Mehr Druck auf Ungeimpfte: Diskussionen um 2G-Regel in NRW
Kurzfassung
Geimpft oder genesen – um sich für die kalte Jahreszeit zu wappnen, setzen immer mehr Bundesländer in der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie auf die sogenannte 2G-Regel. Sie räumt Gastronomiebetrieben und Veranstalter:innen die Möglichkeit ein, Beschränkungen wie Maskenpflicht oder Mindestabstand fallen zu lassen, wenn sie nur noch Geimpften und Genesenen Zutritt gewähren. Für viele klingt das verlockend: Ein Konzert- oder Restaurantbesuch wie vor der COVID-19-Pandemie wird so wieder möglich. Doch negativ Getestete haben das Nachsehen.
Nicht aber in NRW: Die Düsseldorfer Landesregierung schreckt bislang davor zurück, Geimpfte und Genesene per Beschluss zu bevorzugen. „Wenn ein Restaurant oder eine Diskothek für sich die 2G-Regel aufstellt, ist es in Ordnung – und bei uns auch möglich. Als staatliche Vorgabe finde ich es falsch“, betonte NRW-Ministerpräsident und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet vor der Bundestagswahl in einem FUNKE-Interview. Die Infektionsschutzregeln bleiben in Nordrhein-Westfalen also auch dann in Kraft, wenn Ungeimpften der Zutritt verwehrt wird.
Druck aus den Kommunen
Doch einige Kommunen fordern ein Umlenken. In einem Brief forderte etwa Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link Laschet dazu auf, den Druck auf Ungeimpfte durch eine 2G-Regel landesweit zu erhöhen: „Leider bin ich nämlich fest davon überzeugt, dass sich das niedrige Impftempo nicht erhöhen wird, so lange impfskeptische Menschen über einen Test – egal ob kostenpflichtig oder nicht – die gleichen Rechte genießen wie Geimpfte oder Genesene“, schreibt er. Um einen „Flickenteppich“ unterschiedlicher Vorgaben zu vermeiden, plädiert Link für eine einheitliche 2G-Regelung in ganz NRW.
Die Stadt Wuppertal nahm bereits ihren eigenen Kurs auf: Sie setzte angesichts steigender Infektionszahlen eine örtliche 2G-Regelung durch. Dass der Ausschluss von Ungeimpften jedoch nicht zwangsläufig auch vor Ansteckungen schützt, bewies zuletzt eine Party-Nacht in Münster: In einem Club steckten sich im September mehr als 80 Menschen mit dem Virus an – und das, obwohl alle Besucher:innen geimpft oder genesen waren.
Ist es also gerechtfertigt, den Druck auf Ungeimpfte weiter zu erhöhen? Sollte es in NRW eine 2G-Regel geben?
Acht Perspektiven
„Corona: NRW braucht ab sofort die 2G-Regel – sechs Argumente sprechen dafür“
Ruhr24, 19.09.2021 - Daniele Giustolisi
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Der Leitende Redakteur Daniele Giustolisi hält die 2G-Regel in NRW für überfällig. Er glaubt, Impf-Skeptiker dadurch doch noch gewinnen zu können: „Bestenfalls würde die Impfquote schneller steigen und die Pandemie eher eingedämmt“, schreibt er in seinem Kommentar für das Nachrichtenportal RUHR24.
Umso flächendeckender die 2G-Regel greife, desto mehr Menschen seien mit der Frage konfrontiert, ob sie sich nicht doch impfen lassen sollten. Im Kampf gegen die Pandemie sei das ein wichtiger Schritt: Zwar schließe die Impfung eine Erkrankung nicht vollends aus, aber sie biete einen hohen Schutz gegen einen schweren Krankheitsverlauf. „Nur weil die Impfung nicht zu 100 Prozent gegen das Coronavirus schützt, kann es doch nicht die Konsequenz sein, dass man sich dann einfach gar nicht impfen lässt“, beschwert sich Giustolisi.
Wichtig bei einer landesweiten 2G-Regel sei jedoch, dass es gewisse Ausnahmen gebe: „Wer sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann, darf durch 2G nicht eingeschränkt werden“, mahnt der Autor. Selbiges gelte für Menschen, für die es noch keine Impf-Empfehlung gebe – etwa für Kinder unter 12 Jahren.
