Pressemonopol zuzurechnen und lange die einzige Abendverkaufszeitung der DDR. Auch heute noch ist sie vor allem in östlichen Teilen Berlins verbreitet. 2019 übernahm das Ehepaar Friedrich den Berliner Verlag. Beide wurden bereits mehrfach kritisiert, in die redaktionellen Abläufe einzugreifen und die journalistische Sorgfaltspflicht zu verletzen. Kurz nach der Übernahme des Verlags kam die Stasi-Vergangenheit von Holger Friedrich ans Licht. Anfang 2020 kündigte der Chefredakteur Matthias Thieme bereits nach drei Wochen seinen Vertrag nach internen Unstimmigkeiten. Daraufhin übernahm Margit Mayer übergangsweise den Posten der Chefredakteurin. Seit Februar 2022 ist der Journalist Michael Heun der Chefredakteur des Boulevardblattes.

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„Verwirrender Alleingang“

Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 11.11.2022 - Thomas Holl

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Der Politische Redakteur Thomas Holl hält das Ende der Isolationspflicht in Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Hessen für den falschen Schritt. „Es ist ein Alleingang von vier nicht ganz unbedeutenden Bundesländern im dritten Corona-Jahr, der viele Bürger verwirren dürfte“, kommentiert Holl in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG (FAZ).

Was es jetzt brauche, sei kein neuer Flickenteppich unterschiedlicher Regeln, sondern einen gemeinsamen Kurs von Bund und Ländern: „Warum in einem Bundesland weiter die Isolationspflicht gilt, jenseits der Landesgrenze aber nicht, ist selbst vor dem Hintergrund weiter sinkender Infektionszahlen kaum nachvollziehbar“, schreibt Holl.

Das erneute Ausscheren einzelner Bundesländer spiele allenfalls Föderalismus-Kritiker:innen in die Karten: „Als Beweis der Überlegenheit des Föderalismus (…) taugt das Vorpreschen der vier deutschen Bundesländer nicht“, konstatiert der Autor.

Anmerkungen der Redaktion

Thomas Holl arbeitet seit 2003 als Politikredakteur für die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG (FAZ). Seit 2019 ist Holl tätig als Politischer Redakteur im Ressort Zeitgeschehen. Er hat zunächst als freier Mitarbeiter der NEUEN ZEIT im Ostteil Berlins geschrieben und dann ein Volontariat bei der FAZ absolviert. 1995 wechselte er zur WELT und schrieb dort über die Berliner Landespolitik. Er hat an der Freien Universität Berlin Germanistik, Geschichte und Publizistik studiert.

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG (FAZ) ist eine deutsche überregionale Tageszeitung. Sie ist 1949 gegründet worden und wird zu den deutschen Leitmedien gezählt. Dies sind Medien, die einen besonderen Einfluss auf die öffentliche Meinung und auf andere Massenmedien ausüben. Laut Eigenangabe steht die FAZ „für den Erhalt und die Stärkung der demokratischen Ordnung und der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland“. Die Zeitung gilt als liberal-konservatives Blatt. THE EUROPEAN schreibt über die „drei Gesichter“ der FAZ: Sie habe einen eher konservativen, staatstragenden Politikteil, ein linksliberales Feuilleton und einen liberalen Wirtschaftsteil. Die verkaufte Auflage der Zeitung lag zusammen mit der FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG im zweiten Quartal 2022 bei annähernd 399.000 Exemplaren. Laut der Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung (AGOF) hatte der Webauftritt der FAZFAZ.NET – im August 2021 rund 16 Millionen Besucher:innen zu verzeichnen.

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„Profilierungssüchtige Länder-Chefs stiften Corona-Chaos“

Ruhr Nachrichten, 17.11.2022 - Ulrich Breulmann

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Der Journalist Ulrich Breulmann hat für den Lockerungskurs von Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Hessen nichts übrig. Hinter der aufgehobenen Isolationspflicht wittert er vor allem den Geltungsdrang einiger Länderchefs. „Könnt Ihr nicht ein einziges Mal auf Eure Muskelspielchen, auf euer Besserwisser-Gehabe und eure zwanghafte, in Ton und Mimik als altväterliche, altmütterliche Weisheit und Fürsorge getarnte Profilierungssucht verzichten?“, überspitzt Breulmann in der Tageszeitung RUHR NACHRICHTEN.

