In NRW fehlen 300.000 Wohnungen: Sollte die öffentliche Hand selbst verstärkt in den Bau von Wohnungen investieren?
Foto von: Pixabay / Originalbild: https://pixabay.com/de/photos/bau-baustelle-kran-r%C3%BCstung-3284735/ Lizenz: https://pixabay.com/service/licenseu
Kurzfassung
Bezahlbarer Wohnraum ist knapp – auch in NRW. Nach Angaben des Landesverbands NRW der freien Wohnungsunternehmen fehlen im bevölkerungsreichsten Bundesland rund 300.000 Wohnungen. Gleichzeitig fallen immer mehr Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung heraus: Auch öffentlich geförderter Wohnraum darf somit zu höheren Mieten angeboten werden. Das stellt vor allem einkommensschwache Haushalte vor ein Problem. Die Suche nach bezahlbarem Wohnraum wird immer schwieriger.
Kostensteigerungen legen Neubauprojekte auf Eis
Auch der Wohnungsbau kann die Nachfrage derzeit nicht stillen. Angesichts hoher Zinsen und Baukosten geraten immer mehr Neubauvorhaben ins Stocken. Zuletzt kündigte der Bochumer Immobilienkonzern Vonovia an, den Bau Zehntausender neuer Wohnungen zu vertagen. „Bei uns liegen Planungen für insgesamt 60.000 Wohnungen in der Schublade“, sagte Vorstandschef Rolf Buch der FUNKE Mediengruppe – und betonte, es gelte abzuwarten, bis sich das Bauen wieder rechne.
Branchenvertreter:innen sehen die Politik in der Pflicht. Um einen Weg aus der Bau- und Wohnungskrise zu ebnen, hatte die Bundesregierung auf dem Baugipfel Ende September einen 14-Punkte-Plan beschlossen. Das Maßnahmenpaket sieht unter anderem vor, Energiesparstandards für Neubauten zu entschärfen sowie Bauprojekte zu vereinfachen und zu beschleunigen. Doch kritischen Stimmen geht das nicht weit genug: Rufe nach einem staatlichen Bauprogramm werden laut.
Sollte die öffentliche Hand selbst verstärkt in den Bau von Wohnungen investieren?
Sieben Perspektiven
Die Perspektive in 30 Sekunden
Die Wohnungsfrage könne nur der Staat selbst lösen, findet der Journalist und Autor Rainer Balcerowiak in der linken Tageszeitung ND (ehemals NEUES DEUTSCHLAND). Aus seiner Sicht brauche es massive staatliche Eingriffe in das Marktgeschehen: „Beginnend mit der Eindämmung der Bodenspekulation und weitergeführt mit großen Neubauprogrammen in unmittelbarer öffentlicher Trägerschaft“, fordert Balcerowiak.
Die dramatische Lage auf dem Wohnungsmarkt führe vor Augen, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, um das Recht auf bezahlbaren Wohnraum für alle Bürger:innen zu gewährleisten. Doch der Berliner Baugipfel habe nichts als veraltete Ansätze hervorgebracht: „Hier ein bisschen Mittelstandsförderung, da ein paar Subventionen für Investoren und Bauunternehmen, dazu weniger Klimaschutz und die seit vielen Jahren sattsam bekannten blumigen Ankündigungen, dass jetzt alles schneller, effizienter und kostengünstiger werden soll“, überspitzt Balcerowiak.
Der Autor fordert deshalb ein ambitionierteres Vorgehen der öffentlichen Hand: „Am Geld mangelt es (…) nicht, was seit dem 100-Milliarden-Sondervermögen für militärische Aufrüstung klar sein sollte“, unterstreicht er in seinem Kommentar. Konkret plädiert Balcerowiak auch für Eingriffe in das Mietrecht, um die „Mietenexplosion“ zu stoppen und – auch ärmeren – Wohnungssuchenden eine Perspektive zu geben. „Was aber fehlt, ist der politische Wille dieser Regierung – und beileibe nicht nur der FDP –, die Wohnungsfrage zu lösen.“
Anmerkungen der Redaktion
Rainer Balcerowiak ist ein deutscher Musik- und Politikjournalist. Er hat Populärmusik in Hamburg studiert. Nach dem Studium war er zunächst als Musiker und Musikpädagoge tätig, ehe er 1998 in den Journalismus wechselte. Balcerowiak ist heute freier Journalist und schreibt unter anderem für die TAZ, den CICERO, das MIETERECHO und ND (ehemals NEUES DEUTSCHLAND). Er ist außerdem Autor der Bücher „Faktencheck Flüchtlingskrise“ und „Die Heuchelei von der Reform“.
