Hat Wintersport in NRW eine Zukunft?

10.02.2023 - Themenbereiche: Nordrhein-Westfalen, Umwelt und Nachhaltigkeit, Wirtschaft
Wintersportler:innen auf schneebedeckter Skipiste mit Skilift in Winterberg

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Kurzfassung

NRW ist ein Wintersportland: Mit dem „Skiliftkarussell“ in Winterberg beherbergt das bevölkerungsreichste Bundesland das größte Skigebiet in den deutschen Mittelgebirgen. Auf bis zu 820 Höhenmetern verspricht der Hotspot im Sauerland Wintersportler:innen 34 Abfahrten und insgesamt 27,5 Pistenkilometer. Auch im Südwesten Nordrhein-Westfalens ziehen kleinere Skigebiete in der Eifelregion an Winterwochenenden Tausende Schneebegeisterte aus dem In- und Ausland an – etwa der knapp 700 Meter hohe „Weiße Stein“ in Hellenthal an der deutsch-belgischen Grenze.

Doch spätestens seit die Landesregierung im vergangenen Jahr ein Gutachten zu den Auswirkungen des Klimawandels auf den nordrhein-westfälischen Tourismus lüftete, ist es amtlich: Steigende Durchschnittstemperaturen und zunehmende Trockenheit stellen touristische Ziele in NRW vor neue Herausforderungen. Diese setzen auch dem heimischen Wintersport zu: Das deutsche Mittelgebirge leidet unter Schneemangel.

„Da hängen 3000 Arbeitsplätze plus die Jobs für die Saisonkräfte dran“

Gleichzeitig ist der nordrhein-westfälische Wintertourismus vor allem im Sauerland ein wichtiger Wirtschaftszweig. Um das Angebot aufrechtzuerhalten, müssen die Pisten immer häufiger technisch beschneit werden – doch das kostet Zeit, Geld und Energie. Trotz der widrigen Umstände setzt Winfried Borgmann, Geschäftsführer der Winterberger Wirtschaftsförderung, weiterhin auf eine starke Wintersportsaison: „[D]a hängen 3000 Arbeitsplätze plus die Jobs für die Saisonkräfte dran“, gibt er in der WAZ zu bedenken. Gegen die wachsende Schneeunsicherheit hat die westfälische Mittelgebirgsregion sich in den letzten 20 Jahren gerüstet: Inzwischen wartet Winterberg mit 360 Schneekanonen auf. In Hellenthal in der Eifel hat man dagegen bewusst auf künstlich produzierten Schnee verzichtet, um möglichst wenig in die Natur einzugreifen. Doch zum Skifahren reicht der natürliche Schnee nur noch selten, für das unsichere Geschäft mit dem Skilift am „Weißen Stein“ findet sich nach der COVID-19-Pandemie kein Pächter mehr.  

Hat Wintersport in NRW eine Zukunft?

Acht Perspektiven

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„Wintersport: Darf man in Zeiten der Energiekrise noch Skifahren?“

Westdeutscher Rundfunk (WDR), 30.12.2022 - Katharina Kestler, Robert Meyer

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Für die Sportjournalistin Katharina Kestler ist ein Ende des Skitourismus nicht in Sicht. Zwar blase die aktuelle Wintersaison mit den milden Temperaturen „voll ins Horn aller Kritiker und Kritikerinnen“. Doch „richtig schlechte Winter“ habe es auch schon in ihrer Kindheit in den 90er-Jahren gegeben – und seither werde das Skifahren „so ein bisschen totgesagt“, erzählt sie im Interview mit Moderator Robert Meyer vom WESTDEUTSCHEN RUNDFUNK (WDR).

In den Skigebieten sei davon jedoch nicht viel zu spüren: „Nichtsdestotrotz sind die Pisten voll“, betont die Sportjournalistin. Zwar lasse sich unter den Sportler:innen immer häufiger „Ski-Scham“ beobachten – weil dem Wintertourismus angesichts der steigenden Temperaturen eine verheerende Klimabilanz angelastet werde. Doch nach der Erfahrung der Sportjournalistin habe der Großteil der Branche selbst ein verstärktes Interesse daran, die Umwelt bestmöglich zu erhalten – nicht zuletzt, weil das Naturerlebnis ihre Lebensgrundlage sei. Auch vielen Sportler:innen ist laut Kestler überaus bewusst, wie sich die Welt durch die Klimakrise verändert. „Und die machen sich schon sehr viele Gedanken dazu“, versichert sie.

