Arrestzelle im Keller des ehemaligen Frauenhauses der Arbeitsanstalt Brauweiler
Mehr als 1.000 Personen waren in den Jahren 1933 bis 1945 in Brauweiler inhaftiert.Die Frauen waren in den Zellen des Frauenhauses untergebracht, die Männer – und sie bildeten die große Mehrheit – wurden in anderen Gebäuden der Arbeitsanstalt eingesperrt. Der große so genannte „Zellenbau“ und das „Bewahrungshaus“ boten ausreichend Haftraum. Wie die Insassen der Arbeitsanstalt, die sog. Korrigenden, wurden auch die NS-Inhaftierten zur Arbeit herangezogen und standen überwiegend unter der Aufsicht derselben Wachpersonen.
1933/34 frühes Konzentrationslager und in diesen Jahren Gefängnis vor allem für Mitglieder der KPD, wurden dorthin ab Oktober 1933 alle weiblichen „Schutzhäftlinge“ der Rheinprovinz überführt und nach Auflösung des Frauen-Konzentrationslagers in Brauweiler im März 1934 in andere Lager gebracht.
Nach den Novemberpogromen 1938 waren etwa 600 Juden aus dem Rheinland kurzzeitig in Brauweiler inhaftiert und wurden von dort aus nach Dachau deportiert. In den Folgejahren dienten die Gebäude der Arbeitsanstalt als Gefängnis für verschiedene Gruppen vermeintlicher Regimegegner: Edelweißpiraten, Mitglieder der Armia Krajowa und der französischen Action catholique, der Kölner Gruppe Steinbrück und des Nationalkomitees Freies Deutschland. In den Jahren 1944/45 waren hier vor allem osteuropäische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter als Gefangene des Gestapo-Kommandos unter Ferdinand Kütter inhaftiert. Als Abordnung der Kölner Gestapo hatte das Kommando Kütter seinen Dienstsitz in Brauweiler. Am 15. Februar 1945 wurde das Gefängnis aufgelöst. Kütter und seine Mitarbeiter flohen, nachdem sie kurz zuvor noch zwei junge Ukrainerinnen auf dem Gelände erschossen hatten.
Anlässlich des 70-jährigen Gedenkens an die Novemberpogrome eröffnete der Landschaftsverband Rheinland am 9. November 2008 die Gedenkstätte Brauweiler.
Die Arbeitsanstalt Brauweiler, unter deren Dach die NS-Verfolgten inhaftiert wurden, war in der Trägerschaft der Rheinischen Provinzialverwaltung. Deren Aufgaben gingen zum Teil auf den Landschaftsverband Rheinland (LVR) über, als dieser 1953 gegründet wurde. So versteht sich die Gedenkstätte Brauweiler als Baustein zur Aufarbeitung der Geschichte des LVR und seiner Vorgängereinrichtungen. Auch für die Geschichte der 1024 gegründeten Benediktinerabtei stellen die Jahre nach der Säkularisierung 1802 ein Erbe dar, das kontinuierlich erforscht wird. Einen wesentlichen Anteil daran hat das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum mit dem Archiv des LVR, das seinen Dienstsitz heute auf dem Gelände der Abtei hat.