Öffentlich-rechtlicher-Rundfunk: Die Kritik am WDR reißt nicht ab

02.09.2021 - Themenbereiche: Medien, Nordrhein-Westfalen, Umwelt und Nachhaltigkeit
Foto von WDR Schriftzuf an Hauswand

R/DV/RS / Flickr / CC BY 2.0

Kurzfassung

Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hat es in diesen Wochen nicht leicht: Während Teile seines Sendegebiets im Jahrhunderthochwasser versanken, geriet der größte ARD-Sender massiv in die Kritik. Der Vorwurf: lückenhafte Berichterstattung – inmitten der wohl schwersten Naturkatastrophe Nordrhein-Westfalens. Der Branchendienst DWDL sprach  gar von einem „Totalausfall“, schlimmer noch: von „unterlassener Hilfeleistung“.

Auch abseits der Katastrophenberichterstattung steht der WDR unter Dauerbeschuss. Seitdem das Satirelied „Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau“ im Jahr 2019 einen Shitstorm auslöste, gerät Intendant Tom Buhrow immer wieder ins Kreuzfeuer: Diversitäts-Mängel in Talkrunden, Altersdiskriminierung in der Belegschaft, eine überteuerte Gebäudesanierung im Kölner Stadtzentrum: An Vorwürfen hat es in den letzten Monaten kaum gemangelt.

Und dann wäre da noch der Zankapfel „Rundfunkbeitrag“. In seiner Funktion als ARD-Chef hatte Buhrow sich massiv für dessen Erhöhung eingesetzt – zahlreichen „Zwangsgebühr“-Kritiker:innen zum Trotz. Als der Beitrag Anfang August tatsächlich erhöht wurde, versprach Buhrow, es werde sich lohnen: „Wir sind jetzt in der Lage, unseren Auftrag verlässlich weiter zu erfüllen und das bestmögliche Programm für die Menschen in Deutschland zu machen.“

Kann auch die größte Sendeanstalt der ARD sich noch sehen und hören lassen? Oder ist die Kritik am WDR berechtigt?

Acht Perspektiven

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„Der WDR ist nicht da, wenn man ihn braucht“

Kölner Stadt-Anzeiger, 15.07.2021 - Anne Burgmer

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Die Perspektive in 30 Sekunden

In der Unwetternacht ist der WDR seinem Auftrag nicht gerecht geworden, kritisiert Anne Burgmer. Zwar wiederhole der Sender gebetsmühlenartig, dass kein anderes Medium so stark in NRW verwurzelt sei – immerhin warte der WDR mit elf Regionalstudios im Land auf. „Doch was nützen sie, wenn der träge Riese es nicht schafft, in Krisenzeiten schnell zu reagieren?“, gibt die Medienredakteurin im KÖLNER STADT-ANZEIGER zu bedenken.

Dem WDR sei es in der Hochwasserkatastrophe nicht gelungen, die Menschen im Land ausführlich und gründlich zu informieren. So habe es im Fernsehen nach einer 15-minütigen Extra-Sendung zur Lage um 20.15 Uhr das übliche WDR-Programm gegeben. „Während Teile des Landes absoffen, konnte man im WDR Fernsehen ‚Das Beste im Westen – Daniel Aßmanns Sommer-Highlights‘, ‚Der Haushalts-Check‘ und später eine Dokumentation über die Olympischen Spiele in Berlin 1936 sehen“, wettert Burgmer. Ein Online-Ticker und die Radio-Nachrichten seien längst nicht genug: „Während etwa Radio Köln und Radio Wuppertal stundenlang live berichteten, hielt der WDR auch im Radio am Programmschema fest.“

Auch im Jahr 2014, als an Pfingsten ebenfalls Unwetter das Land verwüsteten, habe der WDR viel zu spät reagiert. „Gelernt hat die Geschäftsleitung aus den Fehlern der Vergangenheit in der Tat offensichtlich nicht“, so Burgmer. „Wir sind der Westen“ – diesen Leitsatz rücke das Geschehen in ein völlig neues Licht: „In der vielleicht dramatischsten Nacht des Jahres hat der WDR die Menschen weitgehend alleingelassen.“

Anmerkungen der Redaktion

Anne Burgmer ist eine deutsche Medienjournalistin und Redakteurin. Burgmer hat Geschichte, Germanistik und Skandinavistik in Köln studiert. Seit 2008 ist sie beim KÖLNER STADT-ANZEIGER engagiert. Im Anschluss an ihr Volontariat hat sie in der Kulturredaktion die Themenfelder Medien und Literatur betreut. Sie ist für das monatlich erscheinende Büchermagazin verantwortlich. Anfang 2021 hat Burgmer die Stelle als Teamleiterin Kultur übernommen.

