Galeria-Insolvenz trifft NRW-Innenstädte hart: Können die Warenhaus-Schließungen trotzdem eine Chance darstellen?
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Kurzfassung
In der Essener Zentrale des Kaufhaus-Riesen Galeria Karstadt Kaufhof sind die Würfel gefallen: Der angeschlagene Konzern will jede dritte seiner 129 Filialen schließen. Auch 15 Standorte in NRW stehen vor dem Aus. Die Schließung soll bis Ende Januar 2024 in zwei Wellen erfolgen. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) wertet den Entschluss als harten Schlag: „Die Schließung von 15 Galeria-Filialen trifft Nordrhein-Westfalen und seine Innenstädte schwer“, betonte Wüst gegenüber der DEUTSCHEN PRESSE-AGENTUR (DPA).
Für den Warenhauskonzern ist es das zweite Insolvenzverfahren innerhalb weniger Jahre: Schon zu Beginn der COVID-19-Pandemie kämpfte Galeria Karstadt Kaufhof ums Überleben und schloss rund 40 Filialen. Der Staat griff dem Unternehmen mit 680 Millionen Euro unter die Arme. Dennoch droht nun Tausenden Beschäftigten die Kündigung. An den betroffenen Standorten – darunter etwa Essen, Dortmund, Siegen, Wuppertal und Bielefeld – ist die Bestürzung groß: „Wir sind am Boden zerstört“, kommentierte der Bielefelder Betriebsrat Thorsten Isringhausen gegenüber dem WDR.
„Wir kämpfen für unsere Innenstädte – mit Herz, Verstand und Sofortgeld“
Doch wo die einen Jobverluste und langjährige Leerstände befürchten, da entsteht in den Augen anderer Raum für neue Konzepte und Ideen. In einem Spitzengespräch mit den betroffenen Kommunen stellte NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) bis zu 5 Millionen Euro an Soforthilfe für neue Standortkonzepte zur Verfügung. „Wir kämpfen für unsere Innenstädte – mit Herz, Verstand und Sofortgeld“, versprach die Ministerin in einer Pressemitteilung.
Können die Warenhaus-Schließungen auch eine Chance für die nordrhein-westfälischen Innenstädte darstellen?
Acht Perspektiven
„Kaufhaus-Schließungen als Chance: So bleiben Innenstädte lebenswert“
Westdeutscher Rundfunk (WDR), 14.03.2023 - Sandra Wagner-Endres, Lukian Ahrens
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Die Städteforscherin Sandra Wagner-Endres ist überzeugt, dass die Schließung von Kaufhäusern in Innenstädten positive Veränderungen anstoßen kann. Zwar setze die Entscheidung von Galeria Karstadt Kaufhof immense Raumressourcen frei. „Aber das muss nichts Schlechtes sein“, unterstreicht Wagner-Endres im Interview mit dem Journalisten Lukian Ahrens für den WESTDEUTSCHEN RUNDFUNK (WDR).
Wagner-Endres glaubt, dass Innenstädte vielfältiger und multifunktionaler aus der Kaufhaus-Krise hervorgehen können. Denn die Fläche eines geschlossenen Kaufhauses könne ein Zentrum auch zukünftig auf vielfältige Weise bereichern: „Restaurants und Cafés, Co-Working-Spaces, Sportangebote, Bibliotheken oder Pop-up-Stores sind nur einige Möglichkeiten, die Räume sinnvoll zu nutzen“, so die Stadtforscherin.
Die Umgestaltung der Immobilien ermögliche es zudem, Klimaaspekte stärker in die Innenstadtentwicklung miteinzubeziehen. „Die ehemaligen Kaufhäuser können dazu dienen, durch Fassaden- und Dachbegrünung das Stadtklima zu verbessern“, stellt Wagner-Endres heraus. Denn auch der Klimaschutz sei für eine zukunftsfähige Innenstadt von entscheidender Bedeutung.
