NRW-Gastronomie befürchtet Schließungen: Sollte der reduzierte Mehrwertsteuersatz beibehalten werden?
Kurzfassung
Viele Gaststätten in Nordrhein-Westfalen haben mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen: Laut einer jüngsten Umfrage des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA könnte im kommenden Jahr rund 2.200 Restaurants, Cafés oder Gaststätten in Nordrhein-Westfalen das Aus bevorstehen.
Einschneidende Folgen für Gaststätten
Einen Grund in der möglicherweise bevorstehenden Insolvenzwelle sieht der Verband darin, dass zum 31. Dezember 2023 die Ausnahmeregelung ausläuft, mit der die Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf Speisen in Gaststätten auf sieben Prozent reduziert worden war. Die reduzierte Mehrwertsteuer war von der Bundesregierung eingeführt worden, um der Gastronomie zu helfen, die Folgen der COVID-19-Pandemie besser abfedern zu können. DEHOGA-Verbandspräsident in NRW, Patrick Rothkopf, forderte jüngst, die reduzierte Mehrwertsteuer zum Wohle der heimischen Gastronomie beizubehalten: „Der Krisenmodus ist noch nicht vorbei. Für die Vielfalt der Gastronomie in den Städten und auf dem Land, ihre Beschäftigten wäre die Erhöhung eine Katastrophe mit Ansage“.
Das Ziel ist nicht neu: Die Landesregierung in NRW hatte sich in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen, eine dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent zu erreichen. Doch die Initiative war vor dem Bundesrat aufgrund des Widerstandes anderer Bundesländer gescheitert. Und auch im Bund gibt es skeptische Stimmen. So sagte beispielsweise die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge gegenüber der STUTTGARTER ZEITUNG: „Wir belasten die Branche nicht zusätzlich, sondern heben die Erleichterung wie angekündigt auf. Wenn wir das Geld an dieser Stelle ausgeben würden, müssten wir es woanders einsparen.“
Sollte der reduzierte Mehrwertsteuersatz beibehalten werden?
Acht Perspektiven
„Die Gastronomie braucht weiterhin Hilfe“
Rheinische Post, 11.08.2023 - Dirk Möwius
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Die Perspektive in 30 Sekunden
„Der Kampf der Wirte und ihrer Verbände gegen das Ende der Ausnahmeregelung sollte breite Unterstützung finden“, fordert der Redaktionsleiter Dirk Möwius bei der RHEINISCHEN POST (RP). Denn eine Rückkehr zum alten Steuersatz, wie es die geltende Regelung zum Ablauf des Jahres 2023 vorsieht, könnte dem Journalisten zufolge „fatale Folgen“ haben.
„Schwer genug haben es die Wirte in Zeiten von Personalmangel, Inflation und hohen Energiekosten sowieso schon, nun müssen sie voraussichtlich ihre Preise zum neuen Jahr erheblich anheben, ohne dass sie deshalb mehr Geld im Portemonnaie haben“, argumentiert Möwius. Das wiederum werde sich wohl auf die Zahl der Gäste auswirken: „Würden wir die höheren Preise klaglos akzeptieren? Oder geht man dann weniger Essen?“, fragt Möwius rhetorisch.
Er begrüßt daher die Forderungen des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA, die Mehrwertsteuer für Essen im Gastgewerbe dauerhaft auf sieben Prozent zu senken. Dabei verfolge der Verband auch einen guten Ansatz, indem er Kommunalpolitiker dazu bewege, Druck auf die Bundespolitik auszuüben. Denn die Kommunalpolitik wisse am besten, „was es heißt, wenn die Dorfkneipe endgültig schließt“, so Möwius.
Anmerkungen der Redaktion
Dirk Möwius ist Journalist und Redaktionsleiter bei der RHEINISCHEN POST. Er arbeitet hier in der Redaktion Geldern. Möwius hat Publizistik, Germanistik und Politikwissenschaften studiert und nach seinem Studium bei der RHEINISCHEN POST angefangen. Für diese arbeitet er seit 1988.