Viel zu lange in der Pandemie habe jedes Bundesland nach eigenen Regeln gespielt. „Selbstverständlich nicht zur eigenen Profilierung, wie die Länder-Fürstinnen und -Fürsten eilig versicherten, sondern ‚aus Verantwortung unseren Bürgerinnen und Bürgern gegenüber‘“, höhnt Breulmann. Für diese Bürgerinnen und Bürger aber sei „dieses Regel-Chaos einfach nur entsetzlich und zum Heulen“. Nach dem „politischen Kasperle-Theater“ der letzten zwei Jahre bahne sich jetzt das nächste Chaos an – und zwar pünktlich vor der nächsten Winterwelle. „Habt Ihr denn gar nichts gelernt?“, moniert der Kommentator.

Zudem sei nach den Erfahrungen der letzten beiden Jahre kaum zu bezweifeln, dass die Infektionszahlen in den Wintermonaten steigen werden. Aus Breulmanns Sicht wäre es daher verantwortungsvoller gewesen, die Debatte ins Frühjahr zu verschieben. „Dann könnten alle Beteiligten im März Bilanz ziehen und im besten Falle Isolations- und Maskenpflicht gemeinsam aufheben – und zwar mit einem guten Gewissen.“

Anmerkungen der Redaktion

Ulrich Breulmann ist ein deutscher Journalist. Er schreibt für verschiedene Angebote der Lensing Media, die unter anderem die RUHR NACHRICHTEN verlegt. Breulmann hat Theologie studiert und ein Volontariat bei den RUHR NACHRICHTEN absolviert. Danach arbeitete er zunächst sechseinhalb Jahre lang für die Dortmunder Stadtredaktion der Zeitung. Später war er als Redaktionsleiter in verschiedenen Städten im Ruhrgebiet unterwegs. Mittlerweile ist Breulmann als Investigativreporter im Einsatz.

RUHR NACHRICHTEN ist der Titel einer regionalen Tageszeitung in Dortmund, die von der Lensing Media herausgegeben wird. Die Lensing Media ist einer der größten Zeitungsverlage in Nordrhein-Westfalen und gibt unter anderem auch die WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN heraus. Lensing Media kooperiert auch mit der Funke-Mediengruppe, einem anderen großen Verlag in Nordrhein-Westfalen. Die Auflage der RUHR NACHRICHTEN wird der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) nicht mehr gemeldet. Laut Similarweb hatte der Online-Auftritt der Zeitung im Oktober 2022 rund 7 Millionen Aufrufe zu verzeichnen. Einen Großteil der Besucher:innen akquirieren die RUHR NACHRICHTEN über Sportberichterstattung: Zu diesem Zweck kooperieren die RUHR NACHRICHTEN auch mit dem Fußballverein Borussia Dortmund.

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„Das Ende der Isolationspflicht ist sinnvoll“

Bayerischer Rundfunk (BR), 15.11.2022 - Jeanne Turczynski

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Die Redakteurin Jeanne Turczynski argumentiert in ihrem Kommentar für das Hörfunkprogramm BR24: Ein Ende der Isolationspflicht „bedeutet nicht, dass man das Virus jetzt auf die leichte Schulter nimmt.“  Ihrer Ansicht nach schließt die Neuregelung es nämlich keineswegs aus, auch weiterhin verantwortungsvoll mit der Krankheit umzugehen.

Auch ohne Isolationspflicht bleibe COVID-19 eine Erkrankung, die es ernst zu nehmen gilt: „an der Menschen sterben können, und mit bisweilen massiven Spätfolgen“, warnt Turczynski. Aber Teil der Wahrheit sei auch, dass laut Immunitätsstudien inzwischen deutlich über 90 Prozent der Bevölkerung Kontakt mit dem Erreger hatten – weil sie geimpft sind, oder die Infektion durchgemacht haben. „Die Basisimmunität ist also hoch, wir sind dem Virus nicht mehr hilflos ausgeliefert“, schreibt Turczynski. Das zeige sich auch in den größtenteils mild verlaufenden Infektionen. 

Erkrankte, die sich elend fühlen, seien weiterhin angehalten, zu Hause zu bleiben. „Und wer das Glück hat, dass der Erreger nurmehr eine mittlere Erkältung auslöst, der muss außerhalb der eigenen vier Wände eineMaske tragen“, argumentiert Turczynski. Daneben gelte für Infizierte auch weiterhin ein Betretungs- und Tätigkeitsverbot für Pflegeheime und Krankenhäuser. Angesichts dieser Vorkehrungen hält Turczynski es für richtig, die Isolationspflicht aufzuheben.