ND (ehemals NEUES DEUTSCHLAND) ist eine überregionale Tageszeitung, die einen „Journalismus von links“ vertreten möchte. Im zweiten Quartal 2022 lag die verkaufte Auflage der ND bei rund 16.000 Exemplaren. Zu DDR-Zeiten war sie das publizistische Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und gehörte nach der Wende der Partei PDS. Deren Nachfolgepartei DIE LINKE besaß bis Ende 2021 noch 50 Prozent der Anteile an der Zeitung. Seit 2022 wird die Zeitung von einer Genossenschaft herausgegeben und gehört den Leser:innen und Mitarbeiter:innen aus Redaktion und Verlag. ND beschreibt sich selbst als Tageszeitung, „die mit linkem Ideengut über den Tellerrand des journalistischen Alltags hinausdenkt“. Die Konrad-Adenauer-Stiftung bescheinigt der Zeitung eine einseitige Berichterstattung: Marktwirtschaft sei „Kapitalismus“, westliche Außenpolitik „Imperialismus“. Außerdem sei die Zeitung DDR-nostalgisch. So sei ND bis zur Wende 1989 „Organ des Zentralkomitees“ der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) gewesen, berichtet der SPIEGEL. ND selbst bezeichnet ihr DDR-Format als „trockenes Partei- und Staatsblatt, das sich nach 1990 im kapitalistischen Deutschland neu erfinden musste“.
„Die Baukatastrophe lässt sich nicht mehr abwenden“
Augsburger Allgemeine, 25.09.2023 - Christian Grimm
Zum Originalartikel
Die Perspektive in 30 Sekunden
Der Hauptstadt-Korrespondent Christian Grimm blickt auf die Krise am Wohnungsmarkt mit Sorge. Der deutsche Wohnungsbau stecke in einer veritablen Depression – und diese drohe, das soziale Miteinander nachhaltig zu belasten. Wohnen werde zum Luxus. Doch das Problem werde weiter verschleppt: „Der einzige Akteur, der die ökonomische Zwangsjacke zerreißen könnte, wäre der Staat“, kommentiert der Politikwissenschaftler in der Tageszeitung AUGSBURGER ALLGEMEINE.
Nur die öffentliche Hand könne ohne Profitabsicht bauen. Daher brauche Deutschland ein staatliches Bauprogramm für Millionen Wohnungen, die vom Staat massiv subventioniert werden. Aus Grimms Sicht wäre das Geld gut angelegt: „Es hilft, den sozialen Frieden zu sichern und die Effekte der Alterung der Gesellschaft zu dämpfen“, argumentiert er. Zudem sei ein staatliches Wohnungsbauprogramm für den Kanzler einer sozialdemokratischen Partei leicht zu begründen.
Doch stattdessen verkomme das viel zitierte Credo „Bauen, bauen, bauen“ zur hohlen Phrase. Das könne auch der Arbeitsmarkt sich nicht leisten. Denn ohne günstigen Wohnraum sei Deutschland unattraktiv für dringend benötigte Fachkräfte. „Kleine Erinnerung an die Politiker: Es sollen nicht nur Ärztinnen, Ingenieure und Programmierer kommen, sondern auch Krankenschwestern, Bauarbeiter und Köche“, mahnt Grimm.
Anmerkungen der Redaktion
Christian Grimm ist Journalist und Hauptstadt-Korrespondent für die AUGSBURGER ALLGEMEINE. Der studierte Politikwissenschaftler hat bei der THÜRINGER ALLGEMEINEN volontiert und beschäftigt sich hauptsächlich mit der Energiewende, der Diesel-Krise, der Konjunkturentwicklung und jungen Unternehmen. Grimm hat unter anderem auch für DOW JONES NEWSWIRE gearbeitet, eine Nachrichtenplattform, die zum WALL STREET JOURNAL gehört.