Nach der Wasserknappheit des letzten Sommers und der anhaltenden Energiekrise sei es für viele Menschen schlicht der einfachste Weg, vornehmlich „auf Skifahrer einzuhauen – gerade, wenn man selber keiner ist“, meint Kestler. Dabei gebe es zahllose andere klimaschädliche Lebensbereiche. Diese tauchen aus ihrer Sicht aber seltener in Diskussionen auf: etwa von Flutlichtern beleuchtete Fußballstadien. „Skifahrer und Skifahrerinnen sind einfach ein (…) einfaches Opfer“, so die Journalistin.  

Anmerkungen der Redaktion

Katharina Kestler ist Chefin vom Dienst für Radio und Online bei „Puls“, einem Jugendprogramm des BAYRISCHEN RUNDFUNKS. Sie beschäftigt sich in ihren Artikeln schwerpunktmäßig mit verschiedenen Sportarten – unter anderem dem Wintersport. Sie hat an der katholischen Universität Eichstätt Journalistik studiert und später ein Volontariat beim BAYRISCHEN RUNDFUNK absolviert. Für „Red Bull“ begleitete sie mehrere Actionsportdokumentationen und arbeitete zudem für den Deutschen Alpenverein und diverse Bergsportmagazine. Sie hat außerdem die 45-minütige Dokumentation „Die Berge und ich“ verfilmt, in der sie ihre Liebe zu den Bergen ausdrückt.

Robert Meyer ist Radio- und TV-Moderator. Seine Radio-Laufbahn startete er im Jahr 2012 bei 1LIVE, dem Jugendradio des WESTDEUTSCHEN RUNDFUNKS (WDR). Im Jahr 2020 wechselte er zu WDR5. Seither moderiert er dort Info-Sendungen zu Ereignissen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Seit 2014 ist er zudem als TV-Moderator von „neuneinhalb“ tätig, einem gesellschaftspolitischen Kinder- und Jugendmagazin der ARD.

Der WESTDEUTSCHE RUNDFUNK (WDR) ist die größte der neun Landesrundfunkanstalten der ARD. Er entstand 1956, als sich der NWDR in den NDR und den WDR aufteilte. Die Sendeanstalt hat sechs Radioprogramme und einen Fernsehsender, zu dessen bekanntesten Programmen unter anderem das Politmagazin „Monitor“, die „Sportschau“ oder das Kinderangebot „Die Sendung mit der Maus“ gehören. Laut eigenen Angaben ist der Sender nach Anzahl der Beschäftigten das zweitgrößte Medienunternehmen Europas hinter der BBC. Laut der „Media-Analyse 2021“ erreicht der Fernsehsender des WDR in Deutschland täglich rund 8 Millionen Zuschauer:innen, der Radiosender rund 11 Millionen Zuhörer:innen. Der Webauftritt des WDR hatte im Januar 2023 laut Similarweb rund 14,3 Millionen Besuche zu verzeichnen.

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„Warum das Skifahren Zukunft hat“

Der Standard, 26.12.2022 - Günther Aigner

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Der Skitourismusforscher Günther Aigner hält die öffentliche Debatte über ein vermeintliches Ende des Wintersports für überzogen. Nach seinem Dafürhalten wird das mediale Bild des Skifahrens von Mythen dominiert – auch beim Thema Schneekanonen. „Dabei ist die technische Beschneiung besser und sauberer, als allgemein vermutet wird“, wendet Aigner in der österreichischen Tageszeitung DER STANDARD ein.

Um technischen Schnee zu erzeugen, werde lediglich Wasser in Schnee umgesetzt. Dabei gehe das Wasser aber keinesfalls verloren: „Es kehrt nach der Schneeschmelze in den natürlichen lokalen Kreislauf zurück“, so Aigner. Dennoch werde die „urban legend“ vom horrenden Wasserverbrauch von politischen Playern und NGOs „emotional bis zum Siedepunkt gekocht“ – in der Wissenschaft jedoch kaum diskutiert, kritisiert der Forscher. Zudem stehe der Energieverbrauch der Schneeerzeuger angesichts der geringen Betriebsstunden zu Unrecht am Pranger – zumal der Großteil der Skigebiete inzwischen Ökostromverträge abgeschlossen habe.