Anmerkungen der Redaktion
Sandra Wagner-Endres ist Städteforscherin am Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) in Berlin. Als Projektleiterin des Forschungsbereichs „Infrastruktur, Wirtschaft und Finanzen“ beschäftigt sie sich schwerpunktmäßig mit der Frage, wie Städte wirtschaftlich nachhaltig gestaltet werden können. Wagner-Endres hat an der Technischen Universität Berlin Landschaftsplanung studiert und sich dabei insbesondere mit den Bereichen Umweltökonomie, Umweltpolitik, Naturschutz, Tourismusplanung und Landschaftsarchitektur auseinandergesetzt. Für das Difu sitzt Wagner-Endres in der Fachkommission Wirtschaftsförderung des Deutschen Städtetages.
Lukian Ahrens ist Journalist. Er schreibt für den WESTDEUTSCHEN RUNDFUNK (WDR). Dort beschäftigt er sich unter anderem mit tagesaktuellen Geschehnissen wie der Rentenreform in Frankreich oder dem Erdbeben in Syrien und der Türkei.
Der WESTDEUTSCHE RUNDFUNK (WDR) ist die größte der neun Landesrundfunkanstalten der ARD. Er entstand 1956, als sich der NWDR in den NDR und den WDR aufteilte. Die Sendeanstalt hat sechs Radioprogramme und einen Fernsehsender, zu dessen bekanntesten Programmen unter anderem das Politmagazin „Monitor“, die „Sportschau“ oder das Kinderangebot „Die Sendung mit der Maus“ gehören. Laut eigenen Angaben ist der Sender nach Anzahl der Beschäftigten das zweitgrößte Medienunternehmen Europas hinter der BBC. Laut der „Media-Analyse 2021“ erreicht der Fernsehsender des WDR in Deutschland täglich rund 8 Millionen Zuschauer:innen, der Radiosender rund 11 Millionen Zuhörer:innen. Der Webauftritt des WDR hatte im Januar 2023 laut Similarweb rund 14,3 Millionen Besuche zu verzeichnen.
„Galeria-Schließung: Wie sieht die Zukunft der Innenstädte aus?“
Norddeutscher Rundfunk (NDR), 15.03.2023 - Thomas Krüger
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Die Aufenthaltsqualität einer Innenstadt hängt nicht vom Warenhaus ab, macht der Stadtplaner Thomas Krüger deutlich. Nach seiner Prognose bietet die Einkaufsstadt der Zukunft deutlich mehr als Einzelhandel: „Die Innenstädte müssen als Erlebnisorte, als Treffpunkte wieder interessant werden“, betont Krüger im Interview mit dem NORDDEUTSCHEN RUNDFUNK (NDR).
Dazu sei es wichtig, dass Stadtzentren künftig ein vielfältigeres Angebot bieten – etwa durch mehr Gastronomie und Kultur. Krüger skizziert die Innenstadt der Zukunft als Erlebnis- und Begegnungsraum: „Ich muss in die Stadt wollen und nebenbei einkaufen. Und nicht in die Stadt gehen, um einzukaufen – das ist vorbei!“, so der Stadtplaner.
Damit Innenstädte von dem Umbruch profitieren können, ist es laut Krüger wichtig, dass die Mieten wieder bezahlbarer werden. Er rät, auf die Eigentümer:innen zuzugehen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen – denn auch sie seien daran interessiert, in den Zentren neue Publikumsmagnete zu schaffen. Zudem gebe es starke Förderprogramme der Länder und des Bundes, um die Innenstädte zu vitalisieren.
Anmerkungen der Redaktion
Thomas Krüger ist Professor für Stadtentwicklung an der HafenCity-Universität in Hamburg. Er hat in Dortmund Raumplanung studiert sowie in Hamburg Städtebau und Stadtplanung. Nach einem Referendariat in der Städteplanung der Stadt Köln ging er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Technische Universität Hamburg. Im Jahr 2000 wurde er zunächst als Professor für „Projektmanagement“ an die Technische Universität Hamburg berufen, 2009 folgte der Ruf an die HafenCity-Universität. Krüger forscht schwerpunktmäßig zu Wechselwirkungen von Stadt- und Immobilienentwicklung.