Anmerkungen der Redaktion

Jeanne Turczynski ist eine deutsche Redakteurin. Sie arbeitet seit 2006 für den BAYRISCHEN RUNDFUNK. Dort ist sie für die Redaktion Bildung und Wissen tätig. Sie setzt sich als Autorin besonders mit dem Bereich Medizin und Gesundheit, mit dem Schwerpunkt Pränataldiagnostik, HIV und der COVID-19-Pandemie auseinander. Verantwortlich ist sie dabei für die Sendungen „IQ Wissenschaft und Forschung“, „Aus Wissenschaft und Technik“ und „Campus Magazin“. Im Hörfunk ist sie auf den Sendern BAYERN 1, BAYERN 2, BAYERN 3 sowie BR24 zu hören.

Der BAYERISCHE RUNDFUNK (BR) ist die Landesrundfunkanstalt des Freistaats Bayern. Er ist Mitglied der ARD, zählt zu den öffentlich-rechtlichen Sendern und ist verpflichtet, unabhängig vom Staat und privaten Interessengruppen zu berichten. Der BAYERISCHE RUNDFUNK unterhält neben den Kultursendern BR KLASSIK, BAYERN 1, BAYERN 2 und BAYERN 3 unter anderem den Nachrichtensender B24 und den Jugendsender PULS. Seit dem 01. Februar 2021 ist Dr. Katja Wildermuth die Intendantin des BR. Sie übernahm den Posten von Ulrich Wilhelm. Der BAYERISCHE RUNDFUNK betreibt unter anderem die BR KULTURBÜHNE. Die BR KULTURBÜHNE ist ein digitales Angebot des BAYRISCHEN RUNDFUNKS, das während der Corona-Pandemie ins Leben gerufen wurde. Die Idee war, Künstlerinnen und Künstlern trotz des Lockdowns eine Bühne zu geben; also Theateraufführungen, Konzerte und Lesungen auf der BR KULTURBÜHNE live zu streamen. Seither betreibt die BR KULTURBÜHNE außerdem Kultur- und Medienberichterstattung. Dem BR vereinzelt vorgeworfen, nicht dauerhaft politisch unabhängig zu berichten: So durfte beispielsweise der jetzige bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) 2015 in der Vorabendsendung „Dahoam is dahoam“ unwidersprochen das Parteiprogramm der CSU loben.

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„Ende der Masken- und Isolationspflicht ist vertretbar“

Deutschlandfunk (DLF), 15.11.2022 - Michael Watzke

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Nach dem Dafürhalten von Bayern-Korrespondent Michael Watzke hat die Isolationspflicht ausgedient. COVID-19 spiele im Alltag der Menschen inzwischen ohnehin nur noch eine untergeordnete Rolle. Daher fordert er im DEUTSCHLANDFUNK: „Andere Bundesländer sollten sich baldmöglichst anschließen, um einen Flickenteppich verschiedener Regelungen zu vermeiden.“

Laut des Journalisten leiden die Menschen derzeit keineswegs vorrangig unter COVID-19, sondern vielmehr unter „allen möglichen anderen Infektionskrankheiten“ wie Grippe, Herpes oder Keuchhusten. „Die scheinen laut Krankenkassen gerade Nachholbedarf zu haben und sich dafür rächen zu wollen, dass wir sie in den Covid-Jahren links liegen ließen“, so Watzke. Auch ohne COVID-19 führe das zu enorm hohen Krankenständen, etwa an Schulen.
 
Dass auch die Bundesärztekammer sich dem Ende der Isolationspflicht nicht entgegenstellt, deutet Watzke als eindeutiges Signal: Immerhin sei Deutschlands größte Berufsarzt-Organisation in der Pandemie nicht gerade als „Mister Leichtfuß“ aufgefallen. Wenn es nach dem Autor geht, sind die anderen Bundesländer jetzt am Zug, auch vom „Team Vorsicht“ ins „Team Freiheit“ zu wechseln. 