Auch negativen Einflüssen der technischen Beschneiung auf Flora und Fauna schenkt der Forscher keinen Glauben: Immerhin gebe es diverse Studien von renommierten Wissenschaftler:innen – etwa von der Universität für Bodenkultur in Wien –, welche laut Aigner keine negativen Effekte der technischen Beschneiung auf die Bergwiesen feststellen konnten. Aus seiner Sicht wird die Wintertourismus-Debatte grundsätzlich „viel zu emotional geführt – und an den Fakten vorbei“. 

Anmerkungen der Redaktion

Günther Aigner (*1977) ist Zukunftsforscher auf dem Gebiet des alpinen Skitourismus. Er hat Sportwissenschaften und Wirtschaftspädagogik in Innsbruck und New Orleans studiert und anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sportwissenschaften der Universität Innsbruck gearbeitet. Danach wechselte Aigner zum Tourismusmarketing und verantwortete von 2008 bis 2014 für den Tourismusverband „Kitzbühel Tourismus“ das Wintermarketing der Gamsstadt. Seit August 2014 ist Aigner hauptberuflich als Skitourismusforscher tätig und leitet das Forum „Zukunft Skisport“. Dabei hält er weltweit Fachvorträge zu seinen eigenen Studien über die Zukunft des Wintersports. Außerdem gibt er Interviews für Print-, Hörfunk- und Online-Medien. Er ist Verfasser zahlreicher Schnee- und Temperaturstudien für namhafte Destinationen im Alpenraum. Er berät darüber hinaus alpine Destinationen und arbeitet Marktpositionierungen aus. Seit 2015 führt er für den hydrografischen Dienst Salzburg monatliche Niederschlags- und Schneemessungen im Weißseegebiet (Uttendorf, Salzburg) durch und arbeitet im Team von Univ.-Prof. Dr. Heinz Slupetzky an den Längenmessungen am Stubacher Sonnblick mit.

DER STANDARD ist eine österreichische Tageszeitung mit Sitz in Wien. Die Zeitung wurde 1988 nach dem Vorbild der NEW YORK TIMES gegründet und erhielt 1994 den ersten Onlineauftritt aller deutschsprachigen Zeitungen. DER STANDARD gilt im Vergleich zu anderen österreichischen Blättern als linksliberale Zeitung. Gründer Oscar Bronner sagte der TAZ: „Ich war politisch immer ein Liberaler, aber eher links der Mitte sozialisiert.“ EUROTOPICS beschreibt die Zeitung als linksliberales Qualitätsmedium, das insbesondere in der Einbindung seiner Nutzer:innen eine Vorreiterrolle einnehme. Der STANDARD hatte im ersten Halbjahr 2022 eine verkaufte Auflage von ungefähr 51.000 Exemplaren.

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„Skifahren ist nicht das größte Problem“

Stuttgarter Zeitung (StZ), 03.12.2022 - Julia Bosch

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Die Klimabilanz des Wintersports wird überschätzt, meint die Journalistin Julia Bosch. Sie macht vor allem die Emissionen abseits der Piste für den schlechten Ruf des Wintertourismus verantwortlich. In der STUTTGARTER ZEITUNG (StZ) ruft sie Skifahrer:innen dazu auf, die Rahmenbedingungen ihrer Schneeausflüge klimafreundlicher zu gestalten – und den Wintersport nicht länger in Mitleidenschaft zu ziehen: „Denn wenn wir auch in der Zukunft noch Ski fahren wollen, müssen wir unser Freizeitverhalten verändern“, so Bosch.

Ein beträchtliches Einsparpotenzial an klimaschädlichen Emissionen sieht Bosch bei der Wahl des Verkehrsmittels: „Beim Skiurlaub macht die Anreise mindestens zwei Drittel der CO₂-Emissionen aus, manche Expertinnen sprechen sogar von 80 Prozent“, betont sie. Folglich sei es wichtig, das Auto so häufig wie möglich stehenzulassen und auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel umzuschwenken. „Wir müssen wieder so in den Skiurlaub fahren, wie wir das früher gemacht haben. Zum Beispiel in einem großen Reisebus mit anderen“, schlägt sie vor. Alternativ sei auch der Zug eine gute Option – zumal es sowohl in Bussen als auch in Zügen genügend Stauraum oder Ablagefächer für die Ausrüstung gebe. „Noch besser wäre: Keine neuen Utensilien mehr kaufen, sondern das Material vor Ort ausleihen.“