Der KÖLNER STADT-ANZEIGER ist die Tageszeitung mit der höchsten Auflage im Großraum Köln. Die Zeitung erscheint jeden Werktag und gehört zur DuMont-Mediengruppe. Der DuMont-Mediengruppe gehören unter anderem noch die BERLINER ZEITUNG, FRANKFURTER RUNDSCHAU und HAMBURGER MORGENPOST. Die verkaufte Auflage hat im zweiten Quartal 2021 rund 216.000 Exemplare betragen. Wie bei den meisten anderen Zeitungen auch ist das ein großer Rückgang seit dem Jahr 1990.

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„Tohuwabohu beim WDR: Tom Buhrow, übernehmen Sie!“

Meedia, 28.07.2021 - Ben Krischke

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Der Medien-Redakteur Ben Krischke hält das „Tohuwabohu beim WDR“ für fatal. Dass die größte Sendeanstalt der ARD sich gerade selbst demontiere, spiele vor allem den Kritiker:innen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in die Karten. „Tom Buhrow, übernehmen Sie!“, appelliert der Autor in seinem Kommentar für den Branchendienst MEEDIA an den WDR-Intendanten und ARD-Chef Buhrow.

Die „Ärger-Liste“ sei lang. Sie reiche von Versäumnissen bei der Katastrophen-Berichterstattung bis hin zu einer Baustelle im Wortsinn: dem Neubau des WDR-Filmhauses in der Kölner Innenstadt. Für Letzteren drohe das 80-Millionen-Budget plötzlich auf das Dreifache zu explodieren. Aber das sei nur eines von vielen Ärgernissen. Zu viele, findet Krischke. Denn als größte ARD-Sendeanstalt komme dem WDR eine Vorbildfunktion zu – nach innen wie außen. „Wenn der WDR nicht funktioniert, funktioniert in den Augen der Beitragszahler der gesamte öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht“, warnt der Journalist. „Oder zeigt sich an all den kleinen wie großen Vorfällen und Ausfällen beim WDR, dass sich das gesamte System gerade selbst überlebt?“

Höchste Zeit zu handeln, meint Krischke. „Ein erster Ansatz, das Tohuwabohu zu stoppen, wäre wohl eine kritische Analyse, ob die richtigen Leute an den richtigen Stellen sitzen“, rät er. Danach gelte es dann, Konsequenzen zu ziehen – und zwar „von der ‚Lokalzeit‘ in Köln bis zum WDR-Studio in Essen“.

Anmerkungen der Redaktion

Ben Krischke ist ein deutscher Journalist und Redakteur. Er hat Journalistik studiert. Nach dem Studium hat Krischke für den FOCUS Reportagen und Artikel zu Wirtschafts- und Politikthemen geschrieben. Von 2018-2020 hat er als Berater für Unternehmenskommunikation bei der Engel & Zimmermann AG und als Editor in der Marketingfirma C3 gearbeitet. Seit Februar 2020 ist er Redakteur bei MEEDIA.DE.

Der Branchendienst MEEDIA besteht seit 2008. Im Februar 2019 wurde MEEDIA an den deutschen Fachverlag Busch & Platz verkauft. Seit 2020 erscheint neben dem Online-Angebot auch ein wöchentliches Magazin. Laut SIMILARWEB wurde MEEDIA.DE im Juli 250.000 mal besucht. Der Fokus der Berichterstattung liegt in den Bereichen Medien und Marketing. Stefan Winterbauer ist im August 2021 zum neuen Chefredakteur ernannt worden.

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„„Der Sender will krampfhaft die Jungen erreichen““

Cicero, 30.07.2021 - Antje Hildebrandt

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Die Perspektive in 30 Sekunden

17 Jahre lang moderierte Simone Standl die „Lokalzeit“ – bis der WDR ihr Engagement zum Sommer 2021 beendete. Was folgte, war eine nationale Debatte über den Umgang von Entscheidungsträger:innen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit ihrem Spitzenpersonal. Denn Standl blieb nicht still, sondern empörte sich über die Kündigung ihres Vertrages. Die Journalistin ist überzeugt, dass ihr Alter dazu beigetragen hat: „Ich glaube schon, dass wir Frauen immer noch sehr nach der Optik beurteilt werden“, reflektiert sie im Interview mit Onlineredakteurin Antje Hildebrandt für das politische Magazin CICERO.