Die AUGSBURGER ALLGEMEINE ist eine der größten bayerischen Lokalzeitungen. Sie gehört zur Mediengruppe Pressedruck, die nach Gesamtauflage das bundesweit sechstgrößte Verlagshaus ist. Das Hauptverbreitungsgebiet der AUGSBURGER ALLGEMEINEN ist das bayerische Schwaben und die angrenzenden Teile Oberbayerns. Die verkaufte Auflage inklusive ihrer lokalen Ableger beträgt gegenwärtig rund 265.000 Exemplare (IVW Q2/2023). Die Redaktionen und Journalist:innen der AUGSBURGER ALLGEMEINEN haben einige Journalistenpreise gewonnen, unter anderem den Theodor-Wolff-Preis und den European Newspaper Award. Die Chefredakteurin der Zeitung ist Andrea Kümpfbeck.
„Warum der Staat jetzt nicht als Bauherr einspringen sollte“
Rheinische Post (RP), 28.09.2023 - Georg Winters
Zum Originalartikel
Die Perspektive in 30 Sekunden
Auch die öffentliche Hand könne sich nicht einfach über die Herausforderungen des Bausektors hinwegsetzen, meint der Wirtschaftsredakteur Georg Winters. Ob er geschickter damit umgehen könnte als private Unternehmen, zieht Winters in Zweifel: „Eins ist klar: Der Staat war noch nie der bessere Unternehmer, und er ist es auch nicht als Bauherr“, schreibt er in seinem Kommentar in der Tageszeitung RHEINISCHE POST (RP).
Staatliche Bauprojekte seien häufig teurer und zeitaufwändiger, was etwa die Hamburger Elbphilharmonie beweise – oder der Berliner Großflughafen. Zudem seien gestiegene Baukosten, hohe Zinsen und ein wachsender Vorschriftenkatalog auch für die öffentliche Hand ein Hindernis. „[W]er glaubt, dass bei stark steigenden Baukosten Mieten stabil bleiben könnten, nur weil die öffentliche Hand der Bauherr und Vermieter ist, der irrt“, so Winters.
Häufig werde vergessen, dass der Staat einen Teil der Probleme selbst geschaffen habe durch hoch komplizierte Bauverordnungen und langwierige Genehmigungsverfahren sowie eine Grunderwerbssteuer, die das Bauen und Kaufen verteuere. Daher sei der Staat gefragt als derjenige, der möglichst gute Rahmenbedingungen für den Bau schaffe und Hilfen direkt an Bedürftige zahle, etwa über das Wohngeld. Aber nicht als Bauherr.
Anmerkungen der Redaktion
Georg Winters ist Wirtschaftsredakteur bei der RHEINISCHEN POST (RP). Er beschäftigt sich hauptsächlich mit Finanzthemen wie Banken, Versicherungen und der Börse sowie der Immobilienbranche. Seine Karriere bei der RHEINISCHEN POST begann in der Lokalredaktion in Kleve. Neben der RHEINISCHEN POST erscheinen Winters Artikel auch in anderen NRW-Lokalmedien wie beispielsweise der NEUEN WESTFÄLISCHEN oder dem TRIERER VOLKSFREUND.
Die RHEINISCHE POST (RP) ist eine regionale Tageszeitung, die zur „Rheinische Post Mediengruppe“ gehört. Der Schwerpunkt der Berichterstattung liegt auf Nordrhein-Westfalen. Die Zeitung wurde 1946 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Düsseldorf. Chefredakteur ist Moritz Döbler. Laut einem Ranking von Tenor und KRESS.DE war die RP im ersten Quartal 2023 die drittmeist zitierte Regionalzeitung Deutschlands. Die verkaufte Auflage lag im zweiten Quartal 2023 bei rund 220.000 Exemplaren. Das entspricht einem Minus von 44 Prozent seit 1998. Trotzdem dominiert die RP laut ÜBERMEDIEN den Markt Düsseldorfer Lokalzeitungen und hat andere Lokalangebote weitestgehend verdrängt. Für die Berichterstattung über einen Fall mehrfacher Kindstötung in Solingen hat die RP zusammen mit der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und der BILD eine Rüge des Presserats erhalten. Die RP hatte Chatnachrichten eines Kindes veröffentlicht. Die RP gilt als liberal-konservatives Blatt, das politisch der CDU nahesteht. Sie beschreibt sich selbst als „Zeitung für Politik und christliche Kultur“, die für „Demokratie, Freiheit und Menschenwürde“ eintritt.