Wer sich auf dem Weg zur Piste umweltverträglicher verhalte, der setze dem schlechten Ruf des Skifahrens am wirkungsvollsten etwas entgegen: Neben Anreise, Unterkunft und Verpflegung produziere der Sport an sich nämlich gerade einmal zehn Prozent der CO₂-Emissionen des gesamten Skiurlaubs. Bosch ist überzeugt, dass sich der ökologische Fußabdruck durch eine verantwortungsbewusste Reiseplanung deutlich aufbessern lässt. „Denn wie schade wäre es, wenn unsere Enkelkinder nicht mehr erfahren, was Wedeln bedeutet, was sich hinter einer Buckelpiste verbirgt oder wie ein Skiwasser schmeckt?“

Anmerkungen der Redaktion

Julia Bosch ist Journalistin und Kreisreporterin für die STUTTGARTER ZEITUNG (StZ) und die STUTTGARTER NACHRICHTEN (StN). Bosch hat Germanistik und Rechtswissenschaften studiert und bei der STUTTGARTER ZEITUNG (StZ) volontiert. Anschließend arbeitete sie für den gemeinsamen Lokalteil der StZ und der StN. Für die StZ schreibt sie unter anderem den Nachhaltigkeits-Newsletter „Übermorgen“.

Die STUTTGARTER ZEITUNG (StZ) ist eine Regionalzeitung mit überregionalem Anspruch. Sie hat lokale Schwerpunkte und darüber hinaus überregional relevante Themen, die von jeweils eigenen Redaktionen verantwortet werden. Sie erschien erstmals 1945 und ging aus dem „Neuen Stuttgarter Tageblatt“ hervor, das nach dem Zweiten Weltkrieg wegen Befangenheit vier Jahre lang eingestellt wurde. 2015 wurden die STUTTGARTER NACHRICHTEN und die STUTTGARTER ZEITUNG zusammengelegt. Zusammen haben beide Medien eine Auflage von knapp 163.000 Exemplaren zu verzeichnen (4/2022). Chefredakteur der Print-Ausgabe ist der ehemalige stellvertretende Chefredakteur des HANDELSBLATT, Joachim Dorfs. Für die Online-Ausgabe verantwortlich zeigt sich die Journalistin und ehemalige Newsroom-Chefin des STERN, Swantje Dake.

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„Hat Wintersport im Mittelgebirge eine Zukunft?“

Aachener Zeitung, 14.11.2022 - Maximilian Witting

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Für Skigebiete in den Mittelgebirgen wie Sauerland und Eifel stehen die Zukunftschancen schlecht, macht der Forscher Maximilian Witting in der AACHENER ZEITUNG deutlich. „Wir müssen davon ausgehen, dass sich in den kommenden Jahren aufgrund des Klimawandels die Schneefallgrenze weiter nach oben schieben wird“, prognostiziert der Geograph im Interview mit DPA-Redakteur Tom Nebe.

Witting geht davon aus, dass die Anzahl der deutschen Skigebiete über die kommenden Jahrzehnte deutlich abnehmen wird. Mit Blick auf Modellrechnungen, wie sich das Klima in Zukunft entwickeln werde, seien von dem Schneemangel vor allem niedrig gelegene Bergregionen betroffen. „Bis Mitte des Jahrhunderts wird es sehr wahrscheinlich ein langsames Aussterben der Mittelgebirgsskigebiete geben“, so der Forscher. 

Gleichzeitig rechnet Witting mit einer Konzentration des Wintersports auf Gebiete in höheren Lagen – etwa im Alpenraum. Mittelgebirgsregionen rät er daher dazu, sich gegenüber ihren Gästen ehrlich zu machen: „Niedriggelegene Gebiete sollten vielleicht davon abrücken, in ihrer Werbung Bilder eines Winter-Wunderlands zu verkaufen - was sich dann in der Realität dem Gast oft nicht so zeigt.“

Anmerkungen der Redaktion

Maximilian Witting arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Lehr- und Forschungseinheit Mensch-Umwelt-Beziehungen an der Fakultät für Geographie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Der Diplom-Geograph setzt sich hauptsächlich mit Anpassungsstrategien für den Klimawandel auseinander. Er schreibt mit am Bericht des Weltklimarates IPCC.