Ihrer Erfahrung nach müssen Frauen im WDR gut aussehen, jung, dynamisch und sportlich sein. Mit 59 Jahren werde sie selbst diesen Anforderungen offensichtlich nicht mehr gerecht: „Wenn man mein Alter hört und keine großartigen Gründe, warum man aufhören soll, denkt man doch, auch das Alter habe eine Rolle gespielt.“ Denn: Der WDR habe den Schritt ihr gegenüber nicht konkret begründet. Zwar verweise der Sender darauf, dass es neue Zielgruppen zu erreichen gelte – „aber doch nicht krampfhaft oder indem man sich auf Gruppen stürzt, die man niemals bekommt“, moniert Standl. Sie selbst habe zwei Töchter im Alter von 20 und 24 Jahren. „Die setzen sich doch nicht um 19.30 Uhr vor eine ‚Lokalzeit‘“, gibt sie zu bedenken.

Früher habe sie gedacht, bei RTL müsse man ewig jung bleiben. Heute sei es offensichtlich anders – denn langjährige Moderatorinnen wie Ulrike von der Groeben und Frauke Ludowig seien dort noch immer mit dabei. „Das ist total klug“, findet Standl. „Und jetzt gräbt RTL auch noch der ARD die guten Leute in der Nachrichten-Abteilung ab.“

Anmerkungen der Redaktion

Simone Standl ist eine deutsche Journalistin und ehemalige Fernsehmoderatorin. Sie hat in Dortmund Journalistik und Geschichte studiert. Nach einem Volontariat beim ZDF hat Standl unter anderem als Redakteurin und Moderatorin für die Fernsehsender VOX, DEUTSCHE WELLE TV und das 3SAT-Ländermagazin gearbeitet. Sie war außerdem zwischen 2004 und 2021 Moderatorin der Lokalzeit aus Köln beim WDR-Fernsehen. Im Juli 2021 wurde sie als Moderatorin durch Sümeyra Kaya abgelöst. In der Folge hat Standl den WDR für ihre Ablösung scharf kritisiert: Diese sei eine Form von „Altersdiskriminierung“ gewesen, wie sie gegenüber T-ONLINE monierte.

Der CICERO ist ein monatlich erscheinendes politisches Magazin, das im zweiten Quartal 2021 in einer verkauften Auflage von rund 47.100 Exemplaren erschienen ist (die verbreitete Auflage lag bei rund 44.000). Der CICERO ist 2004 von Wolfram Weimer gegründet worden, der bis 2010 Herausgeber war. Das Magazin gilt als traditionell konservatives Medium. Schwerpunkte der Berichterstattung liegen in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Kultur. Das GOETHE-INSTITUT urteilt, die Redakteur:innen zielten vor allem auf eine akademische Leser:innenschaft. Seit der Chefredaktion von Christoph Schwennicke und Alexander Marguier mehren sich auch Stimmen, die dem Magazin vorwerfen, inhaltlich nach rechts gerückt zu sein. Schwennicke ist im Januar 2021 aus der Redaktion ausgestiegen. Die TAZ und das Medienmagazin MEEDIA sehen den ehemaligen Kultur-Ressortleiter Alexander Kissler (seit August 2020 bei der NZZ) als treibende Kraft hinter diesem Rechtsruck. MEEDIA urteilt, Kissler schreibe Texte, „für die das Label konservativ schon fast euphemistisch ist“; die TAZ sieht ihn an der Grenze zum Rechtspopulismus. ÜBERMEDIEN kennzeichnete den CICERO 2019 als „für ganz links zu rechts, für ganz rechts zu mittig“.

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„WDR-Newsroom-Chef: "Im Nachhinein ist man immer klüger"“

DWDL, 01.09.2021 - Thomas Lückerath

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Der WDR-Newsroom-Chef Stefan Brandenburg verteidigt die Leistung seines Teams in der Unwetterberichterstattung. Der Westdeutsche Rundfunk hat aus seiner Sicht schnell genug auf die extremen Ereignisse reagiert – und die Menschen kontinuierlich informiert: „Auf allen Radiowellen und auch online, ohne Unterbrechung“, betont er im Interview mit dem Branchendienst DWDL.