„Bauen auf Befehl?“
Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 25.09.2023 - Heike Göbel
Zum Originalartikel
Die Perspektive in 30 Sekunden
Die Wirtschafts-Ressortleiterin Heike Göbel hält nichts vom Wohnungsbau aus öffentlicher Hand. Ihrer Ansicht nach darf der ohnehin stark regulierte Wohnungsmarkt nicht weiter verstaatlicht werden: „Fehlt der private Wettbewerb, leiden neben Effizienz und Innovation bald die Mieter“, warnt die Volkswirtin in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG (FAZ).
Während im Wettbewerb stehende Unternehmen ihr Angebot auf die Nachfrage ausrichten müssen, sei der Staat nicht gezwungen, auf unterschiedliche Wünsche der Bevölkerung Rücksicht zu nehmen. „Man schaue sich die Schikanen des Einraum-, Zweiraum-, Dreiraum-Regimes der DDR an“, so Göbel. Zudem werde die Last hoher Baukosten von den Steuerzahler:innen getragen, wenn die öffentliche Hand sich stärker am Wohnungsbau beteilige.
Der Druck, den Bau von Wohnraum dauerhaft günstiger zu machen – etwa indem politische Vorgaben gesenkt werden –, dürfe nicht durch voreilige staatliche Eingriffe abgefedert werden. „Wer im staatlichen Befehl eine Lösung für den deutschen Wohnungsmarkt sieht, will sich der mühsamen Realität nicht stellen“, kommentiert Göbel.
Anmerkungen der Redaktion
Heike Göbel ist Journalistin und seit 2002 Leiterin des Wirtschaftsressorts bei der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG (FAZ). Für die Zeitung arbeitet sie seit 1992 als Wirtschaftsredakteurin. Göbel hat Volkswirtschaftslehre studiert und ist Mitglied der wirtschaftsnahen Ludwig-Erhard-Stiftung, die nach eigenen Angaben „für freiheitliche Grundsätze in Wirtschaft und Politik“ eintritt. Göbel vertritt in ihren politischen Kommentaren wirtschaftsliberale Positionen und hat sich unter anderem gegen eine Frauenquote und einen gesetzlich geregelten Mindestlohn ausgesprochen. 2005 wurde Göbel mit dem Preis des Steuerzahlerbundes und 2006 mit dem Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet. Göbel hat zunächst Indologie und Politikwissenschaft in Freiburg studiert, dann aber zu VWL in Heidelberg gewechselt und als Diplom-Volkswirtin abgeschlossen.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG (FAZ) ist eine deutsche überregionale Tageszeitung. Sie ist 1949 gegründet worden und wird zu den deutschen Leitmedien gezählt. Dies sind Medien, die einen besonderen Einfluss auf die öffentliche Meinung und auf andere Massenmedien ausüben. Laut Eigenangabe steht die FAZ „für den Erhalt und die Stärkung der demokratischen Ordnung und der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland“. Die Zeitung gilt als liberal-konservatives Blatt. THE EUROPEAN schreibt über die „drei Gesichter“ der FAZ: Sie habe einen eher konservativen, staatstragenden Politikteil, ein linksliberales Feuilleton und einen liberalen Wirtschaftsteil. Die verkaufte Auflage der Zeitung lag im zweiten Quartal 2023 bei rund 186.000 Exemplaren und hat im Vergleich zum vorigen Quartal leicht abgenommen. Laut Similarweb hatte der Webauftritt der FAZ – FAZ.NET – im Juli 2023 rund 47,8 Millionen Besucher:innen zu verzeichnen.