Der NORDDEUTSCHE RUNDFUNK (NDR) ist eine gemeinsame Landesrundfunkanstalt für die Freie und Hansestadt Hamburg sowie für die Länder Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Der NDR startete nach dem Zweiten Weltkrieg 1952 sein regelmäßiges Fernsehprogramm. Zu den Radioprogrammen, die der NDR außerdem unterhält, zählen NDR 2, NJOY, NDR 90,3, das Hamburg Journal und NDR 1. Zudem bildet der NDR gemeinsam mit dem WDR und der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG eine Recherchekooperation, die beispielsweise die Panama-Papers für Deutschland aufbereitet hat. Der NDR hat Auslandskorrespondenten in Tokio, London, Stockholm und Washington.
„Warenhausschließungen: die unterschätzte Chance“
Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), 14.03.2023 - Andreas Niesmann
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Die Perspektive in 30 Sekunden
„Im Ende der Kaufhäuser steckt auch eine echte Chance“, kommentiert der Wirtschaftsjournalist Andreas Niesmann. Mit etwas Kreativität und Unternehmergeist lasse sich die Kaufhausinsolvenz zu etwas weit Sinnvollerem umwandeln, prognostiziert der Autor auf der Nachrichtenplattform REDAKTIONSNETZWERK DEUTSCHLAND (RND).
Endlich seien die Verantwortlichen angesichts der drohenden Leerstände gezwungen, neue Konzepte zu erarbeiten, um die Zukunft der Innenstädte zu gestalten. „Man muss die Chance nur sehen – und sie ergreifen“, plädiert Niesmann. Denn in den Warenhaus-Schließungen schlummere für die Städte ein unterschätztes Potenzial: „Es gibt etliche Beispiele, die zeigen, dass und wie es geht“, so der Wirtschaftsjournalist.
Auch mit Blick auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt er sich unbesorgt: „Es gibt genügend Einzelhändler, die qualifiziertes Personal suchen“, hebt er hervor. Ein „Weiter so“ werde es in den geschlossenen Filialen endlich nicht mehr geben: Denn viel zu lange schon sei die Belegschaft durch „Kaufhauskönige“ hingehalten worden, „die immer wieder das Blaue vom Himmel versprochen haben, und denen es am Ende doch nur um den eigenen finanziellen Vorteil gegangen ist“.
Anmerkungen der Redaktion
Andreas Niesmann ist Journalist und leitet das Wirtschaftsressort des REDAKTIONSNETZWERKS DEUTSCHLAND (RND). Gemeinsam mit Steven Geyer produziert er seit Februar 2021 den Podcast „Geyer Niesmann“, der wöchentlich über innenpolitische Themen berichtet. Vor seiner Zeit beim RND hat Niesmann für die Parlamentsredaktion des FOCUS und für das HANDELSBLATT gearbeitet. Er hat sein Volontariat an der Georg-von-Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten absolviert. Niesmann berichtet außerdem auch für die FRANKFURTER RUNDSCHAU aus dem bundespolitischen Berlin.
Das REDAKTIONSNETZWERK DEUTSCHLAND (RND) ist eine 2013 gegründete überregionale Nachrichtenplattform der Madsack Mediengruppe. Der RND ist das Ergebnis von Umstrukturierungen und Sparmaßnahmen bei Lokalzeitungen: Der RND verkauft sein Angebot von überregionalen Nachrichten unter anderem an lokale Tageszeitungen wie die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG, die MÄRKISCHE ALLGEMEINE oder die OSTSEE-ZEITUNG. Die Madsack Mediengruppe gehört zu 23 Prozent der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG), die die Medienbeteiligungen der SPD verwaltet. Laut Similarweb hatte der Webauftritt des RND im Januar 2023 rund 11,7 Millionen Besuche zu verzeichnen. Der Chefredakteur der Plattform ist Marco Fenske, seine Stellvertreterin Eva Quadbeck.