Anmerkungen der Redaktion
Daniele Giustolisi ist leitender Redakteur beim Dortmunder Medien-Startup RUHR24. Neben seinem Studium der Germanistik und Romanistik an der Ruhr-Universität in Bochum hat Giustolisi als freier Journalist bei der WESTDEUTSCHEN ALLGEMEINEN ZEITUNG (WAZ) gearbeitet, der größten Regionalzeitung Deutschlands. Diese verließ er 2014, um ein Volontariat bei den RUHR NACHRICHTEN zu absolvieren. Kurz nach seinem Volontariat hat er zunächst als Online-Redakteur bei RUHR24 begonnen. Seit 2019 ist er dort leitender Redakteur.
RUHR24 ist eine Online-Publikation, auf der schwerpunktmäßig Nachrichten aus Nordrhein-Westfalen und Dortmund veröffentlicht werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Sportberichterstattung über Schalke04, Borussia Dortmund und den VfL Bochum. Die Online-Präsenz von RUHR24 wird vom gleichnamigen Medien-Startup verwaltet, das neben RUHR24.DE auch mehrere Sport-Apps und eine Job-Plattform betreibt. RUHR24 ist ein Tochterunternehmen der Verlage Lensing Media und Rubens. Lensing Media zählt zu den größten Verlagshäusern in Nordrhein-Westfalen und verlegt unter anderem die RUHR NACHRICHTEN und die WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN. Laut Similarweb hatte RUHR24.DE im August 2021 rund 4,7 Millionen Aufrufe zu verzeichnen.
Die Perspektive in 30 Sekunden
Die Hauptstadt-Korrespondentin Angelika Slavik glaubt, dass an einer 2G-Regel kein Weg vorbeiführt. Zwar bringe es „schmerzhafte Nebenwirkungen“ mit sich, wenn bestimmte gesellschaftliche Gruppen ausgegrenzt werden. „In der Summe ist 2G dennoch die beste Option, die im Kampf gegen das Virus und seine Folgen derzeit zur Verfügung steht“, kommentiert sie in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.
Einerseits ermögliche die 2G-Regel es Restaurantbesitzer:innen und Clubbetreibenden, endlich wieder ihren Lebensunterhalt zu verdienen, ohne sich vor Virusverbreitung oder drohenden Lockdowns fürchten zu müssen. Andererseits betrachtet Slavik die Verschärfung auch als Chance für Geimpfte und Genesene, zur Normalität zurückzukehren. „Theater, Konzerte, Restaurants und Klubs sind ja nicht nur wichtig für die, die sie betreiben“, gibt die Autorin zu bedenken. „Sie sind auch existenziell wichtig für die Menschen, die dort hingehen – weil diese Dinge das Leben bunt und lebenswert machen.“
Eine Regel, die Geimpfte und Genesene gegenüber Getesteten bevorzugt, bleibe eine bittere Entscheidung. Doch angesichts monatelanger Einschränkungen sei es von großer Bedeutung, den Menschen wieder wirtschaftliche Sicherheit und persönliche Freiheiten zu ermöglichen. Denn nur so könne „die große emotionale Erschöpfung, welche die Pandemie verursacht hat“, endlich bezwungen werden.
Anmerkungen der Redaktion
Angelika Slavik, geboren 1982, ist seit Anfang 2021 Parlamentskorrespondentin bei der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG (SZ). Vorrangig befasst sie sich mit Gesundheitspolitik und Entwicklungshilfe. Zuvor ist sie zunächst von 2007 bis 2009 als Volontärin und von 2009 bis 2014 als Wirtschaftsredakteurin bei der SZ tätig gewesen. Von 2015 bis 2021 ist sie Wirtschaftskorrespondentin in Hamburg gewesen. Slavik stammt aus Wien. Dort begann sie 2003 auch ihre journalistische Karriere als freie Journalistin bei der österreichischen Tageszeitung DER STANDARD.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG (SZ) ist eine deutsche überregionale Tageszeitung aus München. Sie erscheint seit 1945 als Nachfolger der Münchener Neusten Nachrichten. Seit 1947 wird sie von der „Süddeutschen Verlags GmbH“ produziert und ist besonders durch ihre „Seite Drei-Reportagen“ und die kritische Glosse „Streiflicht“ bekannt. Mit einer Auflage von 311.000 (2/2021) ist sie in Deutschland nach der BILD die zweitmeist verkaufte deutsche Tageszeitung, auch wenn ihre Auflage insgesamt abnimmt. Die Blattlinie der Zeitung gilt als linksliberal. Zusammen mit dem WDR und dem NDR hat die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG einen investigativen Rechercheverband, der zahlreiche investigative Recherchen veröffentlicht hat, u.a. zu Steuerschlupflöchern und über die Ibiza-Affäre um den FPÖ-Vorsitzenden Strache. Für die Aufklärung über die Panama Papers erhielten SZ-Journalist:innen 2017 einen Pulitzer-Preis für investigative Recherche.