„Wir waren bei der jungen Welle 1Live wie bei dem Informationsprogramm WDR 5 alle 15 Minuten live mit einer Sonderausgabe der Nachrichten, einem Korrespondent:innenbericht oder mit Stimmen von Betroffenen on air“, sagt Brandenburg. Daneben habe es in der Nacht auch auf den anderen WDR-Radioprogrammen alle 30 Minuten Sonderausgaben der Nachrichten gegeben – dazu ununterbrochen im Netz. Das zwanzigminütige „WDR extra“, das am Folgeabend um 20:15 Uhr ins Programm genommen worden sei, habe ein Millionenpublikum erreicht. Auch die spätere halbstündige „WDR aktuell“-Ausgabe sei von 810.000 Menschen gesehen worden. „Das zeigt, welche wichtige Rolle auch das lineare Fernsehen nach wie vor bei aktuellen Lagen und Nachrichten spielt“, unterstreicht Brandenburg.

Lehren werde der WDR dennoch ziehen: „Im Nachhinein ist man immer klüger“, bekennt der Newsroom-Chef. In Anbetracht des Unwetterausmaßes wäre es laut Brandenburg durchaus sinnvoll für WDR 2 gewesen, aus der ARD-Nachtversorgung auszusteigen und eine eigene Sondersendung zu machen. Klar sei aber auch: „Im Unterschied zu anderen waren wir die ganze Nacht da.“

Anmerkungen der Redaktion

Thomas Lückerath ist ein deutscher Unternehmer, Journalist und der Gründer und Chefredakteur des Online-Magazins für die TV-Branche DWDL. Er hat Politikwissenschaften studiert und unter anderem für den WDR, NBC Europe und die RHEINISCHE POST gearbeitet.

Stefan Brandenburg ist ein deutscher Journalist, Redakteur und Buchautor. Er leitet beim Newsroom des WDR seit 2019 den Programmbereich Aktuelles und trägt damit die Verantwortung für die gesamte aktuelle Berichterstattung in Radio, Fernsehen und Internet. Brandenburg hat Geschichte und Politik studiert. Neben Artikeln für verschiedene Zeitungen hat er ein Reisebuch über die Provence geschrieben. 

DWDL ist ein Online-Magazin, das sich mit der deutschen Medienwirtschaft und insbesondere der TV-Branche beschäftigt. Es bietet Informationen und Hintergünde aus der Branche und will neben Verwantwortlichen von TV-Sendern und Produktionsfirmen auch „normale“ TV-Konsument:innen erreichen. Bei DWDL treffe laut eigener Aussage „TV-Business auf Serienkult und lokales Produktionsgeschäft auf internationale TV-Trends“. Laut einem Bericht der TAZ hänge das Online-Magazin „direkt am Tropf der Medien, über die es berichtet“, mache aber immerhin „keinen Hehl daraus“.

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„„Wir haben tiefrote Linien übersehen““

Tagesspiegel, 18.03.2021 - Joachim Huber

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Die Perspektive in 30 Sekunden

WDR-Größe Jörg Schönenborn hält die Rassismus-Vorwürfe, die nach der Talkshow „Die letzte Instanz“ gegen den WDR erhoben werden, für überzogen. Zwar habe die Sendung eine rote Linie überschritten. Aber: „Der WDR ist seit vielen Jahren Vorreiter beim Thema Diversität“, betont der Programmdirektor im TAGESSPIEGEL-Interview mit Ressortleiter Joachim Huber.

Laut Schönenborn hat der WESTDEUTSCHE RUNDFUNK in seiner Geschichte stets daran mitgewirkt, die Gesellschaft zusammenzuhalten. Schon in den 60er-Jahren habe der Sender etwa ein fremdsprachiges Programm für Gastarbeiter:innen angeboten – und die Themenbereiche Integration und kulturelle Vielfalt stetig weiter ausgebaut. „Heute haben wir einen viel breiteren Diversitätsbegriff“, betont Schönenborn. Das beweise auch die Talentwerkstatt „WDR grenzenlos“, die in den vergangenen 15 Jahren über 100 Nachwuchsjournalist:innen fit für die Medienarbeit gemacht habe. „Von den aktuellen WDR-Programmvolontären haben 50 Prozent eine Zuwanderungsgeschichte“, legt er offen.