Die RHEINISCHE POST (RP) ist eine regionale Tageszeitung, die zur „Rheinische Post Mediengruppe“ gehört. Der Schwerpunkt der Berichterstattung liegt auf Nordrhein-Westfalen. Die Zeitung wurde 1946 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Düsseldorf. Chefredakteur ist Moritz Döbler. Laut einem Ranking von Tenor und KRESS.DE war die RHEINISCHE POST die drittmeist zitierte Regionalzeitung Deutschlands im ersten Quartal 2023. Die verkaufte Auflage lag im zweiten Quartal 2023 bei rund 220.000 Exemplaren. Das entspricht einem Minus von 44 Prozent seit 1998. Trotzdem dominiert die RHEINISCHE POST laut ÜBERMEDIEN den Markt Düsseldorfer Lokalzeitungen und hat andere Lokalangebote weitestgehend verdrängt. Für die Berichterstattung über einen Fall mehrfacher Kindstötung in Solingen hat die RHEINISCHE POST zusammen mit der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und der BILD eine Rüge des Presserats erhalten. Die RHEINISCHE POST hatte Chatnachrichten eines Kindes veröffentlicht. Die RP gilt als liberal-konservatives Blatt, das politisch der CDU nahesteht. Sie beschreibt sich selbst als „Zeitung für Politik und christliche Kultur“, die für „Demokratie, Freiheit und Menschenwürde“ eintritt.
„Die Steuer-Ungerechtigkeit im Restaurant muss dauerhaft weg“
Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), 04.08.2023 - Beate Kranz
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Für die Wirtschaftsredakteurin Beate Kranz ist die Mehrwertsteuer von 19 Prozent für Gastronomiestätten eine strukturelle Ungerechtigkeit. Denn während Restaurants mehr Steuern zahlen müssen, wird der Außer-Haus-Verkauf weiterhin niedrig besteuert, prangert sie in der WESTDEUTSCHEN ALLGEMEINEN ZEITUNG (WAZ) an.
Die Ablehnung einer Rückkehr zur Mehrwertsteuer von 19 Prozent sei „eine Frage der Gerechtigkeit“, findet Kranz. „Denn für jeden angemachten Salat oder Mittagstisch, der im Supermarkt oder im Außer-Haus-Geschäft von Imbissen verkauft wird, fallen nur 7 Prozent Umsatzsteuer an.“ Währenddessen drohe für das Essen am Tisch wieder eine Besteuerung von 19 Prozent – dadurch würden die Essenspreise zwangsläufig wieder steigen und das Gastronomiegewerbe gefährden, fürchtet die Korrespondentin.
Die Politik solle also dauerhaft einen einheitlich niedrigeren Steuersatz für alle Verkaufswege von Speisen durchsetzen – „da Gaststätten und Cafés unser Leben in den Städten und auf dem Land kulturell bereichern, ja erst richtig gemütlich machen und Essen zudem lebenswichtig ist“. In fast allen Ländern Europas sei das schon lange Alltag.
Anmerkungen der Redaktion
Beate Kranz ist Wirtschaftsredakteurin bei der Funke-Zentralredaktion in Berlin. Sie schreibt daher unter anderem für die WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG (WAZ), die BERLINER MORGENPOST, das HAMBURGER ABENDBLATT, die NEUE RUHR ZEITUNG, die THÜRINGER ALLGEMEINE und die THÜRINGISCHE LANDESZEITUNG. Sie befasst sich überwiegend mit Wirtschafts-, aber auch mit Verbraucherschutz-, Umwelt- und Verkehrsthemen.
Die WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG (WAZ) ist die größte deutsche Regionalzeitung. Erstmals erschien sie im Jahr 1948. Ihr Hauptsitz ist in Essen, sie erscheint jedoch im gesamten Ruhrgebiet. Im Laufe der Jahre wurden mehrere andere Zeitungen aufgekauft und die „Zeitungsgruppe WAZ“ entstand, die 1997 in „WAZ-Mediengruppe“ umbenannt wurde. Heute wird die WAZ von der Funke-Mediengruppe herausgegeben. Überregionale Themen werden von der Zentralredaktion in Berlin bearbeitet. Chefredakteur der WAZ ist Andreas Tyrock mit seinem Stellvertreter Alexander Marinos. Die Geschäftsführung übernehmen Andrea Glock, Simone Kasik, Thomas Kloß und Christoph Rüth. Wie zahlreiche andere Zeitungen hat auch die WAZ-Mediengruppe stark mit sinkenden Auflagezahlen zu kämpfen. Im zweiten Quartal 2023 lag diese bei rund 363.000 verkauften Exemplaren, zu Beginn des Jahrtausends waren es noch knapp dreimal so viele. Dennoch ist die WAZ nach wie vor die größte regionale Tageszeitung in Deutschland.
