Debatte um „Gloria“: Sollte man „Problemwölfe“ schneller zum Abschuss freigeben?
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Kurzfassung
Der Wolf ist zurück in den Schlagzeilen: Das beste Beispiel dafür ist die Wölfin „Gloria“, die im Schermbecker Raum im Nordwesten Nordrhein-Westfalens lebt. Dort hat es laut Zahlen des Landes NRW allein in den letzten zwei Jahren 19 Angriffe auf Nutztiere gegeben, an denen „Gloria“ beteiligt war – mit insgesamt über 60 toten oder verletzten Schafen.
Im Dezember 2023 gab der Kreis Wesel daraufhin bekannt, die Wölfin zum Abschuss freizugeben. Das Verwaltungsgericht kippte aber kurz darauf diese Ausnahmegenehmigung wieder, nachdem Klagen von Umweltschutzverbänden eingegangen waren. Nach einer Beschwerde des Kreises und NRW-Umweltministeriums wird bis zum 15. Februar nun eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster erwartet.
Forderungen nach der Entnahme von verhaltensauffälligen Einzelwölfen
Auch auf Landes- und Bundesebene soll der Abschuss von „Problemwölfen“ erleichtert werden: So hatten sich die Landesumweltminister bei einem gemeinsamen Treffen darauf geeinigt, dass in gewissen Problemzonen Wölfe im Umkreis von 1.000 Metern nach einem Nutztierriss 21 Tage lang geschossen werden dürfen. Zwar müsse auch der konventionelle Herdenschutz über Zäune und Hütehunde vorangetrieben werden. „Wir brauchen darüber hinaus aber bundesweit eine praxisgerechtere und rechtssichere Vorgehensweise, um verhaltensauffällige Einzelwölfe zu entnehmen“, so NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne).
Naturschutzverbände kritisieren die Maßnahmen zum leichteren Abschuss von Problemwölfen. „Wenn es umfassenden Herdenschutz gibt, wird es erstaunlich wenig Wolfsangriffe geben“, erklärte der Vorsitzende des BUND NRW, Holger Sticht, gegenüber der RHEINISCHEN POST (RP). „Die Hoffnung auf einen ,Herdenschutz mit der Waffe‘ kann nur scheitern“, ließ der BUND zudem bei einer offiziellen Stellungnahme zur Umweltministerkonferenz verlauten. Anfang der 2000er Jahre haben sich die ursprünglich ausgerotteten Wölfe wieder in Deutschland angesiedelt. Obwohl die meisten der rund 1200 in Deutschland lebenden Wölfe unauffällig sind, leben Wolf und Mensch nicht immer im Einklang miteinander.
Sollte man sogenannte „Problemwölfe“ schneller zum Abschuss freigeben?
Acht Perspektiven
Die Perspektive in 30 Sekunden
Für Nordrhein-Westfalen hat sich der NATURSCHUTZBUND (NABU) NRW einmal angesehen, wie verbreitet der Wolf in NRW ist. Dabei erläutert die Umweltschutzorganisation: „Seit Anfang 2016 häufen sich nun die Wolfssichtungen in NRW. Im Zeitraum von 2009 bis Ende 2022 wurden in NRW 531 Wolfsmeldungen bestätigt.“ Die Zahl tatsächlich in NRW lebender Wölfe dürfte allerdings deutlich darunter liegen: Denn häufig sorgt ein Wolf für mehrere Wolfssichtungen.
Derzeit leben die Wölfe in NRW in vier Territorien: Schermbeck, Senne-Eggegebirge, Oberbergisches Land und Eifel-Hohes Venn. „Bundesweit konnten im Monitoringjahr 2021/2022 insgesamt 161 Wolfsrudel, 43 Paare und 21 territoriale Einzeltiere nachgewiesen werden“. Einzelne Daten zu NRW liegen nicht vor.
Sicher ist allerdings, dass sich Wölfe in Nordrhein-Westfalen erst ab 2016 wieder ausgebreitet haben und teilweise sesshaft geworden sind. „2009 verirrte sich ein erster Wolf aus dem hessischen Reinhardswald bei seinen Wanderungen auch in den äußersten Osten von NRW“, erinnert der NABU. Danach sei es bis 2016 aber erst einmal wieder still geworden um die Wölfe in NRW. Nun aber gebe es immer mehr Wolfssichtungen.