Anmerkungen der Redaktion

Michael Watzke (*1973) ist ein renommierter deutscher Journalist, Korrespondent und Drehbuchautor. Seit 2010 arbeitet er als Bayern-Korrespondent aus München und berichtet von dort für das DEUTSCHLANDRADIO. Vorher war er unter anderem bei der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, der BILD, der RHEINISCHEN POST sowie bei ANTENNE BAYERN beschäftigt. Im Jahr 2003 hat er den Axel-Springer-Preis gewonnen. Anschließend absolvierte er eine Ausbildung an der Drehbuch-Werkstatt der HFF München. Insgesamt hat er für drei Filme das Drehbuch geschrieben. Für das TV-Drama „Das letzte Stück Himmel“ erhielt er den Robert-Geisendörfer-Preis und war auch für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. Watzke hat Politik und Soziologie in München und Washington, D. C., studiert und anschließend die Deutsche Journalistenschule besucht.

Der DEUTSCHLANDFUNK ist 1962 als Teil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gegründet worden. Er ist eines der drei bundesweiten Hörfunkprogramme des DEUTSCHLANDRADIOS und hat einen Wortanteil von 80 Prozent. Das Programm beschäftigt sich besonders tagsüber mit tagesaktuellen Geschehnissen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. In den Abendstunden liegt der programmatische Schwerpunkt auf Kulturthemen wie Musik, Hörspielen, Lesungen und entsprechenden Berichten. Der DEUTSCHLANDFUNK sendet klassisch linear, jedoch betreibt er auch eine umfangreiche Audiothek und diverse Podcasts, wo Inhalte auch nicht-linear konsumiert werden können. Laut der Mediaanalyse „ma Audio 2021“ hat der DEUTSCHLANDFUNK im Jahr 2020 täglich rund 2,2 Millionen Zuhörer:innen erreicht.

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„Corona-Flickenteppich kein Grund mehr zur Aufregung“

Norddeutscher Rundfunk (NDR), 19.11.2022 - Frauke Reinig

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Die Redakteurin Frauke Reinig steht dem Ende der Isolationspflicht gelassen gegenüber. Sie glaubt, dass es für die Menschen ohnehin kaum mehr spürbar ist, ob eine Isolationspflicht gilt – oder eben nicht: „Die Stellschrauben, an denen gerade noch gedreht wird, spielen im Alltag fast keine Rolle“, gibt sie im NORDDEUTSCHEN RUNDFUNK (NDR) zu bedenken.

Auch der viel zitierte „Flickenteppich“ ist in ihren Augen kein Grund zur Sorge. „[M]uss man sich darüber inzwischen noch aufregen?“, wendet sie ein. Nach ihrem Empfinden macht das „Regel-Wirrwar“ kaum mehr einen praktischen Unterschied: Denn mit oder ohne Isolationspflicht müsse, wer sich krank fühlt, ohnehin zu Hause bleiben: ob in Schleswig-Holstein, Bayern oder NRW.

Gleichzeitig gebe es überall unwissentlich Infizierte, die ohne Symptome arbeiten gehen – „einfach, weil sich die Betroffenen dann nicht testen“, schreibt Reinig. Sie betrachtet die Lockerungen daher vor allem als politisches Signal: „Politiker und Politikerinnen streiten darüber, wer wann das Ende der Pandemie verkünden darf“, überspitzt sie. „Denn klar ist: Strengere Regeln will jetzt niemand mehr.“

Anmerkungen der Redaktion

Frauke Reinig ist Redakteurin für den NORDDEUTSCHEN RUNDFUNK (NDR). Momentan arbeitet sie für den Hamburger Radiosender NDR 90,3. Außerdem war sie im Hamburger Landesverband des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) aktiv.

Der NORDDEUTSCHE RUNDFUNK (NDR) ist eine gemeinsame Landesrundfunkanstalt für die Freie und Hansestadt Hamburg sowie für die Länder Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Der NDR startete nach dem Zweiten Weltkrieg 1952 sein regelmäßiges Fernsehprogramm. Zu den Radioprogrammen, die der NDR außerdem unterhält, zählen NDR 2, NJOY, NDR 90,3, das Hamburg Journal und NDR 1. Zudem bildet der NDR gemeinsam mit dem WDR und der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG eine Recherchekooperation, die beispielsweise die Panama-Papers für Deutschland aufbereitet hat. Der NDR hat Auslandskorrespondenten in Tokio, London, Stockholm und Washington.