„Die Regierung hat die teure Wunschliste ignoriert – und den klügeren Weg gewählt“
Die Welt, 28.09.2023 - Michael Fabricius
Zum Originalartikel
Die Perspektive in 30 Sekunden
Die Bundesregierung geht mit ihrem Maßnahmenpaket zwar einen mühsamen, aber den richtigen Weg, zieht Michael Fabricius für die Tageszeitung WELT Bilanz. In seinem Kommentar zur staatlichen Wohnungspolitik legt der leitende Redakteur des Immobilien-Ressorts dar, warum seiner Einschätzung nach gezielte Förderprogramme den Immobilienmarkt nachhaltiger stabilisieren als Subventions-Milliarden.
Die Bau- und Immobilienwirtschaft habe in den vergangenen Wochen eine „teure Wunschliste“ gefordert: ein „Sondervermögen“ in Höhe von 50 Milliarden Euro, umfassende Förderdarlehen, Steuererleichterungen und Zuschüsse. Doch darauf sei die Bundesregierung mit ihrem Maßnahmenpaket nicht eingegangen. „Und das ist gut so“, konstatiert Fabricius.
Nach Beobachtung des Wirtschafts- und Finanzredakteurs ziehen breit angelegte Subventionen im Bausektor schnell Preissteigerungen nach sich. Das habe etwa die Eigenheimzulage bewiesen: Als diese abgeschafft wurde, seien die Baupreise etwa um den Fehlbetrag gesunken. Auch das KfW-55-Förderprogramm habe vor allem luxuriöse Wohnungen gefördert. Und in Italien sei das Steuerförderprogramm „Superbonus“ für drastische Preisanstiege bei Sanierungen verantwortlich.
Zudem habe das niedrige Zinsniveau der vergangenen Jahre die Immobilienpreise aufgebläht. „Würde der Staat nun die höheren Zinsen der EZB wegsubventionieren, widerspräche das den Absichten der Zentralbank, nämlich eine aufgeheizte Entwicklung abzubremsen“, gibt Fabricius zu bedenken.
Einzelne Programme erlauben nach seiner Einschätzung eine zielgerichtetere Ausrichtung der staatlichen Ressourcen. So könne die Regierung künftig durch die Förderung des sozialen Wohnungsbaus, die Unterstützung von Umbauten von Büros in Wohnungen sowie die Eigenheimförderung für Durchschnittsverdienende sicherstellen, dass die Hilfe denjenigen zugutekommt, die sie am dringendsten benötigen.
Anmerkungen der Redaktion
Michael Fabricius leitet das Immobilien-Ressort der WELT. Der studierte Volkswirt ist Absolvent der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft und arbeitet seit 2001 für die Wochenzeitung. Er war unter anderem auch für die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND und die BERLINER ZEITUNG (BLZ) tätig. Bei der WELT hat Fabricius mehrere Stationen durchlaufen: Zunächst war er Finanzredakteur, später wurde er Blattmacher Politik und daraufhin Chef vom Dienst der WELT AM SONNTAG. Daraufhin wechselte er als stellvertretender Ressortleiter ins Wirtschaftsressort. Seit 2018 leitet er das Immobilien-Ressort.
DIE WELT ist eine überregionale Tageszeitung mit Sitz in Berlin, die zum Axel-Springer-Konzern gehört. Sie wurde 1946 gegründet und erschien zuletzt in einer verkauften Auflage von rund 84.000 Exemplaren (2/2023). Anfang 2010 lag diese noch bei über 250.000. Gleichzeitig gehörte die Website der WELT im Dezember 2022 mit rund 20 Millionen Besucher:innen zu den meistbesuchten Nachrichten-Websites in Deutschland. Sowohl Tageszeitung als auch Onlineangebot gehören zur WELTN24 GmbH, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Axel Springer SE. Zudem unterhält das Medienunternehmen den Fernsehsender WELT (früher N24). Der Chefredakteur von WELTN24 ist Ulf Poschardt. Chefredakteurin der Tageszeitung DIE WELT ist seit dem 1. Januar 2022 Jennifer Wilton. EUROTOPICS bezeichnet DIE WELT als konservativ. In ökonomischen Fragen positioniert sich die Zeitung meist wirtschaftsliberal. Das Goethe-Institut urteilt, DIE WELT ziele in ihrer Printausgabe auf „mittelständische Unternehmer und Selbstständige, die konservative Werte schätzen“. WELT-Autor:innen bekennen sich zu den Leitlinien des Axel-Springer-Verlages, die unter anderem ein Eintreten für „die freie und soziale Marktwirtschaft“ sowie Solidarität mit den USA und Israel fordern.