Anmerkungen der Redaktion
Der NATURSCHUTZBUND (NABU) ist eine deutsche nichtstaatliche Organisation mit verschiedenen Landesverbänden, unter anderem auch in NRW. Besonders setzt sich der NABU für den Erhalt der Artenvielfalt und von natürlichen Ökosystemen im In- und auch im Ausland ein. Der NABU ging aus dem 1899 gegründeten Bund für Vogelschutz hervor und ist ein staatlich anerkannter Umwelt- und Naturschutzverband. Im Jahr 2022 haben rund 350 Menschen für den NABU gearbeitet, rund 70.000 haben freiwillig mitgeholfen. Der NABU betreibt neben eigenen Forschungsinstituten auch Öffentlichkeitsarbeit, Aufklärungsarbeit und berät den Bund bei Naturschutzfragen.
„Interview zum Wolfsmanagement: "Isegrim regulieren und erhalten"“
Land & Forst, 29.05.2023 - Hans-Dieter Pfannenstiel, Madeline Düwert
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Die Perspektive in 30 Sekunden
„Mit dem gegenwärtig praktizierten Weidetierschutz funktioniert friedliche Koexistenz […] nicht wie gewünscht, das zeigen schon alleine die offiziell bestätigten Risszahlen“, spricht sich der emeritierte Zoologieprofessor und langjährige Jäger Hans-Dieter Pfannenstiel für einen stärkeren Abschuss des Wolfes in Deutschland aus. Im Interview mit LAND & FORST-Redakteurin Madeline Düwert fordert er darüber hinaus, Wölfe wie auch jedes andere Wild dauerhaft in gewissen Situationen zu bejagen.
Denn ein friedliches Zusammenleben zwischen Menschen, Nutztieren und Wölfen könne nur gelingen, „wenn dem Wolf durch reguläre und kontrollierte Bejagung die Scheu vor Menschen, vor menschlichen Ansiedlungen und vor Weidetieren anerzogen wird“, gibt Pfannenstiel zu bedenken. So könne man sicherstellen, dass Wölfe sich vor allem Nutztieren nicht mehr nähern. Weidezäune und Hütehunde seien dahingegen nicht immer realistische Lösungen. Viele Wölfe lernen laut dem Zoologen, wie sie Weidezäune überwinden können – und Hütehunde seien aufgrund ihrer Aggressivität und Kosten in Anschaffung und Haltung nicht immer hilfreich.
Gleichzeitig könne man es sich nicht leisten, auf die Nutztierhaltung von Weidetieren zu verzichten: „Hört die Beweidung in unserem Land großflächig auf, werden viele Offenlandarten verschwinden, unsere Kulturlandschaft wird sich stark verändern“, prognostiziert Pfannenstiel. Dass eine regelmäßige Bejagung funktionieren könne, ohne die Wolfspopulation als Ganzes zu gefährden, zeigen laut dem Zoologen auch Beispiele aus dem Baltikum, in dem eine solche Bejagung bereits praktiziert werde.
Anmerkungen der Redaktion
Hans-Dieter Pfannenstiel ist Biologe mit der Fachrichtung Zoologie und lehrte 30 Jahre lang an der Freien Universität Berlin. Zudem ist er Jäger und hat seit 1992 ein Hochwildrevier in Brandenburg gepachtet. Dort habe er auch schon Begegnungen mit Wölfen gemacht. 2017 hat er für mehrere Jagdverbände ein Gutachten über den Umgang mit dem Wolf in der Kulturlandschaft Deutschlands verfasst – er spricht sich darin für einen begrenzten Abschuss des Wolfes aus.
Madeline Düwert ist Redakteurin für Agrarpolitik bei LAND & FORST. Ihr Volontariat hat sie beim Deutschen Landwirtschaftsverlag gemacht, der die LAND & FORST herausgibt.
Die LAND & FORST ist ein landwirtschaftliches Wochenblatt und erscheint im Deutschen Landwirtschaftsverlag GmbH. Die Zeitung versteht sich als „Stimme der Landwirtschaft. Seit Generationen“ und erscheint sowohl im Print- als auch Digitalformat. Das Blatt richtet sich an Landwirte in Niedersachsen. Im vierten Quartal 2023 betrug die verkaufte Auflage laut IVW rund 43.000 Exemplare. Die Chefredaktion hat Maren Diersing-Espenhorst inne. LAND UND FORST liefert häufig Hintergrundberichte zu verschiedenen Landwirtschaftsthemen und lässt Expertinnen und Experten aus der Landwirtschaft in vielen Interview-Artikeln zu Wort kommen.