Derzeit arbeite auch ein divers besetzter Arbeitskreis rund um die Integrationsbeauftragte Iva Krtalic daran, die kulturelle Vielfalt innerhalb des Senders zu fördern. „Ja, wir machen Fehler“, räumt Schönenborn ein. Aber bei aller „berechtigten Kritik“ dürfe nicht vergessen werden: „Der WDR ist seit Jahrzehnten ganz vorn, wenn sich unsere Gesellschaft verändert.“

Anmerkungen der Redaktion

Jörg Schönborn ist ein deutscher Journalist, Fernsehmoderator und Programmdirektor des WDR. Er hat Journalistik und Politikwissenschaft in Dortmund studiert. Nach einem Volontariat beim WDR war Schönborn als freier Journalist für Hörfunk und Fernsehen tätig. In den 90er Jahren arbeitete Schönborn als Hörfunkredakteur im WDR-Studio Wuppertal und als ARD-Nachrichtenkorrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 1999 ist er Wahlmoderator der ARD. 2002 wurde er Chefredakteur des WDR-Fernsehens und von 2014-2019 besetzte er den Posten des WDR-Fernsehdirektors. Derzeit ist er Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung.

Joachim Huber ist ein deutscher Journalist und Redakteur. Seit 1990 arbeitet er beim TAGESSPIEGEL in Berlin. Nach einer Zeit als Redakteur im Ressort Fernsehen und Radio hat Huber die Leitung des Ressorts Medien übernommen. Er erkrankte im März 2020 als einer der Ersten schwer an Covid-19 und berichtete darüber in verschiedenen Medien.

Der TAGESSPIEGEL ist eine 1945 gegründete Tageszeitung aus Berlin. Er hat mit 107.000 Exemplaren (2/2021) die höchste Auflage unter den Berliner Abonnementzeitungen und wird im Unterschied zur BERLINER ZEITUNG traditionell vor allem in den westlichen Bezirken der Stadt gelesen, da die Mauer die Verbreitung der Zeitung auf Westberlin beschränkte. Seit 2014 erhält der TAGESSPIEGEL besondere Aufmerksamkeit durch den Checkpoint Newsletter, der täglich aus Berlins Politik, Wirtschaft und Gesellschaft berichtet. EUROTOPICS beschreibt die Blattlinie der Zeitung als liberal. Der TAGESSPIEGEL wurde lange Zeit den regionalen Zeitungen zugerechnet, verfolgt seit einigen Jahren jedoch verstärkt eine überregionale Ausrichtung. Die Printauflage bleibt jedoch stark regional dominiert.

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„Der öffentlich-rechtliche Rundfunk als Kulturanbieter“

Politik und Kultur, 01.03.2021 - Tom Buhrow

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Die Perspektive in 30 Sekunden

In der COVID-19-Pandemie hat der Westdeutsche Rundfunk bewiesen, wie anpassungsfähig er ist, findet der Intendant Tom Buhrow. In Zeiten geschlossener Theater, Musiksäle und Museen sei es besonders wichtig, die Kultur zu den Menschen nach Hause zu bringen. „Und der öffentlich-rechtliche Rundfunk trägt einen großen Teil dazu bei”, findet der Autor in seinem Gastbeitrag für die Zeitung POLITIK & KULTUR.

Laut Buhrow ist es dem WDR gelungen, kreativ und flexibel auf die Anforderungen der Pandemie zu reagieren – zugunsten von Publikum und Kulturschaffenden. So habe etwa der „Westart-Lieferservice” Kulturangebote live und real zu den Menschen nach Hause gebracht: in die Vorgärten, Hinterhöfe und Treppenhäuser. Auch das Sinfonieorchester sei unterwegs gewesen, um Abonnent:innen zu besuchen und in kleinen Ensembles Mini-Open-Air-Konzerte zu geben. „Außerdem wird heute so gut wie jedes Konzert gestreamt, früher war das eher die Ausnahme”, so Buhrow. Auch „Geisterkonzerte” der vier WDR-Ensembles seien verbreitet worden – nicht nur auf WDR3, sondern auch digital. „Zusammen kommen die Projekte der Klangkörper allein bei Facebook und YouTube auf über 15 Millionen Videoabrufe”, gibt der Intendant zu bedenken.