„Herr Scholz, halten Sie Ihr Versprechen an die Wirte!“
Augsburger Allgemeine, 18.08.2023 - Bernhard Junginger
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Die Perspektive in 30 Sekunden
„Restaurants sind mehr als nur Verkaufsstellen für Kalorien“, gibt der Berlin-Korrespondent der AUGSBURGER ALLGEMEINEN, Bernhard Junginger, zu bedenken. In Großstädten könne man den Verlust einzelner Gaststätten zwar womöglich verkraften. „[M]acht dagegen in einem Dorf das letzte Wirtshaus zu, verliert eine Gemeinschaft ihren Mittelpunkt, leiden Zusammenhalt und Lebensqualität“, stellt Junginger klar. Den Platz zum sozialen Austausch zu verlieren, sei gerade auf dem Land für die Demokratie nicht förderlich.
Zudem hält Junginger trotz eines möglichen geringeren Steuersatzes von sieben Prozent einen positiven Effekt auf die Steuereinnahmen insgesamt für möglich. Denn sollten den Restaurants aufgrund der höheren Preise die Kund:innen fernbleiben, werde trotz höherem Steuersatz von 19 Prozent weniger Geld an den Staat fließen. „[A]us geschlossenen Restaurants, das ist die so einfache wie bittere Wahrheit, fließt gar kein Geld mehr an den Fiskus.“
Dabei seien die Restaurants sowieso schon angeschlagen. „Die Preise für Energie und fast alle Lebensmittel sind explodiert, die Löhne für Köchinnen und Kellner ebenso wie die Mieten deutlich gestiegen“, stellt Junginger heraus. Höchste Zeit also, die Mehrwertsteuer für Gaststätten dauerhaft auf sieben Prozent zu senken.
Anmerkungen der Redaktion
Bernhard Junginger hat Politik- und Kommunikationswissenschaften studiert und arbeitet als Berlin-Korrespondent für die AUGSBURGER ALLGEMEINE. Er schreibt über die politischen Geschehnisse in Berlin. Nach seinem Studium in Ulm hat Junginger eine Redakteur-Ausbildung an der Günther-Holland-Journalistenschule absolviert, bevor er 2017 nach Berlin zog.
Die AUGSBURGER ALLGEMEINE ist eine der größten bayerischen Lokalzeitungen. Sie gehört zur Mediengruppe Pressedruck, die nach Gesamtauflage das bundesweit sechstgrößte Verlagshaus ist. Das Hauptverbreitungsgebiet der AUGSBURGER ALLGEMEINEN ist das bayerische Schwaben und die angrenzenden Teile Oberbayerns. Die verkaufte Auflage inklusive ihrer lokalen Ableger beträgt gegenwärtig rund 265.000 Exemplare (IVW Q2/2023). Die Redaktionen und Journalist:innen der AUGSBURGER ALLGEMEINEN haben einige Journalistenpreise gewonnen, unter anderem den Theodor-Wolff-Preis und den European Newspaper Award. Die Chefredakteurin der Zeitung ist Andrea Kümpfbeck.
„Bitte ganz viel Prozent auf To-go“
Die Tageszeitung (TAZ), 14.08.2023 - Jörn Kabisch
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Der Wirt und TAZ-Journalist Jörn Kabisch vermutet hinter dem Gastronomiesterben andere Gründe als die hohe Mehrwertsteuer. „Ob mit 7 oder 19 Prozent, die grundlegenden Probleme bestehen fort“, erklärt Kabisch. Selbst wenn die Mehrwertsteuer auf 7 Prozent gesenkt werden sollte, werde das nichts an den Problemen ändern: „Es fehlt Personal, die Mieten werden – vor allem in den städtischen Bereichen – inzwischen auch für Gastronomen untragbar, und die behördlichen Auflagen sind ungleich höher, wenn man eine Vollgastronomie führt und Leute an Tischen Platz finden sollen.“
Die Branche sei mittlerweile einfach von Imbissen und Togo-Geschäften geprägt. Viele Menschen kennen es laut dem Wirt auch gar nicht mehr anders. So erzählt er von einem Kunden, der sich per Lieferdienst Pizza aufs Zimmer bestellt habe, anstatt in der eigenen Hotelgaststätte zu essen.