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„Quarantäne, Isolation und Freitesten: Welche Regeln gelten jetzt in NRW?“

Westdeutscher Rundfunk (WDR), 23.11.2022 - WDR-Redaktion

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Welche Verhaltensregeln gibt die nordrhein-westfälische Landesregierung Infizierten und ihren Kontaktpersonen aktuell vor? Diese Frage beantwortet die Redaktion des WESTDEUTSCHEN RUNDFUNKS (WDR) in einem Überblick.

Wer einen Selbsttest mit positivem Ergebnis durchführt, ist zu einem Kontrolltest verpflichtet. Als Kontrolltest kommen sowohl ein PCR-Test oder ein offizieller Schnelltest von einer Teststelle infrage. „Bis das Ergebnis vorliegt, muss man sich ‚absondern‘“, erläutert die Redaktion.

Ist der Kontrolltest positiv, gilt noch bis zum 29. November eine Isolationspflicht von zehn Tagen – diese kann frühestens ab dem fünften Tag mit einem offiziellen Negativtest beendet werden. Ab dem30. November führt NRW eine neue Regel ein: „Dann muss man nur noch für fünf Tage in Isolation“, so der WDR.

Gezählt wird grundsätzlich ab dem Tag, an dem die ersten Symptome auftraten, oder ab dem ersten positiven Schnell- oder PCR-Test. Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen dürfen weiterhin erst dann wieder arbeiten, wenn sie offiziell freigetestet undmindestens 48 Stunden symptomfrei sind. 

Isolierte dürfen Haus oder Wohnung nicht verlassen. Eine Ausnahme gilt für direkt angrenzende Gärten, die eigene Terrasse oder den Balkon. Laut WDR sind auch Begegnungen mit Haushaltsangehörigen zu reduzieren. Die Landesregierung rät, die Ansteckungsgefahr durch Masken, Handhygiene und Lüften zu mindern.  

In NRW müssen Infizierte auch ihre Kontaktpersonen informieren. Laut Verordnung gehören dazu alle bekannten Personen, „zu denen in den letzten zwei Tagen vor der Durchführung des Tests (…) ein enger persönlicher Kontakt bestand“.
 
Kontaktperson müssen sich nicht mehr isolieren. Dennoch empfiehlt die Landesregierung laut der WDR-Redaktion, enge Kontakte für fünf Tage zu reduzieren. Außerdem werde für diesen Zeitraum empfohlen, sich selbst zu testen, die Körpertemperatur zu messen und bei Kontakten eine Maske zu tragen.

Anmerkungen der Redaktion

Der WESTDEUTSCHE RUNDFUNK (WDR) ist die größte der neun Landesrundfunkanstalten der ARD. Er entstand 1956, als sich der NWDR in den NDR und den WDR aufteilte. Die Sendeanstalt hat sechs Radioprogramme und einen Fernsehsender, zu dessen bekanntesten Programmen unter anderem das Politmagazin „Monitor“, die „Sportschau“ oder das Kinderangebot „Die Sendung mit der Maus“ gehören. Laut eigenen Angaben ist der Sender nach Anzahl der Beschäftigten das zweitgrößte Medienunternehmen Europas hinter der BBC. Laut der „Media-Analyse 2021“ erreicht der Fernsehsender des WDR in Deutschland täglich rund 8 Millionen Zuschauer:innen, der Radiosender rund 11 Millionen Zuhörer:innen. Der Webauftritt des WDR hatte im April 2022 laut Similarweb rund 14,8 Millionen Besuche zu verzeichnen.

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„So geht es Deutschlands Nachbarn ohne Isolationspflicht“

N-TV, 17.11.2022 - Hedviga Nyarsik

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Die Perspektive in 30 Sekunden

In Deutschland wird heiß über den Lockerungskurs einiger Länder diskutiert. „Doch führt die Aufhebung der Isolationspflicht tatsächlich zu mehr Corona-Fällen?“, fragt die Redakteurin Hedviga Nyarsik. Für den Nachrichtensender N-TV hat sie auf die Nachbarländer geschaut, die den Schritt schon vor einigen Monaten gegangen sind.

Österreich hat die Isolationspflicht schon im August abgeschafft. Für symptomfreie Infizierte gelten sogenannte „Verkehrsbeschränkungen“: Sie müssen eine FFP2-Maske tragen, wenn sie das Haus verlassen oder arbeiten gehen. Laut Nyarsik hat sich die Infektionslage nach einigen Schwankungen wieder normalisiert. Allerdings weise das Abwassermonitoring auf eine hohe Dunkelziffer hin. Dennoch sei die vielerorts befürchtete Überlastung der Krankenhäuser ausgeblieben: „Lediglich vier Prozent der Intensivstationen sind landesweit mit Covid-Patienten belegt“, schreibt Nyarsik unter Verweis auf Daten des Gesundheitsministeriums.