„„Es geht um den Schutz der Jüngsten““
Deutschlandfunk Kultur, 30.08.2021 - Uwe Schneidewind, Stephan Karkowsky
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Der Wuppertaler Oberbürgermeister Uwe Schneidewind wünscht sich für NRW eine 2G-Regelung. Andernfalls seien vor allem Kinder in Gefahr: „Es geht um den Schutz der Jüngsten“, mahnt er im DEUTSCHLANDFUNK-Interview mit Radiomoderator Stephan Karkowsky.
Schneidewind hält es für die Aufgabe der Politik, flächendeckend klare Rahmenbedingungen zu schaffen. Denn immer noch seien Ungeimpfte – wie ein Großteil der Kinder – nicht davor gefeit, schwer am Sars-CoV-2-Virus zu erkranken. Nicht zuletzt das Infektionsgeschehen in den USA und Großbritannien habe gezeigt, dass aggressivere Virus-Varianten mitunter zu massiven Nebenwirkungen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen von ungeschützten Schülerinnen und Schülern führen. Daher appelliere ein Großteil der nordrhein-westfälischen Oberbürgermeister:innen an die Landesregierung, dem Vorbild anderer Bundesländer zu folgen. Politische Entscheidungen auf die Betriebe abzuwälzen, hält Schneidewind für keine gute Idee.
Außerdem werde bei erneuten Ausbrüchen immer auch der immunisierte Teil der Gesellschaft in Mitleidenschaft gezogen – etwa durch erneute Schließungen. „Das Offenhalten gerade der Angebote für alle wird nur möglich sein, wenn wir jetzt konsequent auf 2G umstellen“, warnt Schneidewind. „Es geht um den Erhalt der Freiheitsrechte in der Breite der Bevölkerung.“
Anmerkungen der Redaktion
Uwe Schneidewind ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler und Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal im südlichen Ruhrgebiet. Er ist Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen und engagiert sich in mehreren Umweltschutzverbänden: beispielsweise beim Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), einem der größten deutschen Umweltverbände. Schneidewind hat zunächst Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln studiert. Von dort wechselte er nach St. Gallen, wo er promovierte und sich habilitierte. Daraufhin wurde er an die staatliche Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg berufen: auf die Professur für Produktionswirtschaft und Umwelt. 2010 verließ er die Universität Oldenburg und wurde Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie hat Schneidewind 2020 verlassen, als er Oberbürgermeister von Wuppertal geworden ist. Im Ranking der wichtigsten deutschen Wirtschaftswissenschaftler:innen listete die FAZ Schneidewind 2019 auf Platz 91. 2020 zählte die FAZ den Wirtschaftswissenschaftler nicht mehr unter die Top 100 der einflussreichsten Wirtschaftswissenschaftler:innen in Deutschland.
Stephan Karkowsky ist ein Radiomoderator, Journalist und Moderatorencoach. Karkowsky moderiert seit 1991 für den WDR. Nach Tätigkeiten für EINS LIVE und einigen Jahren beim WDR2 ist er seit 2008 Moderator für das Meinungsmagazin Politikum bei WDR5. Darüber hinaus moderiert er für DEUTSCHLANDFUNK KULTUR und für den RBB. Er hat in Potsdam einen Master of Global Public Policy abgeschlossen. 2011 war er in der Kategorie 'Bester Moderator' nominiert für den Deutschen Radiopreis. Seit 2015 ist er Preisträger des Universitas-Preis für Wissenschaftsjournalismus von der Hanns Martin Schleyer-Stiftung. Unter dem Pseudonym Stefan Fester hat er bislang zwei Romane veröffentlicht.