Tom Nebe ist Redakteur bei der DEUTSCHEN PRESSEAGENTUR (DPA). Er arbeitet dort im Ressort „Reise und Tourismus“. Er hat zunächst an der TU Chemnitz einen Bachelor in Medienkommunikation abgeschlossen und im Anschluss in Berlin einen Master in Medien und Politischer Kommunikation absolviert. Während seines Studiums war er als freier Mitarbeiter für das Stadtmagazin STADTSTREICHER in Chemnitz aktiv. Nach seinem Studium begann er, bei der DPA zu arbeiten, bei der er zunächst ein Volontariat absolvierte und seit 2018 als Redakteur angestellt ist.

Die AACHENER ZEITUNG ist eine Tageszeitung aus Aachen. Gemeinsam mit den AACHENER NACHRICHTEN erscheint sie im Medienhaus Aachen. Die beiden Medien hatten im vierten Quartal 2022 eine Auflage von rund 77.000 Exemplaren zu verzeichnen. Die erste Ausgabe der Zeitung erschien 1945, von den Alliierten bekam die AACHENER ZEITUNG die Lizenznummer 1 nach dem Zweiten Weltkrieg zugewiesen. Chefredakteur der AACHENER ZEITUNG ist der studierte Sportpublizist Thomas Thelen. Die beiden Zeitungen des Medienhauses Aachen gewannen bereits mehrere Preise wie den Theodor-Wolff-Preis, den Henri-Nannen-Preis und mehrere European Newspaper Awards.

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„Wintersport im Klimawandel: Kaum mehr zu rechtfertigen“

Frankfurter Rundschau (FR), 21.01.2023 - Manfred Niekisch

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Der Biologe Manfred Niekisch findet Wintersport in unseren Breiten nicht mehr zeitgemäß. Diversen Bergregionen bleibe schon heute nur noch der Griff zum Kunstschnee, um „ihren dahinschmelzenden Ruf als Skigebiet über die Runden zu retten“. Doch Schneekanonen sind keine nachhaltige Lösung, macht Niekisch in der Tageszeitung FRANKFURTER RUNDSCHAU (FR) deutlich.

Um Kunstschnee zu produzieren und auf die Fläche zu bringen, erfordere es einen Aufwand, der angesichts des Klimawandels kaum mehr zu rechtfertigen sei. „[N]eben dem ungeheuren Energieverbrauch macht ihn die Menge eingesetzten Wassers aus Umweltsicht problematisch“, mahnt der Biologe – denn die Entnahme des Wassers greife massiv in den Wasserhaushalt der Region ein. „Zumal die Produktion von künstlichem Schnee bei steigenden Temperaturen, wie sie der Klimawandel mit sich bringt, immer schwieriger wird“, unterstreicht Niekisch.

Zudem sei zu befürchten, dass die Schmelzwassermengen die Bodenqualität beeinträchtigen – etwa, weil der künstliche Schnee weniger luftdurchlässig ist und nicht so wärmedämmend wirkt. „Mit den Schneekanonen wird also auf einen im wahrsten Sinne des Wortes grundlegenden Bestandteil der Umwelt geschossen“, appelliert Niekisch.

Anmerkungen der Redaktion

Manfred Niekisch ist Biologe, Professor für Internationalen Naturschutz und ehemaliger Direktor des Frankfurter Zoos. Er schreibt eine regelmäßige Kolumne für die FRANKFURTER RUNDSCHAU (FR), in der er sich mit Themen rund um Klimawandel und Natur beschäftigt. Niekisch hat in Köln Biologie studiert und in Bonn promoviert. Daraufhin arbeitete er als Direktor einer Artenschutzzentrale des WWF Deutschland sowie für die Tropenwaldstiftung OroVerde. Von 1998 bis 2008 war er Lehrstuhlinhaber der Professur „Internationaler Naturschutz“ an der Universität Greifswald, seit 2010 hält er eine gleichnamige Professur an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt.