Der Lohn sei ein zufriedenes Publikum – denn trotz des eingestellten Konzertbetriebs habe etwa das WDR Sinfonieorchester kaum Kündigungen von Abonnements zu verzeichnen. Buhrow ist sicher, dass der WDR auch zukünftig von den angestoßenen Veränderungen profitieren wird: „Wir werden um viele Erfahrungen reicher sein, können Kunst und Kultur noch individueller und vielfältiger präsentieren”, verspricht er.

Anmerkungen der Redaktion

Tom Buhrow ist ein deutscher Journalist, Redakteur und Moderator. Er hat in Bonn Geschichte, Politikwissenschaft und Rheinische Landeskunde studiert. Nach seinem Studium arbeitete Buhrow zunächst bei der AKTUELLEN STUNDE und WEST 3, bevor er Anfang der 90er Jahre Redakteur, Reporter und Auslandskorrespondent für die TAGESSCHAU und 2006 Moderator für die TAGESTHEMEN wurde. Seit Juli 2013 ist Tom Buhrow Intendant des WESTDEUTSCHEN RUNDFUNKS (WDR).

POLITIK & KULTUR ist die Zeitung des Deutschen Kulturrates. Sie wird von der ConBrio Verlagsgesellschaft mbH verlegt. Ihre Erstausgabe ist am 1. März 2002 erschienen. Seit 2019 wird sie zehnmal jährlich von Olaf Zimmermann und Theo Geißler herausgegeben. Inhaltlich geht es in der Zeitung um kulturpolitische Themen. In jeder Ausgabe wird umfangreich über ein besonderes Schwerpunktthema berichtet. POLITIK & KULTUR wird durch finanzielle Mittel des Bundes gefördert. Auf alle Ausgaben kann im Internet kostenlos als PDF-Format zugegriffen werden.

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„WDR: ein Riese im Kreuzfeuer der Kritik“

Neue Zürcher Zeitung, 29.07.2021 - Oliver Maksan

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Als seien die Vorwürfe im Zusammenhang mit der Hochwasserkatastrophe nicht schon genug, muss sich der Medienriese auch noch für eine „Kostenexplosion“ am Bau des WDR-Filmhauses „à la Berliner Flughafen“ verantworten. Redakteur Oliver Maksan beleuchtet in der NEUEN ZÜRICHER ZEITUNG die Hintergründe.

Die Misere für den WDR habe begonnen, als der Kölner Presseclub mit einer bislang unveröffentlichten Vergleichsstudie der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) an die Öffentlichkeit trat. Die Sanierung des WDR-Filmhauses sei demzufolge fast doppelt so teuer wie der Neubau des NDR. Fast eine Viertelmilliarde solle die Sanierung mittlerweile kosten.

Die KEF kritisierte, dass der WDR es vorgezogen habe, teuer zu sanieren, anstatt günstig in Stadtrandlage neuzubauen. Die Entscheidungsprozesse des WDR rund um den Bau seien für die KEF außerdem „kaum nachvollziehbar“. Auch wegen dieser Intransparenz habe man sich entschieden, dem WDR vorläufig 70 Millionen Euro zu sperren.

Oliver Maksan lässt auch den WDR zu Wort kommen, der sich zu Unrecht kritisiert fühlt. Man halte die Entscheidung gegen den Neubau und für die Sanierung nach wie vor für wirtschaftlicher. Obendrein seien die Quadratmeterkosten tatsächlich um mindestens ein Drittel geringer. Dass es trotz alledem zu einem gewaltigen Gesamtkostenanstieg auf 240 Millionen Euro gekommen sei, liege primär an massiven Preissteigerungen in der Baubranche.

Diese Erklärungen seien für die Landespolitik wenig überzeugend. Der FDP-Politiker Thomas Nückel verweise auf das Versäumnis der WDR-Führung, rechtzeitig „die Notbremse zu ziehen“. Auch unabhängig von derzeitigen Fehltritten sei eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dringend geboten.

Anmerkungen der Redaktion

Oliver Maksan ist ein deutscher Journalist und Redakteur. Er hat Theologie und Philosophie in Eichstätt, Paris, Rom und München studiert. Nach einem Volontariat wurde Oliver Maksan Redakteur bei der katholischen Tageszeitung DIE TAGESPOST. Ab 2012 hat er als Korrespondent aus Jerusalem berichtet und 2016 die Leitung der Zeitung übernommen. Im Sommer 2021 ist Maksan schließlich in die Berlin-Redaktion der NZZ gewechselt.

Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG (NZZ) ist 1780 gegründet worden und gilt als Leitmedium im deutschsprachigen Raum sowie als wichtigste überregionale Tageszeitung der Schweiz. Die NZZ wird von EUROTOPICS als liberal-konservativ bezeichnet und hat nach eigener Angabe eine „freisinnig-demokratische” Ausrichtung. Der NDR schreibt, die NZZ sei gekennzeichnet von einer „urliberalen Haltung, Weltoffenheit und einem nüchternen Ton”; der Medienwissenschaftler Uwe Krüger sieht sie als konservativ, liberal und bürgerlich. Seit Eric Gujer 2015 Chefredakteur wurde, spricht etwa der DEUTSCHLANDFUNK von einem „Rechtsrutsch” in der Berichterstattung. Der NDR befindet, Gujer habe die „NZZ um typisch rechtskonservative Themen und Meinungen erweitert”. Hierbei wird auch auf die gesonderte Rolle der Berlin-Redaktion der Zeitung verweisen, etwa von der ZEIT, die diese als treibende Kraft hinter einer Orientierung nach rechts sieht.

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„Der Rundfunkbeitrag im NDR: Kosten, Anpassung, Nutzen“

NDR, 18.08.2021 - NDR-Redaktion

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Die Perspektive in 30 Sekunden

In einer Analyse stellt der NDR dar, wie der Rundfunkbeitrag festgelegt wird – und warum wir ihn zahlen müssen. „Die Höhe des Rundfunkbeitrags legen nicht die Rundfunkanstalten selbst fest. Sie zu bestimmen, unterliegt einem transparenten, mehrstufigen Verfahren“, erklärt der NDR.

Die Rundfunkanstalten melden der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) zunächst ihren Bedarf an Finanzmitteln. Daraufhin berät die KEF, wie viel Geld sie den einzelnen Rundfunksendern wirklich zur Verfügung stellen möchte. In der KEF sitzen sechzehn unabhängige Finanz-, Wirtschafts- und Rundfunkexpert:innen. Wenn die KEF den Betrag festgelegt hat und zu dem Ergebnis kommt, dass es eine Anpassung geben muss, kommen die Ministerpräsident:innen der Länder ins Spiel: Diese müssen einen Staatsvertrag schließen, in dem die Anpassung der Gebühren vorgenommen wird – nach oben oder nach unten.

Die Finanzmittel sollen gewährleisten, dass die öffentlich-rechtlichen Sender ihrem Programmauftrag nachkommen können: Dieser wird im Grundgesetz und dem Rundfunkstaatsvertrag geregelt. Der Rundfunkstaatsvertrag ist von allen sechzehn Bundesländern unterschrieben worden und regelt einheitlich das Rundfunkrecht und die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, so auch den Programmauftrag. „Der Programmauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist es, ein umfassendes und unabhängiges Programmangebot für alle Bürger*innen sicherzustellen“, erklärt der NDR. Dazu gehören: „Unterhaltung, Nachrichten, Information, Bildung, Beratung, Kultur und Unterhaltung.“

Um die Vielfalt des Angebots für das gesamte Deutschland zu gewährleisten, brauchen die öffentlich-rechtlichen Sender den Rundfunkbeitrag. Denn die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist es, „Angebote für alle Menschen in Deutschland zu machen - für Jung und Alt, Schlagerfans, Kulturbegeisterte oder Sportinteressierte“. Dabei müsse nicht jede Sendung jedem gefallen, aber das gesamte Programm solidarisch finanziert werden.

Anmerkungen der Redaktion

Der NORDDEUTSCHE RUNDFUNK (NDR) ist eine gemeinsame Landesrundfunkanstalt für die Freie und Hansestadt Hamburg und für die Länder Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Er startete nach dem Zweiten Weltkrieg 1952 sein regelmäßiges Fernsehprogramm. Zu den Radioprogrammen, die der NDR außerdem unterhält, zählen NDR2, NJOY, NDR 90,3, das Hamburg Journal und NDR 1. Außerdem bildet der NDR gemeinsam mit dem WDR und der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG eine Recherchekooperation, die beispielsweise die Panama-Papers für Deutschland aufbereitet hat. Der NDR hat Auslandskorrespondenten in Tokio, London, Stockholm und Washington.