Diesen Wandel zum Imbiss- und Togo-Geschäft sieht Kabisch auch in den Zahlen des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA, die häufig zur Argumentation für eine geringere Mehrwertsteuer in der Gastronomie herangezogen werden. „In den vergangenen vier Jahren habe es historische Einbrüche gegeben, zuletzt ein Umsatzminus von über 12 Prozent. 36.000 Betriebe hätten aufgegeben, 16 Prozent aller Hotels und Gaststätten“, zitiert Kabisch. Das Problem: In dieser Zeit habe schon die geringere Mehrwertsteuer gegolten, Insolvenzen habe es auch nur wenige gegeben. Für ihn ein Zeichen, dass die Wirt:innen nicht aufgrund der Kosten pleite gegangen seien – sondern das Geschäftsmodell selbst überdacht und über Bord geworfen haben.
Anmerkungen der Redaktion
Jörn Kabisch ist Gastwirt, Journalist und Autor. Nach einem Jura- und Philosophiestudium in Frankfurt absolvierte Kabisch ein Volontariat bei der MÄRKISCHEN ODERZEITUNG. Von dort aus wechselte er zum linksliberalen FREITAG, für den er zwei Jahre lang als Inlandsredakteur tätig war. 2001 wechselte er vom FREITAG zur TAGESZEITUNG (TAZ), für die er unter anderem als Leiter des Schwerpunktressorts gearbeitet hat. 2008 ging Kabisch zurück zum Freitag, für den er bis 2012 als stellvertretender Chefredakteur tätig gewesen ist. Seit 2006 veröffentlicht Kabisch regelmäßige Gastronomie-Kolumnen beim FREITAG und der TAZ. Seit 2022 ist er Wirt im Gasthaus zum Schwan in Castell.
Die TAGESZEITUNG (TAZ) ist eine überregionale deutsche Tageszeitung. Sie wurde 1978 als alternative, selbstverwaltete Zeitung gegründet – unter anderem vom Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele. Die Zeitung hat sich besonders in ihrer Anfangszeit an Linke, Studierende, Grüne und die Hausbesetzer-Bewegung gerichtet. Erklärtes Ziel der TAZ ist es seither, eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen. Sie gehört heute zu den zehn größten überregionalen Tageszeitungen in Deutschland, mit einer verkauften Auflage von rund 42.000 Exemplaren (2/2023). Nach eigenen Angaben verzeichnet die Webseite TAZ.DE bis zu 14 Millionen Zugriffe monatlich (1/2023). Das Goethe-Institut verortet die TAZ als „grün-linkes“ Blatt und betont besonders die oft sehr kritische Berichterstattung der Zeitung. Eurotopics sieht die TAZ als linkes Medium und stellt die gestaffelte Preisgestaltung und die Entscheidung gegen Online-Bezahlschranken als Besonderheiten der Zeitung heraus. Die TAZ wird genossenschaftlich herausgegeben, jährlich findet eine Generalversammlung statt, an der jedes der zuletzt (2022) rund 22.000 Mitglieder teilnehmen kann. Die Chefredaktion teilen sich Barbara Junge, Ulrike Winkelmann und Katrin Gottschalk.
„Niedrigere Mehrwertsteuer im Restaurant? Das ist einfach unfair“
Die Welt, 23.08.2023 - Christoph Kapalschinski
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Zwar sieht WELT-Autor Christoph Kapalschinski die Argumente des DEHOGA-Verbandes als durchaus valide an: Die Kosten für das Gastronomiegewerbe seien gestiegen. „Allerdings: Ähnliche Argumente treffen auf große Teile des Dienstleistungssektors zu“, stellt der Redakteur im Ressort „Wirtschaft & Innovation“ klar.
Jetzt für die Gastronomie eine dauerhaft geringere Mehrwertsteuer einzuführen, sei Unsinn angesichts aller anderen Branchen, denen es ähnlich gehe. „Die Ausnahme für die Gastronomie passt schlichtweg nicht ins deutsche Mehrwertsteuersystem“, findet Kapalschinski und fordert die „Rückkehr zur Normalität“ – also eine Mehrwertsteuer von 19 Prozent auch für Restaurants und Gaststätten.