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU (FR) ist eine Tageszeitung mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie erschien erstmals 1945 und sollte ein linksliberales Gegenmodell zur eher konservativ ausgerichteten Frankfurter Konkurrenz (FAZ, FNP) darstellen. Durch die Medienkrise brach das sonst auflagenstarke Blatt ab 2001 ein und musste 2012 Insolvenz anmelden. Das Goethe-Institut bemerkte 2011, das einstige „Leitmedium der linken Intellektuellen“ sei redaktionell „bis zur Bedeutungslosigkeit ausgedünnt“. Nach mehreren Übernahmen und Verkäufen in den letzten zwanzig Jahren gehört die FR seit 2018 zur Ippen-Verlagsgruppe, einem der größten Medienkonzerne in Deutschland. Der Ippen-Konzern stand 2021 in der Kritik, weil Verlagschef Dirk Ippen eine kritische Berichterstattung seines verlagseigenen Investigativ-Teams über den umstrittenen Ex-BILD-Chefredakteur Julian Reichelt verboten hat. Die Auflage der FRANKFURTER RUNDSCHAU wird nur zusammen mit anderen Publikationen des Ippen-Konzerns im Raum Hessen ausgegeben: Die verkaufte Auflage dieser insgesamt sechs Publikationen lag im vierten Quartal 2022 bei rund 141.000 Exemplaren.

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„Der Wintersport muss sich neu erfinden“

T-Online, 17.01.2023 - Melanie Muschong

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Die Wintersportbranche darf die Augen nicht länger vor der Realität verschließen, meint die Sportredakteurin Melanie Muschong. „Die Landschaft ist längst nicht mehr schneebedeckt und weiß, die Temperaturen sind nicht mehr eisig – und damit eben auch nicht mehr überall für den Sport geeignet“, schreibt sie auf dem Nachrichtenportal T-ONLINE. Und appelliert: „[H]öchste Zeit also für ein extremes Umdenken.“

Wo kein Schnee liegt, dürfe auch kein Wintersport mehr stattfinden. Stattdessen sei es an der Zeit, Orte zu suchen, an denen dieser unabhängig vom Schnee ausgeübt werden kann. Auch im professionellen Wintersport zeichne diese Entwicklung sich längst ab. So werde etwa der Sommer-Grand-Prix im Skispringen seit einigen Jahren auf Mattenschanzen ausgetragen. Ende letzten Jahres fand auch der erste Skisprung-Weltcup der Saison im polnischen Wisla ohne Schnee statt, gibt Muschong zu bedenken. Sie glaubt: „Was im November des vergangenen Jahres noch als historisches Ereignis galt, wird bald zum Alltag der Branche gehören.“

Aus Sicht der Sportredakteurin braucht es innovative Ideen, die es ermöglichen, den Wintersport ganzjährig auszuüben. Zwar klinge das in den Ohren vieler Sportler:innen noch absurd – und doch sei es eine Entwicklung, die nicht mehr aufzuhalten sei. Muschong plädiert: „Statt Pisten mit Schneekanonen zu präparieren und so das Umweltdesaster weiter zu verschlimmern, muss der Sport endlich neu erfunden werden – und zwar umwelt- und klimafreundlich.“

Anmerkungen der Redaktion

Melanie Muschong ist Sportredakteurin bei T-ONLINE. Sie hat ein Bachelorstudium im Journalismus abgeschlossen und ein Praktikum bei der BILD SPORT absolviert. Daraufhin arbeitete sie als freie Mitarbeiterin für die BILD, unter anderem als Bundesliga-Reporterin, bis sie ein Volontariat bei der Axel-Springer-Akademie begann. Seit 2020 arbeitet sie als Sportredakteurin für T-ONLINE.

T-ONLINE ist ein deutsches Nachrichtenportal. Neben der Nachrichtenplattform ist T-ONLINE auch Anbieter für E-Mail-Adressen und den Telekom-Kundenservice. Während Kundenservice und E-Mail-Adressen zur Telekom gehören, ist das Nachrichtenportal seit 2015 Teil des Medienunternehmens Ströer, welches die Redaktion umgehend umstrukturierte. Ziel ist es laut dem Branchen-Magazin MEEDIA, die Plattform „vom ehemaligen Beiprodukt zum hochkarätig besetzen Nachrichtenportal“ umzubauen. Das Nachrichtenangebot von T-ONLINE hat im Mai 2021 laut einem Bericht von MEEDIA mit rund 480 Millionen monatlichen Seitenaufrufen BILD.DE überholt und galt damit als das meistgeklickte deutschsprachige Onlinemedium im Nachrichtenbereich.