DEUTSCHLANDFUNK KULTUR ist neben dem DEUTSCHLANDFUNK und DEUTSCHLANDFUNK NOVA eines der drei Programme des öffentlich-rechtlichen DEUTSCHLANDRADIOS. Im Gegensatz zu den beiden anderen Programmen liegt der Redaktionssitz von DEUTSCHLANDFUNK KULTUR in Berlin. Der Sender beschreibt sich selbst als „das Feuilleton im Radio“. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, „die Kulturalisierung der Politik und die Politisierung der Kultur“ voranzutreiben. Laut der Mediaanalyse ma Audio 2021 schalten täglich rund 600.000 Menschen den Kultursender des DEUTSCHLANDRADIOS ein.
„2G-Regel ist Unsinn – weil sie auf vollkommen falscher RKI-Behauptung beruht“
Focus Online, 03.09.2021 - Alexander Kekulé
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Der Epidemiologe Alexander Kekulé kann der 2G-Regel nichts abgewinnen. Sie beruhe auf der Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI), dass Geimpfte für die Verbreitung des Virus keine wesentliche Rolle mehr spielen. „Doch diese Behauptung des RKI ist, man muss es leider so deutlich sagen, vollkommen falsch“, schreibt der Mediziner in seiner FOCUS-ONLINE-Kolumne.
Mit dieser Meinung stehe er bei weitem nicht allein da: „Unter Fachleuten – zumindest außerhalb des RKI – ist unumstritten, dass die vollständige Impfung nur zu etwa 50 bis 70 Prozent gegen Infektionen mit der Delta-Variante schützt“, gibt er zu bedenken. Eine kürzlich veröffentlichte Studie des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums sei etwa zu dem Ergebnis gekommen, dass die Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe durch das Auftreten neuer Varianten von 91 auf 66 Prozent abgefallen ist.
Kekulé betrachtet das unbeschwerte Zusammenkommen unter 2G-Bedingungen als ernstzunehmende Gefahr. In Extremfällen könne es sogar zu Superspreading-Ereignissen kommen: Auf einer Indoor-Party bei Boston zum US-amerikanischen Unabhängigkeitstag habe es Anfang Juli rund 900 Infizierte gegeben. „80 Prozent von ihnen waren vollständig geimpft“, wendet er ein. Kekulé warnt: Sobald die Menschen sich in falscher Sicherheit wiegen, rausche die Welle der Geimpften „wie ein Tarnkappen-Bomber“ durch die Bevölkerung.
Das berge auch für die Ungeimpften eine Gefahr, wenn diese abseits von 2G-Zonen mit Geimpften zusammentreffen. „Das 2G-Modell schützt deshalb Ungeimpfte nicht, sondern setzt sie, im Gegenteil, durch steigende Inzidenzen einem höheren Infektionsrisiko aus“, warnt Kekulé. In seinen Augen ist die 2G-Regel „Unsinn“.
Anmerkungen der Redaktion
Alexander S. Kekulé ist ein deutscher Mediziner, Epidemiologe, Biochemiker und Publizist. Seit 1999 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Mikrobiologie und Virologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Halle (Saale). Kekulés Forschungsschwerpunkte sind Infektionskrankheiten, biologischer Bevölkerungsschutz, Bioethik und Influenza-Pandemieplanung. 2020 wurde Kekulé unter anderem von Christian Drosten kritisiert. Drosten warf Kekulé vor, dass er zu wenig wissenschaftlich veröffentlichen würde. Kekulé begründete dies mit einer mangelnden finanziellen Ausstattung seines Instituts. Trotzdem hat Kekulé als Erstautor mehrere Artikel in der renommierten Fachzeitschrift NATURE veröffentlicht. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit publiziert Kekulé zu gesellschaftlichen und ethischen Aspekten der Naturwissenschaften. Seine Beiträge erschienen unter anderem in der ZEIT, dem SPIEGEL, der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, dem FOCUS und der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN. Seit 1999 schreibt er im TAGESSPIEGEL die Kolumne „Was Wissen schafft“.