„Das Ende der Dortmunder Innenstadt ist nah“
Ruhrbarone, 14.03.2023 - Robin Patzwaldt
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Mit dem Kaufhaussterben gehen die Innenstädte weiter zugrunde, befürchtet der Journalist Robin Patzwaldt resigniert. „Ein Ausweg? Ich kenne keinen. Und die Verantwortlichen offenbar auch nicht, denn sonst hätten sie ihn längst beschritten“, schreibt der Dortmunder auf dem Webblog RUHRBARONE.
Patzwaldt hält den Verlust der Warenhäuser nur für die Spitze des Eisbergs einer jahrelang voranschreitenden Innenstadtverödung. Und doch schreibt er der Entscheidung des Galeria-Konzerns weitreichende Folgen zu: „Die verbliebene Anziehungskraft der City wird durch das Ende des letzten Karstadt-Hauses einen weiteren, vielleicht einen tödlichen Schlag erleiden.“ Denn ohne Kaufhäuser werde es noch einmal deutlich schwieriger – wenn nicht gar unmöglich –, Innenstädte wiederzubeleben.
Das lasse sich auch an der Einkaufszone seiner Heimatstadt Dortmund beobachten, deren Attraktivität bereits seit Jahren massiv nachgelassen habe. Anhaltende Diskussionen über die Zukunft der Kaufhäuser hält er daher für chancenlos: „Die in diesen Stunden geäußerten Durchhalteparolen einiger Protagonisten sollten darüber nicht hinwegtäuschen“, mahnt er.
Anmerkungen der Redaktion
Robin Patzwaldt ist ein deutscher Sportjournalist und Autor bei dem Internetblog RUHRBARONE.DE. Er schreibt bevorzugt über Fußball, Eishockey und seine Heimatstadt Waltrop. Patzwaldt ist Gegner des umstrittenen Kohlekraftwerks Datteln 4 und trat deshalb der Partei Bündnis 90/Die Grünen bei. Nach zwei Jahren zog der gebürtige Dortmunder seinen Parteieintritt jedoch wieder zurück.
Die RUHRBARONE sind ein 2007 gegründeter Webblog, dessen Redaktion überwiegend aus Journalist:innen besteht, die hauptberuflich für andere Medien arbeiten. Von 2010 bis 2013 waren die RUHRBARONE auch als gedruckte Auflage erhältlich. Die Autor:innen folgen laut eigener Aussage drei Grundsätzen: Sie sind gegen rechts, gegen Autorität und proisraelisch. Viele der Autor:innen, die auf dem Blog veröffentlichen, nehmen zu gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Themen linke Haltungen ein. Im Januar 2023 hatten die RUHRBARONE laut Similarweb rund 100.000 Besucher:innen auf ihrem Blog zu verzeichnen.
„Warenhausschließungen werden zum Problem für die Kommunen“
Handelsblatt, 10.03.2023 - Boris Hedde, dpa
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Der Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), Boris Hedde, hält Leerstände im Zuge der Kaufhaus-Schließungen für unvermeidbar: „Es wird in den meisten Fällen Jahre dauern, bis die von Galeria aufgegebenen Immobilien eine neue langfristige Nutzung gefunden haben“, prognostiziert Hedde in einem Bericht der DEUTSCHEN PRESSEAGENTUR (DPA), den die Wirtschaftszeitung HANDELSBLATT veröffentlichte.
Die Gebäude seien fast ausnahmslos zu einer Zeit errichtet worden, in der die Anforderungen an den Handel gänzlich andere waren als heute: „Sie haben zu viele Verkaufsetagen, zu wenig Tageslicht und oft auch zu niedrige Decken, um heutige Ansprüche zu erfüllen“, heißt es im HANDELSBLATT. Dadurch seien aufwendige Umbauten oder gar ein Abriss erforderlich – oft über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren.
