Das Schreibpult von Inge Frank
Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten: Aktives Museum Südwestfalen e.V.
Der Lern- und Gedenkort Aktives Museum Südwestfalen wurde am 10. November 1996 eröffnet. Er befindet sich in einem Luftschutzbunker, der 1940 auf den Grundmauern der ehemaligen Synagoge Siegens errichtet wurde. Anfangs wurde aufgrund der geringen Ausstellungsfläche allein die regionale Geschichte des Judentums dokumentiert. Mit der Erweiterung 2001 auf eine Fläche von 200 qm konnten dann auch weitere Opfergruppen einbezogen werden: Politisch Verfolgte, Zeugen Jehovas, „Zigeuner“, Zwangsarbeiter etc.
Die Synagoge der kleinen jüdischen Gemeinde (etwa 130 Personen) wurde 1904 eingeweiht. Nach dem Niederbrennen des Gotteshauses am 10. November 1938 wurde das Gebäude im darauf folgenden Jahr abgetragen. An derselben Stelle wurde 1941 ein Hochbunker mit 600 Sitzplätzen für die Bevölkerung errichtet. Dieser diente in der Nachkriegszeit dem angrenzenden Stadtkrankenhaus als Lagerraum. Nach vierjährigen Verhandlungen konnte dem Bunkerbesitzer, dem Kreis Siegen-Wittgenstein, ein Teil der unteren Etage zur Dokumentation der Geschichte der Synagogengemeinde abgerungen werden. Die Zellenwände sowie tragende Wände in der Mitte zum Gang hin wurden entfernt, um große Räume zu schaffen. Nun stand eine erneute Erweiterung der Ausstellungsfläche an. Im Jahr 2013 wurde durch den Umzug des Krankenhauses der Bunker frei. Weitere zwei Etagen mit 400 qm Fläche standen dann zur Verfügung stehen.
Die Ausstellung dokumentiert jüdisches Leben im Kreis Siegen vom Mittelalter bis zur Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Sie beginnt mit der ersten festen Ansiedlung jüdischer Familien, die in der Region seit Beginn des 19. Jahrhunderts belegbar ist. Vereinzelte Nachrichten über den Aufenthalt von Juden gibt es seit dem Jahr 1252. Leben und Verfolgung der jüdischen Minderheit in verschiedenen anderen Orten des heutigen Kreises Siegen-Wittgenstein (Hilchenbach, Bad Berleburg, Bad Laasphe) werden anhand von Alltagsgegenständen, aber auch durch Beispiele antisemitischer Propaganda erfasst. Ein Video mit Fotos der ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürger und mehrere Schautafeln dokumentieren die Verfolgung von Juden und anderen Opfergruppen.
Zwangsarbeit und politischer Widerstand werden in einem weiteren Raum thematisiert. Als Beispiel für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus und für die Resistenz unter den Bedingungen einer KZ-Haft gilt Walter Krämer, der „Arzt von Buchenwald“, der Juden und Zwangsarbeitern im KZ Buchenwald das Leben rettete. Am Ende der Ausstellung finden die Besucher Dokumente, die Geschichte des hiesigen Judentums und des Nationalsozialismus betreffend. Schautafeln mit weiteren Informationen sind nach folgenden Themen gegliedert:
• Reichstagswahlergebnisse des Kreises und der Stadt Siegen;
Ergebnisse der Reichspräsidentenwahlen
• Der "Boykott" - 1. April 1933
• Dokumente der bekanntesten jüdischen Familien vor Ort: Frank und Herrmann
• Beginn der Entrechtung - Arisierung 1933 -1939
• Der Novemberpogrom in Siegen (10. November 1938)
• Auswanderung - Deportation - Selbstmord
Da kein Gruppenraum zur Verfügung steht, erfolgt die Einführung zu Beginn und die Evaluation zum Schluss der Führung in einem Stuhlkreis. Bei der geplanten Erweiterung wird ein Raum für die pädagogische Vor- bzw. Nachbereitung geschaffen. In der Regel buchen die Besuchergruppen neben der 45-minütigen Museumsführung im Anschluss daran einen alternativen Stadtrundgang gleicher Zeitdauer, der zu Orten des Widerstands und der Verfolgung in Museumsnähe führt.
Das Aktive Museum Südwestfalen zieht zweimal im Jahr die besondere Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf sich. Seit Einführung des „Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus“ am 27. Januar wird eine Dokumentation zur regionalen NS-Geschichte vorgestellt, die von Vorstandsmitgliedern des Fördervereins erstellt wird. Diese Veranstaltung wird gemeinsam mit der Stadt Siegen durchgeführt. Am 10. November eines jeden Jahres veranstaltet die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland e.V. eine Gedenkveranstaltung am Platz der Synagoge, um an die Zerstörung der Synagogen in Deutschland zu erinnern.
Weitere Informationen: www.aktives-museum-suedwestfalen.de