Der FOCUS ist ein wöchentlich erscheinendes deutsches Nachrichtenmagazin. Er ist 1993 vom Hubert Burda Verlag als Konkurrenz zum SPIEGEL gegründet worden. Das Magazin erschien zuletzt in einer verkauften Auflage von rund 248.000 Exemplaren (2/2021) und gehört damit zusammen mit dem SPIEGEL und dem STERN zu den reichweitenstärksten deutschen Wochenmagazinen. Der FOCUS gilt dabei in seiner Ausrichtung im Vergleich zu den beiden Konkurrenzmagazinen als konservativer. Auch der Online-Auftritt des Magazins gehört zu den reichweitenstärksten in ganz Deutschland: Laut der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung hatte FOCUS.DE im Juli 2021 rund 26 Millionen Nutzer:innen zu verzeichnen. Das GOETHE-INSTITUT befindet, das Blatt vertrete eine wirtschaftsliberale Haltung und wende sich „mit vielen grafischen Darstellungen und farbintensiven Bildern insbesondere an Leser:innen mit weniger Zeit“. Wie viele andere Medien in Deutschland hat der FOCUS seit Jahren stark sinkende Verkaufszahlen zu verzeichnen: Anfang 2000 lag die Auflage noch bei knapp 811.000 verkauften Exemplaren.
„2G: Warum die Ausgrenzung der Ungeimpften falsch ist“
Nordbayern, 15.09.2021 - Manuel Kugler
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Für den Redakteur Manuel Kugler bedeutet 2G vor allem eines: dauerhaft eingeschränkte Grundrechte für Ungeimpfte. Er hält das für falsch: „Wenn die Impfung tatsächlich freiwillig ist, dürften Impfunwilligen keine Nachteile entstehen”, kommentiert der Autor auf dem Nachrichtenportal NORDBAYERN.de.
Für Kugler lässt sich eine vermeintlich optionale Impfung nicht mit der Tatsache vereinen, dass Menschen, die sich dagegen entscheiden, Restaurants oder Veranstaltungen nicht mehr besuchen dürfen. „2G nennt man das jetzt, was freilich harmloser klingt als dauerhaft eingeschränkte Grundrechte für Millionen Menschen”, ärgert er sich. Dabei stehe die Begründung, dass Ungeimpfte eine Gefahr für die Gesundheit anderer darstellen, „auf tönernen Füßen”: Denn von einem negativ Getesteten gehe keine größere Gefahr aus als von einem Geimpften, der nicht getestet ist – und der das Virus ebenfalls weitergeben könne. „Ungeimpft - gefährlich, geimpft - ungefährlich: In derart einfältigen Mustern kann keine aufgeklärte Gesellschaft denken”, kritisiert Kugler.
Auch das „vielbemühte Gegenargument”, dass Ungeimpfte der Allgemeinheit schaden und diese dann auch noch für sie aufkommen solle, führe auf gefährliches Terrain: „Eine Gesellschaft, die den Einzelnen nach seinem Wert oder seiner Belastung für die Allgemeinheit bewertet, ist (...) keine lebenswerte mehr”, mahnt Kugler.
Anmerkungen der Redaktion
Manuel Kugler ist Journalist und Redakteur bei den NÜRNBERGER NACHRICHTEN und der NÜRNBERGER ZEITUNG, die beide dem Verlagshaus Nürnberger Presse gehören. Kugler schreibt hauptsächlich für das Onlineportal der beiden Blätter NORDBAYERN.DE. In der Zentralredaktion, die NORDBAYERN.DE, die NÜRNBERGER NACHRICHTEN und die NÜRNBERGER ZEITUNG bespielt, ist er der stellvertretende Ressortleiter im Ressort Politik und Wirtschaft. Kugler hat Politikwissenschaft studiert. Nachdem er zunächst noch während seines Studiums für einen Lokalteil der NÜRNBERGER NACHRICHTEN Artikel geschrieben hatte, begann er 2010 ein Volontariat bei der Zeitung. Seit 2014 arbeitet er in der Politikredaktion.
NORDBAYERN.DE ist das Onlineportal der bayrischen Lokalzeitungen NÜRNBERGER NACHRICHTEN und NÜRNBERGER ZEITUNG, die dem Verlagshaus Nürnberger Presse gehören. Seine Gründung 2020 ist als Reaktion auf den Kampf der beiden Tageszeitungen mit einer kleiner werdenden Auflage zu verstehen. NORDBAYERN.DE, die NÜRNBERGER NACHRICHTEN und die NÜRNBERGER ZEITUNG werden seit 2020 von einer Zentralredaktion in Nürnberg bespielt. Das Onlineportal zeigt Nachrichten aus dem Frankenland und der Oberpfalz. Laut der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern hat NORDBAYERN.DE zusammen mit der hauseigenen Nachrichten-App im August 2021 rund 17 Millionen Besuche zu verzeichnen gehabt. Die beiden Lokalzeitungen NÜRNBERGER NACHRICHTEN und NÜRNBERGER ZEITUNG hatten im 2. Quartal 2021 zusammen rund 218.000 Exemplare verkauft.