Auch der Zentralverband der Friseure unterstütze eine Petition, die fordert, in Friseursalons die Mehrwertsteuer auf sieben Prozent zu senken, zieht Kapalschinski einen Vergleich zum Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA. „Dann allerdings müssten auch Nagelstudios ähnlich behandelt werden – und warum nicht auch Bestatter, Schlüsseldienste und Waschsalons?“, macht der Redakteur die möglichen Folgen solcher Forderungen deutlich.
Anmerkungen der Redaktion
Christoph Kapalschinski ist Redakteur für Wirtschaft und Innovation bei der Tageszeitung DIE WELT und ihrer Sonntagsausgabe, der WELT AM SONNTAG. Kapalschinski hat Politikwissenschaft, Volkswirtschaft und Journalistik in Hamburg studiert und ein Volontariat an der Georg-von-Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalist:innen in Düsseldorf absolviert. Kapalschinski hat von 2006 bis 2022 beim HANDELSBLATT gearbeitet und war dort unter anderem Redakteur vom Dienst. 2022 ist er zur WELT gewechselt.
DIE WELT ist eine überregionale Tageszeitung mit Sitz in Berlin, die zum Axel-Springer-Konzern gehört. Sie wurde 1946 gegründet und erschien zuletzt in einer verkauften Auflage von rund 84.000 Exemplaren (2/2023). Anfang 2010 lag diese noch bei über 250.000. Gleichzeitig gehörte die Website der WELT im Dezember 2022 mit rund 20 Millionen Besucher:innen zu den meistbesuchten Nachrichten-Websites in Deutschland. Sowohl Tageszeitung als auch Onlineangebot gehören zur WELTN24 GmbH, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Axel Springer SE. Zudem unterhält das Medienunternehmen den Fernsehsender WELT (früher N24). Der Chefredakteur von WELTN24 ist Ulf Poschardt. Chefredakteurin der Tageszeitung DIE WELT ist seit dem 1. Januar 2022 Jennifer Wilton. EUROTOPICS bezeichnet DIE WELT als konservativ. In ökonomischen Fragen positioniert sich die Zeitung meist wirtschaftsliberal. Das Goethe-Institut urteilt, DIE WELT ziele in ihrer Printausgabe auf „mittelständische Unternehmer und Selbstständige, die konservative Werte schätzen“. WELT-Autor:innen bekennen sich zu den Leitlinien des Axel-Springer-Verlages, die unter anderem ein Eintreten für „die freie und soziale Marktwirtschaft“ sowie Solidarität mit den USA und Israel fordern.
„Das soll die Wirte trösten: Steuern zahlen ist gut“
Neue Ruhr Zeitung,, 15.08.2023 - Peter Toussaint
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„Der Staat braucht Geld für seine Pflichtaufgaben“, erinnert Peter Toussaint in der NEUEN RUHR ZEITUNG. Dazu zählt der Blattmacher Schulen, Kindergärten, den Straßenbau und den sozialen Ausgleich. Damit die Staatsschulden „nicht ins Unermessliche wachsen“, müsse der Staat Geld einnehmen. Ein Mittel dazu sei eben auch die Umsatzsteuer.
„Vielleicht müssen wir uns an den Gedanken neu gewöhnen, dass der Staat nicht über alle Geld ausschütten kann, die laut genug klagen“, richtet sich Toussaint gegen die Forderungen des DEHOGA, die Mehrwertsteuer dauerhaft für Gaststätten zu senken. Die Mehrwertsteuersenkung für das Gastronomiegewerbe sei eine Unterstützung der Restaurants und Gaststätten in Zeiten der COVID-19-Pandemie gewesen. Jetzt sei die Pandemie vorbei – und die Rechtfertigung der Subvention erloschen.
„Zur Marktwirtschaft gehört auch die Pflicht, sich am Markt als wettbewerbsfähig zu erweisen und sich gegen Konkurrenz zu behaupten“, gibt Toussaint darüber hinaus zu bedenken und fragt rhetorisch: „Warum soll der Steuerzahler den Hummer im Gourmet-Restaurant subventionieren?“
Anmerkungen der Redaktion
Peter Toussaint ist Mitglied in der Chefredaktion und Blattmacher bei der regionalen NEUE RUHR ZEITUNG (NRZ). In der Mantelredaktion liegt sein Fokus auf überregionalen Themen aus dem Politikressort. Außerdem verfasst er regelmäßig Kommentare zu aktuellen Themen. Für die NRZ arbeitet Toussaint seit mehr als 30 Jahren. Er begann als Redakteur für Kommunalpolitik in Düsseldorf, war dann Reporter in der NRZ-Zentralredaktion und später Ressortleiter.