„Was NRW für mehr Wohnungen tun kann“
Westdeutscher Rundfunk (WDR), 25.09.2023 - Martin Teigeler
Zum Originalartikel
Die Perspektive in 30 Sekunden
Was braucht es, um den Wohnungsbau in NRW anzukurbeln? Über diese Frage wird kontrovers debattiert. Welche Maßnahmen als Antwort auf die Wohnungsnot im Gespräch sind, legt der Journalist Martin Teigeler im WESTDEUTSCHEN RUNDFUNK (WDR) dar.
Eine Forderung, die immer häufiger laut werde, sei eine Änderung der Grunderwerbssteuer: Befürworter:innen halten es für notwendig, Wohneigentum erschwinglicher zu machen, indem die Steuer gesenkt oder ausgesetzt wird. Stimmen aus der Immobilienbranche sehen darin ein probates Mittel, um der Bauwirtschaft aus der Krise zu helfen.
Zudem könne die Baubranche durch industriell vorgefertigte Teile Kosten senken und ihre Effizienz steigern. Das sogenannte serielle Bauen sieht es vor, vorgefertigte Teile nach dem Lego-Prinzip miteinander zu verbinden. Nach Angaben aus dem NRW-Bauministerium sei die Landesbauordnung, die gerade novelliert wird, ein „Möglich-Macher“ für das serielle Bauen.
Laut Teigeler wird außerdem diskutiert, leerstehende Immobilien umzuwidmen. „Dadurch kann neuer Wohnraum geschaffen und können gleichzeitig Rohstoffe eingespart werden“, zitiert der Beitrag Arndt Klocke, Grünen-Abgeordneter des Landtags NRW. Auch werde es beabsichtigt, Genehmigungsprozesse zu erleichtern und Verfahren zu vereinfachen.
Potenzial wird auch dem sozialen Wohnungsbau zugeschrieben. „2022 war die Zahl der Sozialwohnungen in NRW erneut gesunken“, so Teigeler. Um diesem Trend entgegenzuwirken, seien nun erhöhte Fördermittel und Anreize für Investor:innen im Gespräch. Laut des Beitrags stehen in NRW 1,6 Milliarden Euro für die öffentliche Wohnraumförderung zur Verfügung.
Um den Wohnungsbau anzukurbeln, soll auch die Zahl der Baugenehmigungen erhöht werden. Teigeler verweist auf Daten des Statistischen Landesamts, nach denen die Zahl der Baugenehmigungen von Mitte 2022 bis Mitte 2023 um knapp 30 Prozent abgenommen hat. „Es besteht also akuter Handlungsbedarf“, resümiert der Autor.
Anmerkungen der Redaktion
Martin Teigeler ist freier Mitarbeiter beim WDR, wo er sich hauptsächlich mit der Landespolitik in Nordrhein-Westfalen beschäftigt. Er hat Geschichts- und Sozialwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum studiert und arbeitete anschließend fünf Jahre lang als NRW-Korrespondent für die TAZ. Zudem war er unter anderem für die Nachrichtenagentur DDP/DAPD tätig. Seit 2012 arbeitet er für den WDR.
Der WESTDEUTSCHE RUNDFUNK (WDR) ist die größte der neun Landesrundfunkanstalten der ARD. Er entstand 1956, als sich der NWDR in den NDR und den WDR aufteilte. Die Sendeanstalt hat sechs Radioprogramme und einen Fernsehsender, zu dessen bekanntesten Programmen unter anderem das Politmagazin „Monitor“, die „Sportschau“ oder das Kinderangebot „Die Sendung mit der Maus“ gehören. Laut eigenen Angaben ist der Sender nach Anzahl der Beschäftigten das zweitgrößte Medienunternehmen Europas hinter der BBC. Laut der „Media-Analyse 2022“ erreichen alle Radiosender des WDR zusammen rund 8 Millionen Zuhörer:innen jeden Tag. Der Webauftritt des WDR hatte im Juli 2023 laut Similarweb rund 15,3 Millionen Besuche zu verzeichnen.