„Die 2G-Regel ist ein stinkender Köder“
Pro-Medienmagazin, 16.09.2021 - Jonathan Steinert
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Mit der 2G-Regel werden Teile der Bevölkerung systematisch aus dem öffentlichen Leben ausgegrenzt, meint der Redakteur Jonathan Steinert. Im christlichen Medienmagazin PRO kommentiert er: „Das ist weder verhältnismäßig noch nachvollziehbar oder hilfreich.“
Immerhin gewähre das Testen auch Ungeimpften ein Maß an Sicherheit: „Wenn selbst nachweislich gesunde, nicht infektiöse Menschen nicht mehr in bestimmte Kneipen oder Kinos gehen dürfen, ist das der schärfste Eingriff in die persönliche Freiheit seit Beginn der Pandemie.“ Zumal auch Geimpfte nicht unbedingt davor geschützt seien, das Virus weiterzugeben oder zu erkranken, prangert Steinert an. Die 2G-Regel betrachtet er daher als illegitimes Druckmittel: „Das grenzt Menschen systematisch aus“, moniert der Autor.
Steinert findet, dass jeder die Freiheit haben sollte, das Risiko einer Infektion gegen vermeintliche Impfrisiken abzuwägen – ohne gesellschaftliche Benachteiligungen. „Das ist aber mit 2G der Fall“, kritisiert er. Die Regel verschärfe eine Stimmung, „die Menschen stigmatisiert, die sich aus welchen Gründen auch immer gegen eine Impfung entschieden haben“.
Anmerkungen der Redaktion
Jonathan Steinert ist der Redaktionsleiter für den Bereich Print beim PRO-MEDIENMAGAZIN, einer christlichen Medienzeitschrift. Steinert hat in Jena Medienwissenschaft, Soziologie und Germanistische Sprachwissenschaft studiert. Danach hat er ein Volontariat bei der Christlichen Medieninitiative pro absolviert. Steinert hat in seinen Artikeln für das PRO-MEDIENMAGAZIN unter anderem die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock gegen Plagiatsvorwürfe des Medienwissenschaftlers Stefan Weber verteidigt. Ferner verteidigte er die kritisch gegen COVID-19-Maßnahmen eingestellte Aktion „#allesdichtmachen“ gegen Kritik aus den Medien: nur weil einem „von der falschen Seite“ zugejubelt werde, sei eine Kritik noch nicht inhaltlich falsch. Steinert sah in der Medienkritik an #allesdichtmachen „ein Problem unserer oft moralgetränkten Debattenkultur“.
Das PRO-MEDIENMAGAZIN ist eine christliche Medienzeitschrift, die sechsmal pro Jahr erscheint. Pro Ausgabe werden 70.000 Exemplare gedruckt und erreichen laut eigenen Angaben 140.000 Leser:innen, von denen rund 60.000 die Zeitschrift abonniert haben. In der Zeitschrift werden Themen aus den Medien, der Politik, Gesellschaft und Kultur aus konservativ-christlicher Sicht erörtert. Das Magazin wird von der Christlichen Medieninitiative Pro e.V. herausgegeben: ein eingetragener gemeinnütziger Verein, der durch Spenden finanziert wird. Das Ziel des Vereins ist es laut eigener Aussage „die christliche Botschaft und relevante kirchliche Themen in den Medien prominenter zu positionieren“. Das Deutsche Journalistenkolleg, die Journalistenschule des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes, zählt das PRO-MEDIENMAGAZIN zu den empfohlenen Fachzeitschriften im Medienbereich. Die deutsche Medienpädagogin Sabine Schiffer zählte das PRO-MEDIENMAGAZIN 2010 zu einer Liste an antiislamischen deutschen Webseiten.
Die Perspektive in 30 Sekunden
Seit dem 1. Oktober gilt in NRW eine neue Coronaschutzverordnung. Die WDR-Redaktion hat in einem Beitrag zusammengefasst, welche Regeln aktuell im Bundesland gelten.