Das bestätige auch eine Studie der Unternehmensberatung PwC aus dem Jahr 2020, die das Schicksal zuvor geschlossener Warenhäuser weiterverfolgte. Dem Ergebnis nach habe es zwar in 70 Prozent der Fälle bereits ein Jahr nach Bekanntwerden der jeweiligen Schließung einen Plan für die zukünftige Nutzung gegeben. „In rund drei Viertel der Fälle waren jedoch umfangreiche bauliche Veränderungen erforderlich, um langfristige Nachnutzungen zu gewährleisten.“
Anmerkungen der Redaktion
Boris Hedde ist Geschäftsführer beim Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IFH KÖLN. Hedde hat zunächst als Berater im Sportmarketing gearbeitet. Nach anschließenden zwei Jahren beim Forschungsinstitut YouGov wechselte er 2009 zum IFH Köln. Hedde hat in Köln Wirtschafts- sowie Sportwissenschaften studiert. 2020 war er Mitgründer der Initiative „Die Stadtretter“, einer Plattform für einen Austausch zwischen Städten und Experten aus Beratung und Wissenschaft. 2021 gründete Hedde zudem die Initiative „Stadtlabore für Deutschland“, eine digitale Plattform zur Förderung von Ansiedlung in Städten.
Das HANDELSBLATT ist die auflagenstärkste deutschsprachige Wirtschafts- und Finanzzeitung. Sie wird zu den Leitmedien gezählt, also zu denen, die einen besonderen Einfluss auf die öffentliche Meinung und auf andere Massenmedien ausüben. Sie erschien erstmals 1946 mit der Auflage der britischen Militärbehörden, das „friedliche Zusammenspiel von Arbeit und Kapital“ journalistisch im Einklang zu halten. Die Blattlinie des HANDELSBLATTS wird üblicherweise als wirtschaftsliberal angesehen. Das HANDELSBLATT finanziert sich durch Abonnements, Printverkäufe und Werbung. Es hat zwei Online-Bezahl-Modelle: „Premium“ und „Premium Plus“ und hostet außerdem Live-Events in Form von Tagungen, Trainings und Konferenzen. Die verkaufte Auflage des HANDELSBLATT lag im vierten Quartal 2022 bei knapp 150.000 Exemplaren.
Die DEUTSCHE PRESSE-AGENTUR (DPA) ist die größte Nachrichtenagentur Deutschlands, wurde 1949 gegründet und hat nach eigenen Angaben weltweit 1000 Mitarbeiter:innen. Mit 100 Standorten im Ausland und zwölf Landesdiensten in Deutschland beliefert sie praktisch alle Redaktionen deutscher Tageszeitungen und Rundfunkanstalten. Auch deutschsprachige Medien im Ausland werden von der DPA versorgt. Als größte Nachrichtenagentur Deutschlands beeinflusst die DPA maßgeblich die öffentliche Meinung. Obwohl sie als unabhängiger Dienstleister fungiert, bemängeln Kritiker:innen den Einfluss ihrer Gesellschafter:innen und ihre Staatsnähe. Kritisiert wurde die DPA unter anderem von den Medien ZEIT, SPIEGEL und DEUTSCHLANDFUNK. Ihre einzige Konkurrenz aus dem Inland sind einzelne, deutlich kleinere Spezialagenturen.
„Was das Karstadt-Aus für die Zukunft von Warenhäusern bedeutet“
Web.de, 15.03.2023 - Hanna Schramm-Klein, Marie Illner
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Viele Kund:innen sind heute nicht mehr auf stationäre Geschäfte angewiesen, meint die Wirtschaftswissenschaftlerin Hanna Schramm-Klein. Längst biete der Online-Handel alles unter einem Dach – und zwar jederzeit und überall. „Innenstädte spielen für das Einkaufen eine immer geringere Rolle“, resümiert Schramm-Klein im Interview mit der Journalistin Marie Illner für das Internetportal WEB.DE.