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„So reagieren die Ski-Gebiete in der Eifel auf den Klimawandel“

Südwestrundfunk (SWR), 19.01.2023 - Jan Teuwsen

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Auch vor der Eifel macht der Klimawandel nicht Halt. Der Reporter Jan Teuwsen beschreibt im SÜDWESTRUNDFUNK (SWR), wie die Skigebiete an der rheinland-pfälzischen Grenze zu NRW mit den neuen Wetterbedingungen umgehen. Denn: „[M]it Wintersport in der Eifel lässt sich immer weniger planen.“

Am Schwarzen Mann bei Prüm – mit knapp 700 Höhenmetern die drittgrößte Erhebung der Eifel – spielt das Sommergeschäft in den Planungen eine immer größere Rolle. Schneekanonen gibt es hier nicht, daher verspricht Pächter und Skiliftbetreiber André Hillen sich von der warmen Jahreszeit mehr wirtschaftliche Beständigkeit. So wird derzeit abgewogen, ob die Pisten auch für Mountainbikes befahrbar sind. Die Mountainbiker:innen könnten die Skilifte nutzen, um nach oben zu kommen – „und auf verschiedenen Strecken bergab sausen“, so Teuwsen. Bei Schnee bleibe es dann möglich, phasenweise auf Ski- und Rodelbetrieb umzustellen. Als weiteres Standbein seien auch Übernachtungsmöglichkeiten in Hütten im Gespräch.

Anders als am Schwarzen Mann stehen an der nahegelegenen Wolfsschlucht Schneekanonen zur Verfügung. „Aber auch die können in einem warmen Winter keine Schneelandschaft zaubern“, gibt Teuwsen zu bedenken. Nach Angaben der Stadt Prüm soll es in dieser Saison nur dann Skibetrieb geben, wenn 14 Tage lang Schnee liegt ­– andernfalls rechne sich der Betrieb der Schneekanonen nicht. Bei anhaltenden frostigen Nächten und einer – wenn auch dünnen – Schneedecke wird der technische Schnee an Wochenenden aber vereinzelt eingesetzt, um zumindest eine 200-Meter-Rodelpiste auf dem Haupthang sicherzustellen. „So können wir vor allem den Kindern wieder ein Wintersportangebot machen“, zitiert Teuwsen den Prümer Ski-Club-Vorsitzenden Joachim Bretz.

Laut des Beitrags haben sich aber auch die Ski-Clubs in der Eifel mittlerweile auf die Schneeknappheit eingestellt – und sich zu Breitensportvereinen gewandelt: Um ihre Mitglieder zu halten, bieten sie etwa Badminton, Handball, Herzsport oder Fitnesskurse an. „Auch Skigymnastik ist im Angebot - zum Skifahren geht’s dann eben auf gemeinsamen Reisen in Regionen, in denen noch mehr Schnee fällt“, so der Reporter. Die Eifeler Ski-Hütten werden trotzdem ganzjährig genutzt – auch von Schulen und Kindergärten oder für Angebote der Eifeltouristik.

Anmerkungen der Redaktion

Jan Teuwsen ist Reporter und Redakteur im SWR-Studio in Trier. Er hat in Berlin Neuere und Neueste Geschichte studiert und 2008 sein journalistisches Volontariat beim SWR begonnen. Für den SWR produziert er Reportagen und schreibt Nachrichtenartikel.

Der SÜDWESTRUNDFUNK (SWR) ist eine deutsche Rundfunkanstalt. Seit der Fusion von SÜDWESTFUNK und SÜDDEUTSCHEM RUNDFUNK im Jahr 1998 ist der SWR nach dem WDR die zweitgrößte Rundfunkanstalt der ARD. Im Sendegebiet in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz erreicht der SWR laut der Media-Analyse „ma 2021 Audio“ rund 6 Millionen Menschen jeden Wochentag. Auch der Webauftritt des SWR hatte allein im August 2021 laut similarweb rund 15 Millionen Besuche vorzuweisen. Der SWR wird von einem Rundfunkrat kontrolliert, der aus Vertreter:innen gesellschaftlich und politisch relevanter Interessensvertretungen der beiden Bundesländer besteht. Der SWR verfügt über einen Fernsehsender, sechs Radioprogramme (darunter ein Jugend- und ein Nachrichtensender) und mehrere Orchester und Chöre.

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„Skigebiete werden grüner“

Tageszeitung (TAZ), 24.01.2023 - Gerhard Fitzthum

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Die „SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental“ im österreichischen Tirol soll zu den ökologischsten Skigebieten der Welt zählen. „Ist es hier also gelungen, Wintersport nachhaltig zu machen?“, fragt sich der Reisejournalist Gerhard Fitzthum in der TAGESZEITUNG (TAZ) – und macht sich vor Ort ein Bild.