In der Schweiz sind Infizierte seit April nicht mehr verpflichtet, zu Hause zu bleiben. Auch Erkrankte mit Symptomen dürfen sich frei bewegen – ohne Maskenpflicht. Laut der Autorin vertrauen Bund und Kantone auf die Eigenverantwortung ihrer Bürgerinnen und Bürger: „So sollen etwa Infizierte ohne schwere Symptome sich mit ihrem Arbeitgeber absprechen, ob und wie sie weiterarbeiten“, veranschaulicht sie. Aktuell seien weder die Infektionszahlen noch die Krankenhausbelegung besorgniserregend. Allerdings sorge eine erhöhte Sterberate im Land für Diskussionen – für die das Bundesamt für Gesundheit aber noch keine wissenschaftlich gesicherten Gründe nennen könne.

Polen verabschiedete sich im März von der Isolationspflicht. Trotz Schwankungen erreichten die Infektionszahlen laut der Autorin seitdem nicht annähernd die Werte, mit denen das Land Anfang 2022 zu kämpfen hatte. Grundsätzlich werde in Polen aber nur noch selten getestet: „Für die Regierung in Warschau sind weder Isolationspflicht noch andere Corona-Maßnahmen ein Thema.“ Ähnlich sei es in Spanien: Seitdem das Königreich die Isolationspflicht im März abschaffte, seien die Infektionszahlen zwar relativ stabil geblieben – gleichzeitig hält Nyarsik diese aber für wenig aussagekräftig. Dennoch sei die Auslastung der Intensivstationen auf dem niedrigsten Stand seit dem Beginn der Pandemie.

Auch in Großbritannien wird seit Ende Februar auf die Isolationspflicht verzichtet. Zwar liefere das Vereinigte Königreich zur Infektionslage schon lange keine zuverlässigen Daten mehr. Allerdings lasse eine Erhebung des nationalen Statistikamts darauf schließen, dass Ende Oktober 3,1 Prozent der Bevölkerung mit COVID-19 infiziert waren. Die Lage in den Kliniken sei aktuell ruhig – „doch die Sorge vor einer starken Winterwelle mit Corona und Grippe wächst“, schließt Nyarsik.

Anmerkungen der Redaktion

Hedviga Nyarsik ist Redakteurin im Gesellschaftsressort von N-TV. Sie beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Themen rund um Umweltschutz, Gleichberechtigung und den Kampf gegen den Rechtsextremismus. Zur Zeit der COVID-19-Pandemie schrieb sie zusätzlich viel über COVID-19 und die damit verbundenen Pandemiemaßnahmen.

N-TV.de ist das Online-Portal des deutschen Fernsehsenders N-TV. Dieser ist ein von der N-TV Nachrichtenfernsehen GmbH betriebener privater deutscher Fernsehsender mit Sitz in Köln. Er ist 1992 als erster deutscher Nachrichtensender von Peter Staisch in Berlin gegründet worden. Seit 2006 gehört N-TV zur Mediengruppe RTL Deutschland. Seine drei Hauptprogrammsäulen sind Nachrichten, Wirtschaft und Talk. Der Sender hat einen hohen Live-Anteil, aber auch Dokumentationen, Reportagen, Wissens- und Lifestylemagazine sowie Sportsendungen im Programm. Der Nachrichtensender bietet seine Inhalte auf zahlreichen Plattformen an. Laut THE EUROPEAN hat N-TV.de mehr als 11 Millionen User:innen und gehört damit zu den größten Medienseiten Deutschlands. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG skizziert N-TV als „seriösen Gegenakzent“ zu den quotenstarken Unterhaltungsformaten, mit denen RTL den Markt in Deutschland beherrsche. Als privater Fernsehsender ist N-TV werbefinanziert. Das Onlineportal N-TV.de gehörte 2020 laut der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (Agof) zu den fünf meist aufgerufenen Medienmarken. Das Online-Magazin DWDL berichtet von einem Zuwachs von 137 Prozent im COVID-19-Jahr 2020. Laut Agof hatte das digitale Gesamtangebot von N-TV im November 2021 rund 25,7 Millionen Nutzer:innen zu verzeichnen.