Nach Schramm-Kleins Einschätzung sind demnach auch die Tage der klassischen Kaufhäuser längst gezählt. Auch die Forschung weise deutlich darauf hin, dass das Konzept nicht zukunftsfähig sei. Die Rettungsgelder, mit denen der Galeria-Konzern während der ersten Insolvenz unterstützt wurde, ringen Schramm-Klein daher nur ein Kopfschütteln ab: „Hätte man auf dieser Grundlage gehandelt, hätte man vielleicht auch die Investitionen von Milliarden an Steuergeldern zur Rettung der Konzerne anders hinterfragt und alternativ in etwas investiert, was die Innenstädte weitergebracht hätte“, bilanziert sie.
Kund:innen seien immer weniger bereit, ihrem Einkauf viel Aufmerksamkeit zu widmen. Zudem sei der Online-Handel oft preislich attraktiver. Exklusiven Großstadtwarenhäusern rechnet die Wirtschaftswissenschaftlerin allerdings noch eine Zukunft aus – denn in Metropolen sei genug Kundschaft, die einen erlebnisorientierten Einkauf mit einem hochwertigen Sortiment schätze. „Das Kundenverhalten hat sich einfach extrem gewandelt“, stellt sie heraus.
Anmerkungen der Redaktion
Hanna Schramm-Klein ist Professorin für Marketing an der Universität Siegen. Schramm-Klein studierte Betriebswirtschaftslehre und Internationale Wirtschaft an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und der Universität des Saarlandes. Dort promovierte und habilitierte sie sich auch. Ihre Habilitationsschrift verfasste sie zum Thema „Standortstrategien von Handelsunternehmen – Eine Analyse aus Konsumenten- und Unternehmensperspektive“. Ihre fachlichen Schwerpunkte liegen im Marketing und dem Handelsmanagement.
Marie Illner ist Journalistin und freie Autorin. Die studierte Medienwissenschaftlerin schreibt über Politik und Gesellschaft – unter anderem für WEB.DE, 1&1 ONLINE, DER SPIEGEL, die FAZ sowie den DEUTSCHEN BUNDESTAG. Außerdem moderierte sie 2019 das Townhall Meeting der NGO „Herausforderung Zukunft“ mit Christian Lindner (FDP). Illner engagiert sich zudem ehrenamtlich beim DJV-NRW im Fachausschuss „Junge Journalist:innen“.
WEB.DE ist ein 1995 gegründetes deutsches Internetportal für digitale Dienstleistungen, das zunächst als redaktionell betreutes Webverzeichnis startete. Nach und nach wurde es um Kommunikationsdienstleistungen erweitert. Die Plattform finanziert sich durch Onlinewerbung und digitale Dienstleistungen. Betreiber von WEB.DE ist die 1&1 Mail Media GmbH. Die Redaktion beliefert gleichermaßen WEB.DE, GMX und 1&1. Seit 2010 verantwortet Thomas Rebbe die redaktionellen Inhalte als Chefredakteur.
Die Perspektive in 30 Sekunden
Die Schließungsankündigung von Galeria stellt diverse nordrhein-westfälische Städte vor ein Problem: Es drohen neue Leerstände an zentralen Punkten der Innenstadt. Herne, Lünen und Recklinghausen sind schon einen Schritt weiter. Wie sie dem Leerstand trotzen, fasst Redakteurin Annette Kiehl in der Kulturzeitschrift WESTFALENSPIEGEL zusammen.