„Der Wolf ist auf dem besten Weg, zum Schädling zu werden“
Neue Zürcher Zeitung, 17.08.2022 - Andri Rostetter
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Der stellvertretende Ressortleiter des Inlandsressorts bei der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG (NZZ), Andri Rostetter, spricht sich klar für eine stärkere Regulierung der Wölfe aus – und damit auch für mehr Abschüsse. Ansonsten sehe es gerade für Weidetiere düster aus. Denn der Wolf habe in Europa keine Feinde mehr – und der Artenschutz spiele dem Jagdtier zusätzlich in die Hände.
„In einem unberührten Ökosystem hat der Wolf als Spitzenprädator seinen festen Platz. Er erbeutet alte und kranke Tiere, hält so die Wildpopulationen gesund und beugt damit Schäden am Wald vor. Die Kadaver, die der Wolf bei seinen Beutezügen hinterlässt, ernähren zahlreiche andere Lebewesen wie Aasfresser“, zeichnet Rostetter ein Idealbild des Wolfes, an das Naturschützer seiner Ansicht nach glauben. Das sei mit der Realität in den meisten Weidegebieten aber nicht vergleichbar. Denn hier gebe es mit den Weidetieren Futter en masse für den Wolf. Und ohne Abschuss werde der Wolfsbestand zwar gut genährt – aber nicht reguliert.
Am Beispiel des Alpenraums macht Rostetter klar: Der Wolf sei längst auf dem Weg, zum „Schädling“ zu werden. Denn, so der Inlandsvizeressortleiter der NZZ: „Die Wolfspopulation habe sich in den letzten Jahren im ganzen Alpenraum exponentiell vermehrt und stelle damit die Existenz der Alpwirtschaft infrage.“ Von einer gefährdeten Rasse könne daher nicht mehr die Rede sein – eher von einer Plage für die dortige Landwirtschaft.
Anmerkungen der Redaktion
Andri Rostetter ist Journalist und Blattmacher sowie stellvertretender Ressortleiter Inland der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG (NZZ). Er hat Geschichte, Germanistik und Pädagogik in Bern und Freiburg in der Schweiz studiert. Rostetter hat für verschiedene Zeitungen wie den NEUEN ANZEIGER SULGEN und das ST. GALLER TAGBLATT geschrieben. 2019 wurde er mit dem Ostschweizer Medienpreis ausgezeichnet.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG (NZZ) ist 1780 gegründet worden und gilt als Leitmedium im deutschsprachigen Raum sowie als wichtigste überregionale Tageszeitung der Schweiz. Die NZZ wird von EUROTOPICS als liberal-konservativ bezeichnet und hat nach eigener Angabe eine „freisinnig-demokratische“ Ausrichtung. Der NDR schreibt, die NZZ sei gekennzeichnet von einer „urliberalen Haltung, Weltoffenheit und einem nüchternen Ton“; der Medienwissenschaftler Uwe Krüger sieht sie als konservativ, liberal und bürgerlich. Seit Eric Gujer 2015 Chefredakteur wurde, spricht etwa der DEUTSCHLANDFUNK von einem „Rechtsrutsch“ in der Berichterstattung. Der NDR befindet, Gujer habe die „NZZ um typisch rechtskonservative Themen und Meinungen erweitert“. Im Jahr 2020 hat die NZZ-Mediengruppe zum ersten Mal mehr als 200.000 zahlende Abonnierende erreicht (2022: 209.300). Zudem konnten sie im selben Jahr mehr als 30.000 neue Lesende gewinnen.