Die NEUE RUHR ZEITUNG (NRZ) ist eine seit 1946 erscheinende Regionalzeitung aus Nordrhein-Westfalen mit Redaktionssitz in Essen. Dietrich Oppenberg bekam nach dem Zweiten Weltkrieg von der britischen Militärverwaltung die Lizenz zur Herausgabe einer Zeitung. Einer der Mitlizenznehmer war der SPD-Politiker Wilhelm Nieswandt, der auch später Oberbürgermeister von Essen wurde. Von den Briten wurde die Lizenz für eine sozialdemokratische Zeitung erteilt, nach dem System des Außenpluralismus. Danach sollte es mehrere konkurrierende Zeitungen geben, mit unterschiedlich ausgerichteten, aber klar bestimmten Weltanschauungen. Im westlichen Ruhrgebiet erscheint sie unter dem Namen NEUE RUHR ZEITUNG, am Niederrhein unter dem Namen NEUE RHEIN ZEITUNG. Die Zeitung gehört zur Funke Mediengruppe und unterhält dreizehn Lokalredaktionen. Die überregionalen Seiten der Zeitung werden von einer Zentralredaktion gemeinsam mit der WESTDEUTSCHEN ALLGEMEINEN ZEITUNG (WAZ) und der WESTFÄLISCHEN ZEITUNG geschrieben. Die Auflage wird innerhalb der Zeitungen, die in Nordrhein-Westfalen zur Funke-Mediengruppe gehören, nicht gesondert ausgewiesen. Deren verkaufte Auflage lag im zweiten Quartal 2023 bei rund 363.000 Exemplaren.
„Mehrwertsteuererhöhung: NRW-Gastronomie befürchtet tausende Schließungen“
Westdeutscher Rundfunk (WDR), 15.08.2023 - Nina Magoley
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Für den WESTDEUTSCHEN RUNDFUNK hat die Journalistin Nina Magoley mit Joel, dem Inhaber eines Restaurants in Köln Ehrenfeld gesprochen. Dessen Laden werde zum einen nicht mehr so voll wie früher. Zum anderen gelte auch: „Kunden bestellen nicht mehr so sorglos wie früher.“
„Die meisten normalen Menschen haben jetzt auch höhere Fixkosten, verdienen aber nicht mehr und haben dadurch weniger Geld in der Tasche“, erklärt Joel gegenüber dem WDR. Das wirke sich auf das Kaufverhalten der Menschen aus. Beispielsweise laufe das Mittagsmenü in seinem Restaurant nicht mehr so gut wie noch vor der COVID-19-Pandemie oder dem Krieg in der Ukraine.
„Wer früher jeden Tag hierher kam, nimmt sich heute an vier Tagen ein Butterbrot mit ins Büro - und geht nur noch einmal pro Woche auswärts Mittagessen. Oder bleibt im Homeoffice“, erläutert der Gastronomiebesitzer. Sollte die Mehrwertsteuer am 1. Januar 2024 wieder erhöht werden, müsse er für seinen Mittagstisch dennoch knapp einen Euro mehr verlangen. Hinzu komme noch die erhöhte CO2-Umlage auf Erdgas, Heizöl und Benzin, die ebenfalls ab Januar gelten soll – und nicht nur die Gastwirte, sondern auch die Kund:innen weiter belasten werde.
Anmerkungen der Redaktion
Nina Magoley ist Journalistin. Sie berichtet unter anderem für den WDR über Landespolitik und arbeitet für den DEUTSCHLANDFUNK. Für den WDR ist sie mitverantwortlich für die Sendung „Guten Morgen NRW“, zudem führt sie für den Sender viele Interviews. Zuvor war sie Redakteurin bei der TAGESZEITUNG (TAZ).
Der WESTDEUTSCHE RUNDFUNK (WDR) ist die größte der neun Landesrundfunkanstalten der ARD. Er entstand 1956, als sich der NWDR in den NDR und den WDR aufteilte. Die Sendeanstalt hat sechs Radioprogramme und einen Fernsehsender, zu dessen bekanntesten Programmen unter anderem das Politmagazin „Monitor“, die „Sportschau“ oder das Kinderangebot „Die Sendung mit der Maus“ gehören. Laut eigenen Angaben ist der Sender nach Anzahl der Beschäftigten das zweitgrößte Medienunternehmen Europas hinter der BBC. Laut der „Media-Analyse 2021“ erreicht der Fernsehsender des WDR in Deutschland täglich rund 8 Millionen Zuschauer:innen, der Radiosender rund 11 Millionen Zuhörer:innen. Der Webauftritt des WDR hatte im Januar 2023 laut Similarweb rund 14,3 Millionen Besuche zu verzeichnen.