In Herne wurde die einstige Karstadt-Filiale bereits im Jahr 2009 geschlossen. Nachdem jahrelang kein Käufer für die Immobilie gefunden wurde, erwarb die Stadt das Gebäude – und startete ab 2018 mit einem umfangreichen Umbau: „Betondecken mussten aufwendig saniert werden, viel Glas wurde eingesetzt und die denkmalgeschützte Fassade mit den charakteristischen Lamellen hergerichtet“, berichtet Kiehl. Heute stehen am alten Karstadt-Standort die „Neuen Höfe“: mit zahlreichen Büros, einem Fitnessstudio, einer Gaststätte und zwei Bekleidungsläden.
Auch Lünen verlor im Jahr 2009 einen Anlaufpunkt inmitten der Innenstadt: Das Kaufhaus Hertie, vormalig zeitweise Karstadt, schloss seine Türen. Zunächst habe der „Betonklotz“ fünf Jahre lang leer gestanden. Doch schließlich fiel ein radikaler Entschluss: In dem einstigen Kaufhaus-Gebäude sollten Wohnungen entstehen. Laut Kiehl wurde dazu der mittlere Teil des Gebäudes herausgerissen, um einen hellen Innenhof zu ermöglichen. „Das Projekt des Bauvereins Lünen, 2017 eröffnet, gilt als vorbildlich und wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet“, so die Redakteurin.
Im Jahr 2016 musste sich auch Recklinghausen von seiner Karstadt-Filiale verabschieden. Doch auch für diesen Standort wurde inzwischen eine neue Idee geboren: „Im alten Gewand der historischen Fassade entstehen zurzeit unter der Regie eines Investors ein Hotel, Büros, Praxen, Einzelhandel und eine Kita mit Spielplatz auf dem Dach“, schreibt Kiehl. In Recklinghausen blicke man voller Optimismus auf die zukünftige Nutzung: Bürgermeister Christof Tesche bezeichne den Umbau gar als Impulsgeber für weitere Investitionen in der Innenstadt.
Anmerkungen der Redaktion
Annette Kiehl ist Redakteurin beim Ardey-Verlag, dessen Verlagsarbeit sich hauptsächlich auf die Herausgabe des WESTFALENSPIEGELS konzentriert. Kiehl hat Journalismus an der Technischen Universität Dortmund und im Auslandssemester an der Middlesex University London studiert. Während ihres Studiums arbeitete sie als Redakteurin für den WESTFÄLISCHEN ANZEIGER. Nach knapp eineinhalb Jahren als Pressesprecherin beim britischen Generalkonsulat in Düsseldorf wechselte sie im Jahr 2010 zum Ardey-Verlag: zunächst als Redakteurin für den Nachrichtenservice WESTFALEN HEUTE, seit 2016 als Redakteurin für den WESTFALENSPIEGEL.
Der WESTFALENSPIEGEL ist eine Kulturzeitschrift, die hauptsächlich über Kultur-Themen aus Westfalen berichtet. Die Zeitschrift wird vom Ardey-Verlag herausgegeben. Der Ardey-Verlag ist ein Regionalverlag für den Raum Westfalen-Lippe und ist eigens für den Druck des WESTFALENSPIEGELS gegründet worden. Als Gründungsmitglieder beteiligt waren unter anderem die Sozialforschungsstelle der Universität Münster, der Westfälische Heimatbund und der Verlag der WESTDEUTSCHEN ALLGEMEINEN ZEITUNG (WAZ). Heute gehört der Ardey-Verlag dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe, der dem Heimatministerium des Landes Nordrhein-Westfalen unterstellt ist. Der WESTFALENSPIEGEL wird daher zu Teilen aus der Kulturförderung des Landes NRW und zu Teilen aus Werbeerlösen finanziert. Die verbreitete Auflage liegt laut eigenen Angaben bei rund 13.500 Exemplaren. Die Daten sind allerdings nicht durch die Informationsgemeinschaft zur Verbreitung von Werbeträgern bestätigt.