„Politische Stimmung wird gern mit Angst gemacht“
MDR, 29.08.2023 - Malena Menke, Kurt Kotrschal
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Die Perspektive in 30 Sekunden
„Wenn man irgendwo glaubt, Wölfe per Abschuss draußen halten zu können, ist das ein Irrtum“, stellt der emeritierte Professor für Verhaltensbiologie Kurt Kotrschal im Interview mit Malena Menke vom MDR klar. Der Ethnologe argumentiert: „Denn für jeden abgeschossenen Wolf [...] kommen zwei weitere rein. Wenn man sich nicht darauf einstellt, wird dieser Konflikt nur verlängert.“
Er plädiert daher für einen „entspannten“ Umgang mit dem Wolf. Herdenschutz sei das Gebot der Stunde. Ein menschliches Eingreifen in die Wolfspopulation hält Kotrschal dahingegen nicht für realistisch. Vor allem, weil die Wölfe laut Kotrschal selbst dafür sorgen, dass sich nicht zu viele Wolfsrudel in einem Gebiet niederlassen.
Forderungen nach mehr Abschüssen führt er vor allem auf politisch motivierte Ressentiments zurück. Man wolle Wählerstimmen dadurch gewinnen, dass man bekannte Schwierigkeiten, wie beispielsweise den Rückgang kleinbäuerlicher Betriebe auf einen Sündenbock schiebt. Da eigne sich der Wolf perfekt. Auch eigne sich der Wolf gut, um Ängste und Ressentiments zu schüren. Und, so Kotrschal, „politische Stimmung, besonders überall zu Wahlzeiten, wird gerne mit Angst gemacht. Man weiß, dass Angst die wirksamste Motivation ist, um Wähler zu mobilisieren und für sich zu gewinnen“.
Anmerkungen der Redaktion
Kurt Kotrschal ist österreichischer Biologe, Verhaltensforscher und Autor. Er hatte bis 2018 eine Professur für Zoologie mit besonderer Berücksichtigung von Morphologie, Ökologie und Neurobiologie an der Fakultät für Lebenswissenschaften an der Universität in Wien inne. Außerdem ist er Mitbegründer des WSC-Wolfsforschungszentrums, das Hunde und Wölfe besser verstehen lernen und dieses Wissen weitergeben möchte. Kotrschal ist zudem Sprecher der AG Wildtiere am Forum für Wissenschaft & Umwelt in Österreich. Er hat Biologie an der Universität Salzburg studiert und dort auch promoviert sowie habilitiert. Von 1990 bis 2018 war er Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstelle für Ethnologie in Grünau/Oberösterreich. 2010 wurde er Österreichs Wissenschaftler des Jahres, 2013 hat sein Buch „Wolf – Hund – Mensch“ die Auszeichnung österreichisches Wissenschaftsbuch des Jahres erhalten.
Malena Menke ist Redakteurin bei der HESSENSCHAU. Sie berichtet schwerpunktmäßig über Gesellschaft, Bildung und Gesundheit. Menke hat Deutsche Literatur und Medien, Medienwissenschaft und Journalismus in Marburg und Mainz studiert. Seit 2014 arbeitet sie für den HESSISCHEN RUNDFUNK (HR), zunächst als Reporterin beim Radio sowie als Redakteurin und CvD, mittlerweile wird sie auch online eingesetzt.
Der MITTELDEUTSCHE RUNDFUNK (MDR) ist die Landesrundfunkanstalt für das Land Sachsen-Anhalt sowie für die Freistaaten Sachsen und Thüringen. 1991 wurde der MDR gegründet und startete 1993 auch im Fernsehen. Der MDR ist Teil der öffentlich-rechtlichen Sender und Mitglied der ARD. Er wird hauptsächlich über die Rundfunkgebühren finanziert. Durch den Rundfunkstaatsvertrag ist die Unabhängigkeit und Überparteilichkeit festgeschrieben. Zu den Radiosendern gehören MDR Sachsen, MDR Sachsen-Anhalt, MDR Thüringen, MDR Jump, Sputnik, MDR Tweens, MDR Kultur, MDR Aktuell und MDR Klassik. Seine Auslandskorrespondentinnen und Auslandskorrespondenten hat der MDR in Brüssel, Washington, Paris, Zürich, Prag, Neu-Delhi und Shanghai. Intendantin ist seit 2011 die Juristin Karola Wille. Der MDR betreibt außerdem das Portal MDR360G, das einen umfassenden Blick über die Medienwelt ermöglichen soll, indem es Analysen, Texte und Videos zu Medien und ihrer Funktionsweise veröffentlicht.