„Mehrwertsteuer: Was ist das eigentlich genau?“
T-Online, 21.05.2023 - Christine Holtoff
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Für das Nachrichtenportal T-ONLINE erklärt die Finanzredakteurin Christine Holthoff das Konzept der Mehrwertsteuer – und was hinter den verschiedenen Steuersätzen von 7 und 19 Prozent steckt. „Die Mehrwertsteuer ist, ganz allgemein gesprochen, ein bestimmter Teil des Verkaufspreises eines Produkts oder einer Dienstleistung, der an das Finanzamt abgeführt wird“, erläutert Holthoff.
Die Mehrwertsteuer gehe damit also direkt an den Staat. Besteuert werde, wie der Name schon sagt, der Mehrwert: also der Wert, „den Unternehmen schaffen, indem sie Produkte herstellen oder Dienstleistungen anbieten“, so Holthoff.
Die Mehrwertsteuer zahlen dabei nur die Endverbraucher, daher gehöre sie zu den sogenannten „Konsumentensteuern“. Der Preis eines Produktes für die Konsument:innen setze sich also aus dem Warenwert und der Mehrwertsteuer zusammen. Für Unternehmen selbst gelte: Wenn sie Mehrwertsteuern an Lieferanten zahlen müssen, können sie sich diese bei der Steuererklärung wieder zurückerstatten lassen.
In Deutschland gibt es laut Holthoff zwei verschiedene Mehrwertsteuersätze, einen von 7 Prozent und einen von 19 Prozent. Das liege nicht daran, dass in einem Fall ein größerer Mehrwert geschaffen werde. „Vielmehr steckt dahinter die Idee, dass lebensnotwendige Produkte wie Lebensmittel für jeden bezahlbar bleiben sollen. Daher zählen manche Waren zum Grundbedarf und werden mit nur 7 Prozent Mehrwertsteuer belegt“, erklärt Holthoff.
Anmerkungen der Redaktion
Christine Holthoff ist Journalistin. Seit Juli 2020 arbeitet sie als Finanzredakteurin bei T-ONLINE. Schwerpunktmäßig schreibt Holthoff hier Ratgeber zu Themen wie Altersvorsorge, Geldanlagen, Steuern und Sparen. Mit ihrer Arbeit möchte sie ein Stück zur finanziellen Bildung beitragen und ihren Leser:innen helfen, im Alltag bessere Entscheidungen zu treffen. Holthoff ist in der Nähe von Dortmund aufgewachsen und hat in Düsseldorf und Mailand Politikwissenschaften, Medienwissenschaften und Soziologie studiert. Ehe sie zu T-ONLINE kam, war sie Chefin vom Dienst Digital in der Funke-Zentralredaktion und hat dort die überregionalen Themen für die Internetportale diverser Zeitungen wie der WAZ, der MORGENPOST, oder dem ABENDBLATT verantwortet.
T-ONLINE ist ein deutsches Nachrichtenportal. Neben der Nachrichtenplattform ist T-ONLINE auch Anbieter für E-Mail-Adressen und den Telekom-Kundenservice. Während Kundenservice und E-Mail-Adressen zur Telekom gehören, ist das Nachrichtenportal seit 2015 Teil des Medienunternehmens Ströer, welches die Redaktion umgehend umstrukturierte. Ziel ist es laut dem Branchen-Magazin MEEDIA, die Plattform „vom ehemaligen Beiprodukt zum hochkarätig besetzen Nachrichtenportal“ umzubauen. Das Nachrichtenangebot von T-ONLINE hat im Mai 2021 laut einem Bericht von MEEDIA mit rund 480 Millionen monatlichen Seitenaufrufen BILD.DE überholt und galt damit als das meistgeklickte deutschsprachige Onlinemedium im Nachrichtenbereich. Im März 2023 sind die Aufrufe jedoch auf rund 413 Millionen gesunken (IVW).