Mit Blick auf die Fakten habe der „Wilde Kaiser“ in Sachen Nachhaltigkeit „tatsächlich einiges zustande gebracht“: etwa auf 100 Prozent Ökostrom durch Wasserkraft umgestellt, den ersten vollständig solarbetriebenen Skilift in Betrieb genommen sowie den Energieverbrauch pro Skifahrer rund 20 Prozent unter den Landesdurchschnitt gedrückt. Gleichzeitig ziele die „SkiWelt“ darauf ab, die einheimischen Strukturen zu stärken. So werde der größte Teil der 80 Einkehrhütten noch immer von den ursprünglichen Familienbetrieben bewirtschaftet. Mit einer Ausnahme seien auch die sechs beteiligten Bergbahngesellschaften regional verwurzelt. „Statt internationaler Konzerne verdienen in der ‚SkiWelt‘ vor allem die Einheimischen ihr Geld“, so Fitzthum.

Um den allgemeinen Unmut über die dichten Verkehrsströme nicht zu befeuern, achte man am „Wilden Kaiser“ zudem seit Jahren darauf, nur noch Infrastrukturverbesserungen umzusetzen, von denen Gäste und Gastgeber gleichermaßen profitieren. „Statt die Zahl der Betten und der Hotels weiter in die Höhe zu treiben, sehen die Verantwortlichen ihre Hauptaufgabe nun darin, die Touristenströme auf das ganze Jahr zu verteilen“, schreibt der Reisejournalist. Auch die ÖPNV-Optimierung spiele in Brixental eine große Rolle, um mehr Urlauber:innen dazu zu bewegen, ihr Auto zu Hause zu lassen.

Doch gleichzeitig stellt Fitzthum fest: Die Folgen des Klimawandels können auch am „Wilden Kaiser“ nicht ausgeblendet werden. „Um die zahllosen Schneekanonen der ‚SkiWelt‘ als Zeichen der Nachhaltigkeit zu deuten, braucht es (…) eine Menge Fantasie.“ Und auch die Scheinwerferbatterien über den Liftmasten bringen den Reporter ins Grübeln: „Nachtskifahren unter Flutlicht – muss das wirklich sein?“ Spätestens wenn es dunkel werde, dränge sich der Eindruck auf, dass der umweltfreundlichste Skibetrieb vielleicht auch nur so etwas wie das sauberste Verbrennerauto sei. Doch auf der Kuppe der „Hohen Salve“ gerate das schnell in Vergessenheit, bekennt Fitzthum: „Das betörende 360-Grad-Panorama lässt jeden kritischen Gedanken verschwinden.“

Anmerkungen der Redaktion

Gerhard Fitzthum ist promovierter Geisteswissenschaftler, Reisejournalist und Wanderführer. Er ist außerdem Reiseleiter bei ZEIT-REISEN, dem Reiseblog der Wochenzeitung DIE ZEIT. Seine Reportagen erscheinen unter anderem in der FAZ, der WELT, der TAZ, der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG (NZZ) oder dem österreichischen STANDARD.

Die TAGESZEITUNG (TAZ) ist eine überregionale deutsche Tageszeitung. Sie wurde 1978 als alternative, selbstverwaltete Zeitung – unter anderem vom Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele – gegründet. Die Zeitung hat sich besonders in ihrer Anfangszeit an Linke, Studierende, Grüne und die Hausbesetzer-Bewegung gerichtet. Erklärtes Ziel der TAZ ist es seither, eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen. Sie gehört heute zu den zehn größten überregionalen Tageszeitungen in Deutschland, mit einer verkauften Auflage von rund 45.000 Exemplaren (4/2022). Nach eigenen Angaben verzeichnet die Webseite http://TAZ.DE bis zu 12 Millionen Zugriffe monatlich (9/2021). Das Goethe-Institut verortet die TAZ als „grün-linkes“ Blatt und betont besonders die oft sehr kritische Berichterstattung der Zeitung. Eurotopics sieht die TAZ als linkes Medium und stellt die gestaffelte Preisgestaltung und die Entscheidung gegen Online-Bezahlschranken als Besonderheiten der Zeitung heraus. Die TAZ wird genossenschaftlich herausgegeben, jährlich findet eine Generalversammlung statt, an der jedes der zuletzt (2022) rund 22.000 Mitglieder teilnehmen kann.