„Wolf oder Söder – wer ist gefährlicher fürs Land?“
Hamburger Morgenpost, 07.05.2023 - Frank Wieding
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Der Printchef der HAMBURGER MORGENPOST, Frank Wieding, steht dem Wolfsabschuss kritisch gegenüber. Für ihn ist es ein Verrat am Artenschutz, Wölfe jetzt vermehrt zum Abschuss freizugeben. Der Schutz von Weidetieren sei zwar aufwändig, räumt Wieding ein – „aber die Natur gehört uns Menschen eben nicht alleine“.
Zudem erfülle der Wolf eine wichtige Rolle im Ökosystem. „Zu weit mehr als 90 Prozent ernähren sich Wölfe von Rehen, Rot- und Schwarzwild – erfüllen damit eine wichtige Funktion im Wald.“ Menschliche Nutztiere machen laut dem Redakteur nur rund zwei Prozent der Wolfsbeute aus.
Ein bisschen scheinheilig findet Wieding es auch, jeden Riss von Nutztieren zu beklagen – wobei die Tiere ohnehin vom Menschen irgendwann gegessen worden wären. Daher gilt für ihn: „Wir müssen lernen, im friedlichen Miteinander mit den Wölfen zusammenzuleben.“ Für ihn geht es auch darum, „wie sehr wir die Natur achten und den Artenschutz nicht nur als Worthülse verstehen“.
Anmerkungen der Redaktion
Frank Wieding ist Printchef der HAMBURGER MORGENPOST (MOPO) und Mitglied der Chefredaktion. Er schreibt vor allem über Themen wie Wohnungsnot und Stadtentwicklung, soziale Gerechtigkeit, Umwelt-, Klimaschutz und Tierrechte. Wieding hat sein Volontariat bei der MOPO absolviert und schon in verschiedenen Positionen wie der Ressortleitung Hamburg oder als stellvertretender Chefredakteur für die Zeitung gearbeitet. Weitere berufliche Stationen waren unter anderem die TAZ Hamburg und verschiedene NGOs.
Die HAMBURGER MORGENPOST (MOPO) gilt als älteste deutsche Boulevardzeitung. Sie wurde im SPD-Umfeld gegründet, wurde rund 50 Jahre vom Verlagshaus Gruner+Jahr herausgegeben und gehört seit 2020 dem Xing-Manager Arist Harpe. Trotz der Ausrichtung als Boulevardzeitung titelt die MOPO weniger reißerisch als etwa die BILD. Dennoch sind Artikel, die in der Zeitung erscheinen, boulevardtypisch kurz gehalten, Überschriften sollen emotionalisieren. Zu den großen gesellschaftspolitischen Themen verhält die MOPO sich eher konservativ. Bezüglich des Klimawandels wird beispielsweise zwar über die negativen Folgen berichtet, gleichzeitig werden „Fridays for Future“ und dessen Aktivistinnen und Aktivisten als „Klima-Teenies“ bezeichnet, deren Forderungen als übertrieben dargestellt werden.
„„Beim Thema Wolf zählt Vorsorge über Ländergrenzen hinweg““
Thünen-Institut, 13.07.2023 - Kathrin Rieck, Heiner Schumann
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Die Perspektive in 30 Sekunden
Heiner Schumann arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachinstitut für Waldökosysteme des THÜNEN-Instituts, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft betrieben wird. Im Interview mit der Medienreferentin Kathrin Rieck gibt er einen Einblick in die Forschung zum Thema Wolf. „Hauptaufgabe ist es, aktiv das Wolfsmonitoring in der Fläche durchzuführen und Wolfssichtungen und Hinweise auf Wolfsanwesenheit aus der Bevölkerung aufzunehmen, zu verifizieren und zu dokumentieren. Die gesammelten Daten werden dann dem Landesumweltamt gebündelt zur Verfügung gestellt“, erläutert Schumann. Das wichtigste Mittel dabei seien Fotofallen.
Eine besondere Schwierigkeit der Wolfsbeobachtung liege in der Umtriebigkeit des Forschungsgegenstands. Das Verbreitungsgebiet einer einzelnen Wolfsfamilie liege in Deutschland bei rund 100 bis 350 Quadratkilometern. Gleichzeitig könne ein Wolf pro Tag bis zu 100 Kilometer an Strecke zurücklegen.