„Insolvenzplan bei Galeria: Das sagt Chefsanierer Arndt Geiwitz“
Südwestrundfunk (SWR), 14.03.2023 - Arndt Geiwitz, Peter Köpple
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Als Insolvenzverwalter und Chefsanierer von Galeria Karstadt Kaufhof hat Arndt Geiwitz maßgeblich an dem Sanierungskonzept mitgewirkt. In einem Interview mit dem Journalisten Peter Köpple vom SÜDWESTRUNDFUNK (SWR) gibt Geiwitz einen Einblick, wie es nun bei Deutschlands größter Warenhauskette weitergeht.
Der Chefsanierer bestätigt, dass es auch in den geretteten Galeria-Filialen Veränderungen geben werde – etwa bei der Fläche. Vor allem bei großen Häusern könne es zu Sortimentskürzungen kommen: „Wir müssen einfach die Ware etwas zusammenziehen, um die Produktivität auf der Fläche zu steigern“, so der Insolvenzverwalter.
Auch werde das Sortiment zukünftig stärker regional variieren. „Wenn es zum Beispiel kein Haushaltsgeschäft in größerer Entfernung gibt, dann wären wir doch blöd, wenn wir die Haushaltsartikel reduzieren würden“, veranschaulicht Geiwitz. Artikel, die in unmittelbarer Nachbarschaft im Angebot sind, werde man dagegen reduzieren.
Auch könne an den verbleibenden Standorten nicht das gesamte Personal gehalten werden: Der angekündigte Gesamtabbau von rund 5.000 Stellen beinhalte etwa 700 Kündigungen in den Filialen, die fortgeführt werden. Das jedoch wertet Geiwitz als Erfolg – „weil wir zeitweise von deutlich mehr Schließungen ausgehen mussten“, argumentiert er.
Zunächst müsse jedoch die Gläubigerversammlung Ende März über den eingereichten Insolvenzplan abstimmen. „Wenn sie nicht zustimmen, wäre alles gescheitert“, mahnt Geiwitz. Gleichzeitig ist er optimistisch, dass sein Konzept Unterstützung findet: „Wir haben bisher auch von den Großgläubigern das klare Signal bekommen, dass sie zustimmen wollen.“
Anmerkungen der Redaktion
Arndt Geiwitz ist Wirtschaftsprüfer und leitet das Sanierungsverfahren des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter der Kanzlei Schneider-Geiwitz, ist selbst aber kein Rechtsanwalt. Geiwitz war zudem bei einem weiteren großen Insolvenzverfahren in Deutschland beteiligt: Bei der „Schlecker“-Drogeriekette vertrat er unter anderem die ehemaligen Mitarbeiter:innen.
Peter Köpple ist Journalist und arbeitet als Hörfunk-, Fernseh- und Online-Redakteur für den SÜDWESTRUNDFUNK (SWR) in Ulm. Er beschäftigt sich dort vorrangig mit Lokal- und Regionalnachrichten und moderiert häufig im Radio. Seine journalistische Karriere begann bei der HEIDENHEIMER NEUEN PRESSE mit einem Volontariat. Köpple hat in Tübingen Politikwissenschaften und Amerikanistik studiert.
Der SÜDWESTRUNDFUNK (SWR) ist eine deutsche Rundfunkanstalt. Seit der Fusion von SÜDWESTFUNK und SÜDDEUTSCHEM RUNDFUNK im Jahr 1998 ist der SWR nach dem WDR die zweitgrößte Rundfunkanstalt der ARD. Im Sendegebiet in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz erreicht der SWR laut der Media-Analyse „ma 2021 Audio“ rund 6 Millionen Menschen jeden Wochentag. Auch der Webauftritt des SWR hatte allein im Januar 2023 laut similarweb rund 16,6 Millionen Besuche vorzuweisen. Der SWR wird von einem Rundfunkrat kontrolliert, der aus Vertreter:innen gesellschaftlich und politisch relevanter Interessensvertretungen der beiden Bundesländer besteht. Der SWR verfügt über einen Fernsehsender, sechs Radioprogramme (darunter ein Jugend- und ein Nachrichtensender) und mehrere Orchester und Chöre.