Vorerst gilt weiterhin die 3G-Regel. Etwa für Sport, Friseur- oder Restaurantbesuche in Innenbereichen ist es damit notwendig, sich als genesen, geimpft oder negativ getestet auszuweisen. Im Regelfall sind Tests 48 Stunden gültig, in besonderen Fällen nur sechs Stunden – zum Beispiel für den Zutritt zu Clubs, sonstigen Tanzveranstaltungen oder Bordellen.
Unabhängig von der Sieben-Tage-Inzidenz können diverse dauerhafte Einrichtungen auch ohne 3G-Nachweis besucht werden. Dazu zählen etwa Geschäfte, Museen, Bibliotheken, Gerichte oder Angebote der medizinischen Versorgung.
In allen weiteren Innenräumen, die Besucher:innen und Kund:innen zugänglich sind, muss weiterhin ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz getragen werden – nicht aber in Clubs und auf sonstigen Tanzveranstaltungen. Darüber hinaus gilt die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr, in Taxen, Flugzeugen und in Innenräumen auf Schiffen.
Ungeimpfte oder genesene Arbeitnehmer:innen müssen nach fünf freien Tagen einen Negativtest nachweisen, wenn sie in ihren Betrieb zurückkehren. Hier genügt ein offizieller Schnelltest oder Beschäftigtentest.
Anmerkungen der Redaktion
Der WDR ist die größte der neun Landesrundfunkanstalten der ARD. Er entstand 1956, als sich der NWDR in den NDR und den WDR aufteilte. Die Sendeanstalt hat sechs Radioprogramme und einen Fernsehsender, zu dessen bekanntesten Programmen unter anderem das Politmagazin „Monitor“, die „Sportschau“ oder das Kinderangebot „Die Sendung mit der Maus“ gehören. Laut eigenen Angaben ist der Sender nach Anzahl der Beschäftigten das zweitgrößte Medienunternehmen Europas hinter der BBC. Laut der „Media-Analyse 2021“ erreicht der Fernsehsender des WDR in Deutschland täglich rund 8 Millionen Zuschauer:innen, der Radiosender erreicht rund 11 Millionen Zuhörer:innen. Der Webauftritt des WDR hatte im August 2021 laut Similarweb rund 16 Millionen Besuche zu verzeichnen.
„2G oder 3G: Diese Regeln gelten in den einzelnen Bundesländern“
Redaktionsnetzwerk Deutschland, 21.09.2021 - RND-Redaktion
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Die Perspektive in 30 Sekunden
In Vorbereitung auf die kalte Jahreszeit verschärfen einige Bundesländer ihre Schutzmaßnahmen. Viele greifen dabei zur 2G-Regelung, die Geimpften und Genesenen mehr Freiheiten einräumt als Getesteten. Was derzeit wo gilt, hat das REDAKTIONSNETZWERK DEUTSCHLAND recherchiert.
Demnach setzen inzwischen insgesamt zehn Bundesländer auf 2G – allerdings in unterschiedlicher Form. Während Baden-Württemberg ein mehrstufiges Warnsystem implementiert hat, welches das 2G-Prinzip erst auf der höchsten Stufe vorsieht, ermöglicht der Großteil der Bundesländer es seinen Betreiber:innen fortan grundsätzlich, sich durch 2G-Bedingungen von bestimmten Schutzauflagen zu befreien: Hierzu gehören Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Kinder sind von der 2G-Regelung ausgenommen.
In Bayern, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Saarland und Schleswig-Holstein wurden bislang keine Beschlüsse für eine landesweite 2G-Option gefasst – allerdings halten die Diskussionen vielerorts noch an.
Anmerkungen der Redaktion
Das REDAKTIONSNETZWERK DEUTSCHLAND (RND) ist eine 2013 gegründete überregionale Nachrichtenplattform der Madsack Mediengruppe. Der RND ist das Ergebnis von Umstrukturierungen und Sparmaßnahmen bei Lokalzeitungen: Der RND verkauft sein Angebot von überregionalen Nachrichten unter anderem an lokale Tageszeitungen wie die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG, die MÄRKISCHE ALLGEMEINE oder die OSTSEE-ZEITUNG. Die Madsack Mediengruppe gehört zu 23 Prozent der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG), die die Medienbeteiligungen der SPD verwaltet. Laut Similarweb hatte der Webauftritt des RND im August 2021 rund 13 Millionen Besuche zu verzeichnen.