„Gerade bei einer so hochmobilen Art, die bis zu 100 km am Tag überwinden kann und vor Staatsgrenzen nicht haltmacht, sollte der Blick nicht nur auf die eigenen Verwaltungsgrenzen beschränkt bleiben“, erklärt Schumann daher. In Sachen Wolfsbeobachtung – und auch Wolfskontrolle – müsse man daher staatsübergreifend zusammenarbeiten. Auch könne man in Deutschland noch viel von Ländern lernen, in denen der Wolf nie verschwunden war. Beispielsweise sollte man Schumann zufolge flächendeckend Herdenschutz ermöglichen, denn der Wolf werde sich auch weiter in Deutschland ausbreiten. Und wo der Wolf auch schon ein paar Jahre lang lebe und die Menschen besser auf Wölfe vorbereitet sind, sei die Angst vor Wolfsangriffen meist auch geringer.
Anmerkungen der Redaktion
Heiner Schumann ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachinstitut für Waldökosysteme des THÜNEN-Instituts, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft betrieben wird. Er beschäftigt sich hier hauptsächlich mit dem Thema Wolf. Konkret mit der Wolfsbeobachtung, sowie der Begutachtung von Wolfsrissen. Auch zum Thema Herdenschutz forscht Schumann am Institut für Waldökosysteme.
Kathrin Rieck arbeitet als Wissenschaftsjournalistin und Medienreferentin für das THÜNEN-Institut. Sie hat in Göttingen Wildtier-Biologie studiert und ist im Anschluss in den Journalismus gegangen. So hat sie über sieben Jahre lang als freie Mitarbeiterin für die Mediengruppe RTL geschrieben, hat als Producerin für Story House Productions gearbeitet und war freiberuflich auch als Social-Media Managerin für Klatschmohn Naturkost GmbH tätig. Vor ihrer Zeit beim THÜNEN-Institut hat sie als Redakteurin für das Braunschweiger Stadtmagazin „BS-Live! und Szenebilder-Medien“ gearbeitet.
Das Johann Heinrich von Thünen-Institut, kurz THÜNEN-INSTITUT ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit Hauptsitz in Braunschweig. Das Institut ist in verschiedene Fachbereiche unterteilt, die sich unter anderem mit der nachhaltigen Weiterentwicklung der ländlichen Räume, der Land-, Forst- und Holzwirtschaft sowie der Fischerei beschäftigen. Zu diesen Themen steht das Forschungsinstitut der Bundesregierung beziehungsweise dem BMEL auch beratend zur Seite. Im Jahr 2021 verfügte das Forschungsinstitut über rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auf der Website THUENEN.DE informiert das Institut über die eigene Forschung sowie fachbereichsrelevante Forschungsinhalte.
„Präventiver Abschuss: Nimmt der Umgang der Schweiz mit dem Wolf den Weg der EU vorweg?““
Swissinfo, 24.01.2024 - Domhnall O’Sullivan
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Die Perspektive in 30 Sekunden
In der Schweiz dürfen Wölfe mittlerweile deutlich leichter geschossen werden. Für das öffentlich-rechtliche Schweizer Nachrichtenportal SWISSINFO.CH hat sich der Redakteur Domhnall O’Sullivan daher angesehen, wie die Schweizer Lockerungen im Naturschutzrecht auch Vorboten einer EU-Lockerung sein können.
„Besondere Aufmerksamkeit erregte der Regierungsbeschluss vom November, der einen präventiven Abschuss von bis zu 70 % der Wolfspopulation erlaubte. Der Plan zielte darauf ab, das rasante Wachstum des Raubtiers – die Population nimmt jährlich um 30 % zu – zu bekämpfen“, erklärt O’Sullivan. Seither sind in der Schweiz 32 Wölfe geschossen worden (Stand 31.01.2024).
„Der Wechsel der Schweizer Regierung zu einem proaktiven und präventiven Ansatz könnte […] ein Vorbote dessen sein, was anderswo auf den Wolf zukommen wird“, führt O’Sullivan aus. Auch in der EU werde nämlich über eine Lockerung der Naturschutzbestimmungen für den Wolf diskutiert. Denn, wie Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die selbst ein Pony durch einen Wolfsriss verloren hat, es kurz vor Weihnachten ausdrückte: „Die Konzentration von Wolfsrudeln in einigen europäischen Regionen ist zu einer echten Gefahr geworden, insbesondere für Nutztiere.“
Anmerkungen der Redaktion
Domhnall O'Sullivan ist ein ursprünglich aus Irland stammender Journalist, arbeitet aber seit mehreren Jahren für deutschsprachige Medien. Seit 2017 arbeitet er für das Schweizer Nachrichtenportal SWISSINFO. Dort beschäftigt er sich hauptsächlich mit (Außen-)Politik und Kulturnachrichten.