„So gehen europäische Großstädte gegen die Wohnungsnot vor“
Capital, 26.09.2023 - Clara Suchy
Zum Originalartikel
Die Perspektive in 30 Sekunden
„In den meisten europäischen Ballungsräumen herrscht ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum“, stellt die Redakteurin Clara Suchy heraus. Im Wirtschaftsmagazin CAPITAL beschreibt sie, wie andere Städte der Wohnungsnot begegnen.
Barcelona etwa kämpfe mit einem großen Leerstand, da Wohnungen oft als Investitions- und Spekulationsobjekte genutzt werden. Um dem entgegenzuwirken, drohe Eigentümer:innen nach zwei Jahren Leerstand die Enteignung: „Findet sich innerhalb eines Monats kein Mieter, kann die Stadt den Eigentümer für die Hälfte des Marktpreises der Immobilie enteignen“, so Suchy.
In Portugal werde der Immobilienmarkt durch die große Anzahl an Ferienhäusern verzerrt. Um bezahlbaren Wohnraum in den Ballungszentren zu sichern, seien neue Lizenzen für Ferienwohnungen in Lissabon, Porto und an der Algarve-Küste inzwischen verboten. Steuererleichterungen sollen Ferienvermieter:innen motivieren, Ferienwohnungen wieder in normalen Wohnraum umzuwandeln. „Zudem wird das Land das sogenannte goldene Visum abschaffen“, schreibt Suchy. Dieses erlaubt es Investor:innen, durch den Erwerb einer Immobilie visumfrei in den Schengen-Raum zu reisen.
In Amsterdam sollen Bußgelder gegen Leerstände helfen: bis zu 9.000 Euro sind dort fällig, wenn eine Wohnung länger als sechs Monate leer steht. Zudem plane das Land eine Bauoffensive von 100.000 Wohnungen pro Jahr. Dabei soll die Schaffung von Genossenschaftswohnungen den Anteil der Sozialwohnungen wieder erhöhen. Außerdem versuche die Regierung, das Aufkommen an Ferienwohnungen mit strengen Vorschriften einzudämmen.
Wien dagegen setze seit 100 Jahren auf stadteigene Wohnungen – auf sogenannte Gemeindebauten. Dadurch bestehe auch ein hohes Kontingent an Sozialwohnungen für Menschen mit geringen Einkommen. Das Wiener System entfalte aber auch darüber hinaus seine Wirkung: „Da die Stadt einen so großen Anteil am Wohnungsmarkt hat, kann sie den Markt wirksam regulieren“, schreibt Suchy.
Anmerkungen der Redaktion
Clara Suchy ist Redakteurin in der Wirtschaftsredaktion bei N-TV, wo sie auch ihr Volontariat absolvierte. Beiträge von ihr erscheinen auch im Wirtschaftsmagazin CAPITAL. Zuvor arbeitete sie für die internationale Nachrichtenorganisation THE CHRISTIAN SCIENCE MONITOR. Suchy absolvierte bereits mehrere Praktika bei diversen Medienunternehmen, unter anderem der DEUTSCHEN WELLE. Sie studierte Wirtschaft und Politikwissenschaften – unter anderem in Wien – und arbeitete ein Jahr als Rechtsberaterin für Flüchtlinge an der Humboldt-Universität in Berlin. Sie lebt derzeit in Berlin und Beirut und berichtet daher auch viel über den Nahen Osten.
CAPITAL ist ein monatlich erscheinendes Wirtschaftsmagazin des Medienverlags Gruner + Jahr, das seit 1962 erscheint. In den 1970er- und 1980er-Jahren gehörte es zu den meinungsführenden Wirtschaftsmagazinen in Deutschland. Heute ist die verkaufte Auflage stark eingebrochen und lag etwa im Frühjahr 2020 nur noch bei rund 110.000 Exemplaren. Im zweiten Quartal 2023 lag sie gemäß IVW-Ausweisung bei rund 107.700 Exemplaren. Wirtschaftliche Themen werden bei CAPITAL aus unterschiedlichen Perspektiven behandelt. Neben klassischen neoliberalen Positionen vertreten einige Texte auch links-progressive und ökologische Haltungen.