SWISSINFO ist ein öffentlich-rechtliches Nachrichtenportal der Schweiz, das Nachrichten aus der und über die Schweiz in zehn Sprachen veröffentlicht. Das Medium beschäftigt sich hauptsächlich mit den Themen Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Bildung sowie direkter Demokratie. Zur Zielgruppe gehören an der Schweiz interessierte Ausländer sowie die Auslandsschweizer. Ziel des Themenkomplexes direkte Demokratie ist es, im Ausland das Schweizer Demokratieverständnis prominent zu machen. SWISSINFO ging ursprünglich aus dem Schweizer Radio International (SRI) hervor, das als Radionachrichtensender Nachrichten aus der Schweiz für Auslandsschweizer bereitstellen sollte. Nach mehreren Umbenennungen wurde es schließlich 2004 zum Nachrichtenportal SWISSINFO.
Die Perspektive in 30 Sekunden
Im Interview mit dem WDR erklärt Katharina Stenglein vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), wie man sich am besten verhält, wenn man einem Wolf begegnet. Erst einmal müsse klargestellt werden, dass eine solche Begegnung extrem unwahrscheinlich sei. Denn Wölfe meiden Menschen. Sollte es dennoch zu einer Begegnung kommen, hat Stenglein ein paar Tipps für die Spaziergänger und Wanderer parat.
Zunächst solle man auf sich aufmerksam machen. „In die Hände klatschen, oder laut rufen und gerne auch die Sichtung dem zuständigen Landesamt melden, damit die Bescheid wissen, da ist jetzt ein Wolf unterwegs“, erklärt Naturschutzexpertin Stenglein. Normalerweise sollte dann nichts passieren.
Natürlich könne der Wolf dem Menschen unter gewissen Umständen auch gefährlich werden, räumt die NABU-Mitarbeiterin ein. Dabei spielen ihr zufolge zwei Faktoren eine Rolle: „Zum einen, der Wolf ist krank. Zum anderen: Der Wolf ist angefüttert worden.“ Werden diese beiden Punkte vermieden, haben Wölfe laut Stenglein gar kein Interesse an Menschen. Nur auf die eigenen Hunde müsse man achtgeben und diese an der Leine führen. Denn wenn ein Hund einem Wolf in freier Wildbahn begegne, werde der Wolf den Hund als Eindringling werten. Sei der Hund hingegen mit einem Menschen unterwegs, meide der Wolf den Hund – einfach aufgrund der Präsenz des menschlichen Begleiters.
Anmerkungen der Redaktion
Katharina Stenglein arbeitet als Projektkoordinatorin zum Thema Wildkatze beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Zudem ist sie für die nachhaltige und ökologische Fashionmarke „Natürlich Quatschköpfe“ tätig. Vor ihrer Zeit beim BUND hat sie mehrere Jahre als Biologielehrerin für eine Schule des Christlichen Jugenddorfwerks (CJD) gearbeitet. Stenglein hat Biologie und Psychologie in Bonn studiert.
Der WESTDEUTSCHE RUNDFUNK (WDR) ist die größte der neun Landesrundfunkanstalten der ARD. Er entstand 1956, als sich der NWDR in den NDR und den WDR aufteilte. Die Sendeanstalt hat sechs Radioprogramme und einen Fernsehsender, zu dessen bekanntesten Programmen unter anderem das Politmagazin „Monitor“, die „Sportschau“ oder das Kinderangebot „Die Sendung mit der Maus“ gehören. Laut eigenen Angaben ist der Sender nach Anzahl der Beschäftigten das zweitgrößte Medienunternehmen Europas hinter der BBC. Laut der „Media-Analyse 2022“ erreichen alle Radiosender des WDR zusammen rund 8 Millionen Zuhörerinnen und Zuhörer jeden Tag. Der Webauftritt des WDR hatte im September 2023 laut Similarweb rund 14,7 Millionen Besuche zu verzeichnen.